Malta: Franziskus warnt vor wachsender religiöser Gleichgültigkeit
Papst Franziskus hat Maltas Katholiken zu "neuen, vielleicht sogar riskanten Wegen der Evangelisierung und Verkündigung" aufgefordert. "Nachlassende Glaubenspraxis und die Gleichgültigkeit vieler junger Menschen gegenüber der Gegenwart Gottes" seien keinesfalls zu verniedlichen, mahnte der Papst am Samstagnachmittag auf der maltesischen Insel Gozo. Dort besuchte Franziskus Maltas größten Wallfahrtsort Ta' Pinu in Gharb an der Westspitze von Gozo.
Zwar ist Malta noch immer eines der Länder Europas mit dem höchsten Katholikenanteil. Doch allein seit dem letzten Besuch von Papst Benedikt XVI. vor zwölf Jahren sank der Katholikenanteil um rund zehn Prozent auf jetzt 85 Prozent. Am Morgen in Valletta hatte der Papst einerseits westliche Werte wie Freiheit und Demokratie gelobt, warnte aber auch vor Säkularisierung und Konsumismus, die den Glauben schwächten.
Der christliche Glaube müsse so verkündet werden, mahnte der Papst weiter, dass er Menschen wirklich berühre. Das Leben der Kirche sei keine "vergangene Geschichte, die nur der Erinnerung dient", sondern auch eine "große Zukunft, die nach Gottes Plänen gestaltet werden will". Ein Glaube "nur aus überlieferten Bräuchen, großen Feiern, schönen volkstümlichen Anlässen" könne nicht genügen.
Ebenso wenig dürften Christen sich mit dem Gedanken zufriedengeben, "dass alles in allem ein gewisser religiöser Geist noch weiterbestünde". Auch dürfe ein traditionell katholisches Land sich "nicht damit begnügen, im Schatten schöner Kirchen füreinander da zu sein, während draußen so viele Brüder und Schwestern unter dem Kreuz von Schmerz, Elend, Armut und Gewalt leiden". Die Art und Weise, wie diese Menschen angenommen werden, mahnte der Papst, "ist auch der Lackmustest dafür, wie sehr die Kirche tatsächlich vom Geist des Evangeliums durchdrungen ist".
Franziskus predigte bei einer Andacht vor der Wallfahrtskirche von Ta' Pinu vor rund 3.000 Menschen. Begleitet wurde er dabei von Gozos früherem Bischof, Kardinal Mario Grech, dessen Nachfolger Anthony Teuma und Maltas Erzbischof Charles Scicluna. Anschließend begab er sich zurück nach Rabat auf der Hauptinsel Malta. Dort nächtigt er in der Apostolische Nuntiatur.
Am Sonntag, dem zweiten und letzten Tag seiner Malta-Reise, stehen ein Besuch in der Paulusgrotte, eine Messe und Gespräche in einem Aufnahmezentrum für Migranten auf dem Programm. Am frühen Abend kehrt der Papst nach Rom zurück.
Quelle: kathpress