400 Jahre Uni Salzburg: Hochschulwochen als "Vorhalle des Konzils"
Wenn heuer das 400-Jahr-Jubiläum der Universität Salzburg gefeiert wird, dann steht damit nicht nur die Theologische Fakultät als Gründungskern der Universität im Fokus, sondern auch die "Salzburger Hochschulwochen". Sie waren in ihrer inzwischen 90-jährigen Geschichte nicht nur der Motor einer universitären Neugründung, sondern stets auch Experimentierfeld geistiger und theologischer Innovation. Darauf hat der Salzburger Theologe und Hochschulwochen-Obmann Prof. Martin Dürnberger bei einem Vortrag an der Universität Salzburg hingewiesen. Gemeinsam mit dem Leiter des Universitätsarchivs, Christoph Brandhuber, referierte Dürnberger im Rahmen der Jubiläumsvortragsreihe "400PLUS Lectures" über historisch-theologische "Sternstunden" der Universität Salzburg.
Zu diesen "Sternstunden" zählen laut Dürnberger nicht nur historische Ereignisse wie der Neustart der Theologischen Fakultät 1945 aus den Trümmern des Krieges heraus oder die Neugründung der gesamten Universität 1962, sondern auch die hochrangigen und prominenten Referentinnen und Referenten, die seit den 1930er-Jahren die Hochschulwochen zu einer international renommierten Einrichtung werden ließen. Unter den Referenten waren etwa Edith Stein (1930), der Jesuit und Konzilsvordenker John Courtney Murray (1937), Karl Rahner (1937), der Künstlerpriester Otto Mauer (1950), der Neurologe und Begründer der Logotherapie Viktor Frankl (1951), die Schriftstellerin Gertud von le Fort (1951) sowie Hans-Georg Gadamer (1971). Frankl habe bei den Hochschulwochen seine später weltberühmt gewordenen "Zehn Thesen zur Person" vorgetragen.
Karl Rahner habe in seiner damals zweiwöchigen Vortragsreihe unter unscheinbaren Titel "Theologie und Religionsphilosophie" nichts Geringeres vorgetragen als den später zum theologischen Klassiker avancierten "Hörer des Wortes". Darin entwickelte Rahner den Gedanken der "anthropologischen Wende", die theologiegeschichtlich seither mit ihm verbunden ist und zu den Leitsätzen moderner Theologie gehört, so Dürnberger. Rahners Vorlesungen, so Dürnberger weiter, galten schon damals als "durchaus harter Stoff" - "aber zum Glück für die Hörer gab es einen eigenen 'Repetitor', der Rahners Überlegungen nochmals durchbesprach: einen gewissen Franz König, der später Kardinal von Wien werden sollte".
Zu den schillernden Personen, die den Hörern "Sternstunden" bescherten, habe außerdem der amerikanische Jesuit John Courtney Murray gehört, führte Dürnberger weiter aus. Schließlich wurde Murray knapp 30 Jahre später zu einem der Stars des Zweiten Vatikanischen Konzils, der maßgeblich für Weichenstellungen im Zentraldokument "Dignitatis Humanae" zur Religionsfreiheit verantwortlich zeichnete. Ohne Murray und seine Auseinandersetzung auf dem Konzil mit Kardinal Alfredo Ottaviani lasse sich die Position der Katholischen Kirche zur Religionsfreiheit nicht verstehen, so Dürnberger.
So habe sich bereits in der Frühzeit der Hochschulwochen eine Konstellation von Personen bzw. "hellsten Köpfen der damaligen Zeit" gebildet bzw. ausgetauscht, die die Hochschulwochen zu einer "Vorhalle des Zweiten Vatikanums" werden ließen, führte Dürnberger unter Verweis auf Hochschulwochen-Gründer P. Thomas Michels aus.
Nach zwei pandemiebedingt weitgehend digital absolvierten Hochschulwochen findet die renommierte Sommeruniversität heuer wieder "analog" und vor Ort vom 1. bis 7. August statt. Das Thema der heurigen Hochschulwoche lautet - durchaus in Anlehnung an das Universitätsjubiläum - "Wie geht es weiter? Zur Zukunft der Wissensgesellschaft". (Infos: www.salzburger-hochschulwochen.at)
Quelle: kathpress