Katholische Arbeitnehmer fordern Investitionen im Sozialbereich
Die Aufstockung von Mitteln im Sozial- und Care-Bereich sowie Investitionen "in mehrfacher Milliardenhöhe" hat die "Katholische Arbeitnehmer/innen Bewegung Österreich" (KABÖ) nach ihrer Bundeskonferenz im Bildungshaus der Elisabethinen am Freinberg in Linz gefordert. Themenschwerpunkt war die Auseinandersetzung mit der bezahlten und unbezahlten Sorgearbeit und die nötigen Konsequenzen aus der Covid-Krise. Unter den Teilnehmenden war auch der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer, wie die KABÖ am Dienstag in einer Aussendung mitteilte.
Es brauche im Sozialbereich eine ausreichende öffentliche Finanzierung, hielt die katholische Arbeitnehmervertretung fest. Das bedeute konkret "anständige und gut bezahlte Arbeitsplätze". Gute Sorgearbeit sei kein individuelles Problem, sondern ein strukturelles, und müsse daher politisch gelöst werden, so die Überzeugung der KABÖ. Dringend brauche es eine Arbeitszeitverkürzung auf allen Ebenen. Darüber hinaus benötige es weitere Maßnahmen.
So müssten die Dienstleistungs- und Care-Sektoren gewerkschaftlich endlich gleichrangig vertreten werden. "Investitionen im Care-Sektor bringen Mehrwert, weil sie Folgewirkungen haben." Negativeffekte mit Folgekosten würden vermieden, etwa die Armutsgefährdung von Frauen und Kindern. Investitionen im Care-Bereich lohnten sich volkswirtschaftlich. Für jeden öffentlich investierten Euro in der Langzeitpflege komme es zu einem Rückfluss von 70 Prozent für die öffentliche Hand durch Steuern und Sozialversicherungsabgaben. Der Beschäftigungseffekt von Investitionen im Care-Sektor sei demnach um 60 Prozent höher als etwa im Bau-Sektor, rechnete die KABÖ vor.
Folgen für Frauen
Auch die Folgen der Corona-Pandemie für Frauen waren ein Thema bei der Bundeskonferenz. Die gegenwärtige Covid-Krise sei zu großen Teilen zulasten der Frauen gegangen, hielt die KABÖ fest. Dies gelte etwa für die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Insbesondere in kritische Infrastruktur, wie Pflege, Kinderbetreuung und Versorgung müssten genügend finanzielle Ressourcen fließen, damit geschlechtergerechte Strukturen überhaupt zustande kommen, so die Forderung.
Frauen seien in der Pandemie in vielen Bereichen "unsichtbar" gewesen und hätten während der Lockdowns Tätigkeiten wie Haushalt oder Kinderbetreuung verrichtet, so die KABÖ. Sie seien also oft um Beförderungen oder Lohnerhöhungen "umgefallen". Von Politik und Wirtschaft werde das oft als "Luxusproblem" gesehen, dem man sich wieder widmen werde, wenn die Zeiten besser sind.
Untersuchungen zur letzten Wirtschaftskrise 2008 hätten bewiesen, dass Frauen zu den Verliererinnen auf allen Ebenen zählten. Die Hoffnung, dass Krisen Lernerfahrungen für eine zukunftsweisende Frauenpolitik ermöglichten, sei damals bitter enttäuscht worden, erinnerte die KABÖ. Umso wichtiger sein es daher, aus der gegenwärtigen Covid-Krise Lehren zu ziehen und nicht weiter eine Politik zu forcieren, in denen wieder Frauen die Verliererinnen sind.
Weiterer Schwerpunkt des heurigen Arbeitsjahres sei die Frage der Existenzsicherung und des Grundeinkommens, auch als Aspekt der Teilhabe an der Gesellschaft. Zudem wolle sich die KABÖ weltkirchlichen Synodalen Prozess beteiligen und dafür ein Dossier zum Thema "Arbeit und Soziale Fairness" erstellen.
(Infos: http://www.kaboe.at)
Quelle: kathpress