Caritas ist österreichweit tragende Säule der Ukraine-Hilfe
"Kein Sprint, sondern ein Marathon" werde die Ukraine-Hilfe angesichts der dortigen Gewalt und Not sein müssen, sagte Caritas-Präsident Michael Landau bei einer Pressekonferenz von Innenministerium und Hilfsorganisationen am Montag in Wien. Und österreichweit mobilisieren die diözesanen Caritas-Organisationen ihre eigenen Kräfte und die vieler Freiwilliger, um dem leidgeprüften Land im Osten Europas beizustehen. Täglich langen Berichte über Sammlungen und Spenden für den Kauf von Überlebensnotwendigem ein, über Hilfstransporte an die ukrainischen Grenzen und zuletzt auch verstärkt über die Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen aus den Krisengebieten. Die Caritas erweist sich österreichweit als tragende Säule der Ukraine-Hilfe.
Der Kärntner Caritasdirektor Ernst Sandriesser war am Wochenende mit einer pfarrcaritativen Aktion der Pfarre Millstatt in Zywiec, einer Kleinstadt bei Krakau, um sich gemeinsam mit Pfarrer Slawomir Czulak ein Bild von der Lage in dem ukrainischen Nachbarland zu machen. Er zeigte sich nach Kontakten mit nach Polen Geflüchteten "erschüttert" etwa über die Lage der jungen Mutter Alina mit ihrem fünf Monate alten Baby Victoria und ihrem neunjährigen Sohn Daniel oder die in Zywiec gelandeten 100 Schüler, deren Eltern in der ganzen Ukraine verstreut sind. "Sie wurden von einem Tag auf den anderen zu Vertriebenen", so Sandriesser laut einer Aussendung am Montag.
Geldspende hilft am effektivsten
Der Millstätter Pfarrer Czulak sei in täglicher Abstimmung mit den dortigen Hilfsorganisationen, diese wiederum mit der Großregion Lemberg, erklärte der Caritas-Direktor. "Was in der Ukraine nicht gebraucht wird, bleibt in Polen für die Kriegsvertriebenen vor Ort." Es gelte, unnötige Transporte zu vermeiden. Bei Sachspenden mache oft die Zwischenlagerung Probleme. Mit einer Geldspende sei den Menschen oft am effektivsten geholfen, damit könnten die Caritas und ihre Partner vor Ort das kaufen, was benötigt wird: derzeit vor allem Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel, sagte Sandriesser.
Neben den ukrainischen Nachbarländern sieht der Caritasdirektor zwei weitere Schauplätze des Helfens - vor Ort im Kriegsgebiet und auch in Kärnten: Sandriesser rechnet mit der baldigen Ankunft von Geflohenen, die Caritas Kärnten ist deshalb auf der Suche nach geeigneten Quartieren. Sie sollten für größere Gruppen bis maximal 50 Menschen geeignet sein, eine gute Anbindung an Schule, Kindergarten und öffentlichen Verkehr haben und sofort bezugsfertig sein, sagte Sandriesser: "Wir kümmern uns nach Inbetriebnahme um die Betreuung der Menschen." Im Zentrum von Feldkirchen und Friesach sei die Caritas gerade dabei, Quartiere vorzubereiten, sie bittet Unternehmen, bei der Einrichtung behilflich zu sein.
Hilfsbereite mögen sich bei der bundesweiten Caritas-Plattform www.fuereinand.at anmelden. Sie bekommen dann per Newsletter Informationen über zielgerechten Einsatz. Spenden erbittet die Caritas Kärnten unter www.caritas-kaernten.at/ukraine oder Überweisungen an die Kärntner Sparkasse, IBAN AT40 2070 6000 0000 5587, Kennwort "Nothilfe Ukraine".
Gratis-Einkauf in 33 Carla-Märkten
Quartiere stellt auch die Caritas Steiermark zur Verfügung. Wie Caritas-Direktor Herbert Beiglböck am Montag darlegte, stelle sich die Hilfsorganisation auf eine länger andauernde Hilfe ein. Notquartiere und Unterkünfte im Raum Graz seien als erste Notschlafquartiere für Flüchtende aus der Ukraine bereits eingerichtet, sie dienten als Überbrückung für ein bis zwei Nächte. In Abstimmung mit dem Land Steiermark bereitet die Caritas derzeit auch mehrere Quartiere für die Grundversorgung vor. Personen, die einzeln oder in Familien ankommen, würden aktuell in bestehenden Einrichtungen der Caritas Steiermark untergebracht.
