Scheuer analysiert Versuchungen rund um Geld, Macht, Sexualität
Es ist Versuchungen zu eigen, "dass sie mit Geld, mit der Macht oder mit der Sexualität das ganze Glück und Heil versprechen". Darauf hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer am ersten Fastensonntag im Linzer Mariendom hingewiesen und zugleich die Kehrseite dieser Versprechungen genannt: Abhängigkeit und Sucht. In seiner Predigt im Anschluss an das Sonntagsevangelium von der Versuchung Jesu in der Wüste durch den Teufel (Lk 4,1-13) warnte Scheuer vor einer Haltung, das "totale Glück" hier und jetzt verwirklichen zu wollen: "Wer nicht verzichten kann, zerstört das eigene Leben und das Leben anderer." Mit der Mystikerin Teresa von Avila betonte der Bischof: "Alles vergeht, Gott bleibt derselbe. Geduld erreicht alles. Wer Gott besitzt, dem kann nichts fehlen. Gott allein genügt."
Gerecht erworbener Reichtum sei in sich nichts Schlechtes. "Aber wenn Reichtum und Ehre zu Werten werden, an denen wir uns festklammern, dann erschweren sie unser Leben und blockieren Beziehungen", hielt Scheuer fest. Auch Macht sei nicht von vornherein negativ, wenn sie dem Wachstum, der Gerechtigkeit und dem Aufbau eines Gemeinwesens dient. Die negative Einschätzung der Macht und der Mächtigen hängt nach den Worten des Bischofs oft mit massiven Erfahrungen des Machtmissbrauchs zusammen. Formen dieser Übermacht seien Zwang und Gewalt, "wenn der Starke den Schwächeren drückt und erdrückt ohne irgendwelche Beziehungen zu Recht und Güte".
Und Sexualität sei zwar eine "Gabe Gottes", betonte Scheuer. Wenn sie aber losgelöst werde von Treue, Verantwortung und Liebe, "dann entfremdet sie". Zum Konsumgut verkürzt, führe sie zum Missbrauch der eigenen und der anderen Person.
Essen, Alkohol, Drogen als Lückenbüßer
Geduld und Zuwarten, Zufriedenheit mit dem Vorläufigen, "vernünftiges" Nachdenken, anstrengende und sogar schmerzhaft einschränkende Kompromisse dürften nicht verweigert werden. Geschehe dies, bleiben laut dem Bischof Lücken, die mit äußeren Mitteln gefüllt werden: mit übermäßigem Essen, Alkohol, mit Medikamenten oder Drogen. Auch das Anhäufen von Besitz könne zur Sucht werden und sich als Kaufrausch oder Habsucht äußern. Immer stehe der Gedanke hinter diesen Lückenbüßern: "Du hast nicht genug, du musst dich schadlos halten. Du musst mehr arbeiten und Geld verdienen." Solche Wege der Sucht, der Abhängigkeit und der Fixierung seien gewalttätig gegen sich und gegen andere, so Scheuer: Leibliche und psychische Krankheiten sowie sozialer Ruin seien nicht selten die Folge.
Der Linzer Bischof nannte die Frage als entscheidendes Unterscheidungsmerkmal, "was auf Dauer zu mehr Trost, d.h. zu einem Zuwachs an Glaube, Hoffnung und Liebe führt". Er erinnerte an den Reichtum der christlichen Spiritualität wie etwa die geistlichen Übungen des Ignatius von Loyola, um Abhängigkeiten zu begegnen und innere Freiheit zu gewinnen. Seine Predigt schloss er mit fünf Empfehlungen, die der ungarische Ordenspriester und Autor geistlicher Bücher als Prioritäten auflistete: ausreichend Schlaf; ausreichend Bewegung, besonders für jene, die einen sitzenden und mehr denkenden Beruf haben; Gebet; Zeit für die Gemeinschaft, in der man lebt; Arbeit.
Quelle: kathpress