Zulehner: Papst besucht eher Kiew als Moskau
Gegenwärtig ist es wahrscheinlicher, dass Papst Franziskus Kiew besucht als Moskau. Zu dieser Einschätzung ist der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner unter Berufung auf einen persönlichen Briefwechsel mit dem emeritierten deutschen Kurienkardinal Walter Kasper gekommen, der von 2001 bis 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen war. Zulehner äußerte sich im Rahmen der Live-Übertragung der Weihe Russlands und der Ukraine an das Unbefleckte Herz Mariens durch Papst Franziskus am Freitagabend, die er auf ORF III kommentierte.
Zwar habe der Papst bereits mehrfach den Wunsch nach einem Zusammentreffen mit Patriarch Kyrill I. in Moskau geäußert, aber bisher sei der Heilige Synod, also das Spitzengremium der Russischen Orthodoxen Kirche, dagegen gewesen, führte Zulehner aus. Der zuletzt mehrfache telefonische Kontakt des Papstes mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj deute darauf hin, dass ein Besuch von Franziskus in Kiew erwogen werde.
Die vom Papst vollzogene Marienweihe sei "keine magische Formel", erklärte der Theologe. Vielmehr sei sie die "inständige Bitte" der Gläubigen an Gott mit dem Inhalt: "Ändere Du das Herz der Menschen." Angesichts der täglichen Nachrichten über das unermessliche Leid des Krieges könne man schon den Eindruck gewinnen, "da hat der Teufel Oberhand gewonnen", so Zulehner. Umso mehr sei es für Gläubige nachvollziehbar, dass in einem Gottesdienst, in einem päpstlichen Weiheakt, die guten Kräfte geradezu herabgerufen werden.
Quelle: kathpress