Lackner schrieb Brief an Bischof Aleksij: "Antwort ist Schweigen"
Schon vor gut zwei Wochen hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner einen Brief an der Wiener russisch-orthodoxen Bischof Aleksij (Zanochkin) geschrieben, in dem er zum gemeinsamen Gebet und Einsatz für den Frieden aufgerufen hat. Antwort hat er darauf vom russischen Bischof allerdings noch keine erhalten, wie er am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien auf Anfrage einräumte: "Die Antwort ist Schweigen. Zumindest bis jetzt", so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz wörtlich.
In dem Schreiben vom Aschermittwoch hatte der Erzbischof dem russischen Bischof versichert, dass seine Gebete um Frieden "nicht nur einer Seite in diesem Krieg gelten. Der Friede muss von allen kommen und für alle." Es gehe darum, "dass auch das russische Volk Anteil an der Aussöhnung, am gerechten Frieden haben wird, den wir alle zum Ende dieser Krise erflehen".
Vonseiten der Russisch-orthodoxen Kirche in Wien gibt es freilich nach wie vor keine deutliche Distanzierung vom russischen Angriff auf die Ukraine. "Wir versuchen Äußerungen zu unterlassen, die Schaden anrichten oder Feindschaft oder Verwirrung in die Seelen der Menschen säen könnten", wurde Bischof Aleksij (Zanochkin) am vergangenen Mittwoch von der Zeitung "Kurier" zitiert. Nachsatz: "Bitte verstehen Sie dies."
40.000 russisch-orthodoxe Gläubige in Österreich
Sitz des Bischofs ist die St.-Nikolaus-Kathedrale im dritten Wiener Gemeindebezirk. Die Kathedrale in Wien ist das spirituelle und administrative Zentrum der russischen orthodoxen Kirche in Österreich, die dem Patriarchat von Moskau untersteht. Die Kathedrale und die zentralen Einrichtungen der Diözese befinden sich auf dem Gelände der russischen Botschaft.
Bis zu 40.000 russisch-orthodoxe Gläubige leben in Österreich. Nicht wenige davon stammen auch aus der Ukraine, wo die Ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats eine der zwei großen orthodoxen Kirchen ist. Die Kirche hatte bisher eine gewisse Autonomie innerhalb des Moskauer Patriarchats, hat sich zuletzt aber deutlichen gegen die russische Aggression gegen die Ukraine ausgesprochen.
Ein Teil der orthodoxen Ukrainer in Österreich ist schon vor Jahren von der Russisch-orthodoxen zur Griechisch-orthodoxen Kirche (Patriarchat von Konstantinopel) "gewechselt", in der es bereits seit einigen Jahren eine ukrainischsprachige Gemeinde gibt. Wie sich die Kräfteverhältnisse nun in Österreich verschieben werden, ist derzeit unklar und hängt auch davon ab, welcher Kirche die in Österreich bleibenden ukrainischen Flüchtlinge angehören.
In der Ukraine gibt es drei große Kirchen: Neben der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats die unabhängige Orthodoxe Kirche der Ukraine und die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche, die mit Rom verbunden ist.
Quelle: kathpress