Zahlreiche Steirer hätten zudem freien Wohnraum auf der Caritas-Website angeboten, weitere können sich unter www.caritas- steiermark.at anmelden. Auch die Caritas-Hotline steht unter Tel. 0316/8015-215 bzw. Mail ukrainehilfe@caritas-steiermark.at ab sofort täglich rund um die Uhr für Auskünfte zur Verfügung. Für ankommende Flüchtlinge am Grazer Hauptbahnhof sind laut Caritas Einsatzteams vorbereitet. Bereits Angekommene könne ab Mittwoch in den 33 Carla-Märkten der Caritas kostenlos notwendige Dinge wie Kleidung erhalten. Dazu liegen in den Carlas Gutscheine für die Ukraine-Flüchtenden bereit.
Seit der Eskalation des Konflikts stellte die Caritas bereits mehrere hunderttausend Euro für die Nothilfe direkt in der Ukraine bereit. Oberstes Ziel sei die bestmögliche Unterstützung der Binnenflüchtlinge, erklärte die Caritas Steiermark. Zudem seien Sachspenden von Unternehmen an die Grenzübergänge zur Ukraine gebracht worden. In Rumänien und Ungarn unterstützt die Caritas Steiermark Partnerorganisationen beim Aufbau von Unterkünften und bei der Versorgung von Flüchtlingen. Auch dafür seien bereits zehntausende Euro überwiesen worden, damit vor Ort eingekauft werden kann.
Salzburg: Erzdiözese verdoppelt Kollekte
In Salzburg ziehen Erzdiözese und Caritas gemeinsam an einem Strang. Erzbischof Franz Lackner bat die Pfarren um Bereitschaft, Kriegsvertriebene aufzunehmen. Caritas-Direktor Johannes Dines rechnet vor allem mit ankommenden Frauen und Kindern. "Wenn auch nur ein Bruchteil der prognostizierten Zahlen stimmen, dann braucht es unser aller Hilfe, diese Herausforderung gut zu bewältigen." Die Caritas Salzburg sammelt derzeit alle Angebote für mögliche Unterbringungen (Hilfsangebote an Mail hilfe.ukraine@caritas-salzburg.at oder Tel. 05-1760-7777).
Zusätzlich ist für einen der nächsten Sonntage in den Salzburger Pfarrgemeinden eine Sonderkollekte für die Ukrainehilfe angekündigt, deren Ertrag die Erzdiözese verdoppeln wird. Von Sachspenden ersucht die Caritas noch Abstand zu nehmen, solange der konkrete Bedarf unklar ist. (Spenden: Raiffeisenverband Salzburg, IBAN AT11 3500 0000 0004 1533, Verwendungszweck "Ukraine-Hilfe")
Großspender und Freiwillige
Die Caritas kann sich wie auch andere Hilfsorganisationen auf die großzügige Hilfe wie jene des Parndorfer Windkraft- und Photovoltaik-Unternehmens "PüSPöK" stützen. Das burgenländische Familienunternehmen gab am Montag eine Spende von jeweils 30.000 an Caritas, Volkshilfe, Diakonie und Nachbar in Not bekannt, die der Sofortversorgung von ukrainischen Flüchtlingen zugutekommt. "Entschlossenheit, Solidarität und rasches Handeln sind aus unserer Sicht das Gebot der Stunde", so Geschäftsführer Lukas Püspök. Er hofft, "dass sich noch viele weitere Unternehmen in den kommenden Tagen und Wochen solidarisch anschließen".
Von einer "unglaublichen Welle an Solidarität" sprach Caritas-Generalsekretärin Anna Parr am Dienstag in der "Presse". Die Hilfsbereitschaft in Österreich zeige sich nicht nur in zahlreichen Sach- und Geldspenden: Immer mehr Menschen möchten sich auch ehrenamtlich engagieren, um Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen, berichtete die Zeitung. In den vergangenen Tagen hätten sich mehr als 10.000 Menschen bei der Caritas gemeldet - weil sie freiwillig mithelfen, etwas spenden oder Wohnraum zur Verfügung stellen wollen. Laut Parr sei man derzeit dabei zu koordinieren, wie und wo zusätzliche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer eingesetzt werden können. Bisher hätten Bund, Länder und Hilfsorganisationen die Lage gut unter Kontrolle. "Wir sind gut vorbereitet", sagte die Generalsekretärin.
Quelle: kathpress