Vizekanzler lobt Caritas-Flüchtlingsarbeit am Wiener Hauptbahnhof
Vizekanzler Werner Kogler hat sich nach einem Besuch am Dienstag am Wiener Hauptbahnhof beeindruckt von der dort geleisteten Flüchtlingsarbeit der Caritas gezeigt. Begleitet von den Caritas-Verantwortlichen Anna Parr und Klaus Schwertner habe er sich "selbst ein Bild von der Betreuung ukrainischer Flüchtlinge" machen wollen, Kogler dankte danach via Soziale Medien der Caritas wie auch den ÖBB "für die großartige Arbeit" und tat dies danach auch in einer Sondersitzung des Nationalrats zur Ukrainekrise am Dienstag. Die Caritas betreibt am Hauptbahnhof in Kooperation mit den ÖBB einen Infopoint sowie ein Notquartier für Kriegsvertriebene aus der Ukraine.
Auf seinem Facebook-Account berichtete Schwertner von der Visite: "Gemeinsam mit @unsereOEBB bieten wir Schutzsuchenden dort Betreuung, Verpflegung und Unterkunft." Der Wiener Caritas-Direktor erwähnte auch ein neues Notquartier der Caritas im Ernst-Happel-Stadion sowie die Unterstützung der katholischen Hilfsorganisation für eine private Initiative, die Kinder aus Kiew evakuiert.
In einem Bericht der "Presse" (Mittwoch) über die Einrichtungen am Hauptbahnhof ist die Rede von rund 3.000 täglich aus der Ukraine ankommenden Flüchtlingen - in Summe bereits um die 45.000 Menschen. "Und es werden sicher noch mehr", so Klaus Schwertner. 80 Prozent der nach Österreich Gelangten - "mehrheitlich Frauen und Kinder" - zögen bald weiter nach Italien, Spanien, Frankreich oder Deutschland.
Sechstägige Flucht aus Odessa
Eines der Kriegsopfer in der früher als Postfiliale genutzten Notschlafstelle, die Platz für bis zu 60 Personen bietet, ist die 40-jährige Friseurin Julia, die mit ihren beiden kleinen Kindern gerade eine sechstägige Reise aus Odessa hinter sich gebracht hat. Nach dem kargen Raum mit lauter Notbetten soll es in die Steiermark weitergehen, wo Julia Bekannte hat, wie die Zeitung berichtete. Mitgereist sind auch Julias Mutter und ihre Schwägerin Irina, die ebenfalls ihre beiden kleinen Kinder dabeihat.
Bombeneinschläge in Odessas Flughafen nahe ihrem Wohnviertel und der Aufmarsch russischer Soldaten hätten sie in die Flucht getrieben, erzählen die Frauen mithilfe einer Dolmetscherin. Wie es weitergehen soll, weiß Julia nicht. "Am liebsten wären wir schon morgen wieder zu Hause", zitiert sie die "Presse". Die Spaltungen der Familien mache den Flüchtlingen ebenso zu schaffen wie die Ungewissheit. Die männlichen Angehörigen kämpfen in der Ukraine gegen die russischen Angreifer.
"Wir helfen bei der Weiterreise" Über die ankommenden Flüchtlinge sagte Mike Berger, Leiter des Caritas-Infopoints und des Notquartier am Hauptbahnhof dem "Standard": "Wir helfen ihnen bei ihrer Weiterreise und informieren sie über Gratisangebote der Bahnen." Dabei sei die Caritas "nur der Erstkontakt, die meisten verschwindenden dann schnell wieder". Viele der Betroffenen seien "einfach nur erschöpft und müssen sich eine Nacht ausruhen oder brauchen Wasser und eine Jause".
Die Caritas Wien bemüht sich nach den Worten ihres Direktors Schwertner derzeit vor allem um längerfristig verfügbare Quartiere. Laut Schätzungen von Flüchtlingsorganisationen könnten letztlich zwischen fünf und sieben Millionen Menschen aus der Ukraine wegen des Krieges auf der Flucht sein.
Mehr als 10.000 Hilfswillige hatten sich zuletzt bei der Caritas gemeldet. Gebraucht werden außer Wohnraum auch Geld- oder Sachspenden. (Info über den Bedarf: fuereinand.at)
Quelle: kathpress