Herbert-Haag-Preis 2022 an Wiener Theologen Treitler verliehen
Der Herbert-Haag-Preis 2022, der die Auseinandersetzung mit Machtmissbrauch in der katholischen Kirche ins Zentrum rückt, wurde heuer u.a. an einen Österreicher verliehen: Den Wiener Theologen Prof. Wolfgang Treitler. Die Verleihung fand am Sonntag in Luzern statt, wo die Herbert-Haag-Stiftung ihren Sitz hat. Die Auszeichnung erhielten diesmal Menschen, die Opfer sexuellen und geistlichen Missbrauchs geworden sind, die ihre traumatischen Erfahrungen öffentlich gemacht haben und die sich persönlich für die Aufarbeitung dieser Skandale einsetzen, wie die Stiftung mitteilte.
Mit je 10.000 Franken oder Euro ausgezeichnet wurden weiters Matthias Katsch, Begründer der deutschen Initiative "Eckiger Tisch" sowie die Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz Johanna Beck, Kai Christian Moritz und Johannes Norpoth; außerdem Jacques Nuoffer für die Westschweizer Opfervereinigung Sapec und Albin Reichmuth für die Deutschschweizer Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld; schließlich die deutsche Buchautorin und Theologin Doris Reisinger. Im Anschluss an die Verleihung fand eine Podiumsdiskussion der Preisträger zum Thema statt, moderiert von der Journalistin und Politikwissenschaftlerin Christiane Florin.
"Das Leid, das den Opfern des Missbrauchs durch die Kirche zugefügt wurde, kann kein Preis aufwiegen", teilte die Stiftung mit. Die Preisverleihung formuliere aber "ein klares kirchenpolitisches und theologisches Statement": Im Zentrum stünden "die Opfer und die Überlebenden kirchlichen Missbrauchs, nicht die Interessen der Institution". Zugleich solle der Preis das Engagement der Preisträger würdigen.
Keine "Mitleidlyrik" erwünscht
Der Präsident der Herbert-Haag-Stiftung, Odilo Noti, betonte laut dem Schweizer Portal kath.ch, die Preisträgerinnen und Preisträger wollten keine "Mitleidlyrik" hören. "Sie wollen, dass wir die Wirklichkeit so sehen, wie sie ist - nicht so, wie wir sie gerne hätten." Die Kirche stehe "für ein menschliches, moralisches und religiöses Desaster ohnegleichen". Es sei höchste Zeit, diesbezügliche Illusionen aufzugeben "und uns mit dem auseinanderzusetzen, was die Mitte des Evangeliums ist: die Befreiung des Menschen".
Die Stiftung für Freiheit in der Kirche wurde 1985 vom Schweizer Theologen Herbert Haag (1915-2001) gegründet. Sie steht nach eigenen Angaben im Dienste eines aufgeschlossenen und ökumenisch gesinnten katholischen Glaubens. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Jesuit Klaus Mertes (67), die Theologen Eugen Drewermann (81) und Leonardo Boff (83) und der französische Bischof Jacques Gaillot (86).
Quelle: Kathpress