Kirche rechnet heuer mit österreichweit 200 Erwachsenentaufen
Nach einem Rückgang im Vorjahr wird heuer die Zahl der katholischen Erwachsenentaufen in Österreich wieder zunehmen: Damit rechnet der Beauftragte der Österreichischen Bischofskonferenz für das Erwachsenenkatechumenat, Daniel Vychityl. "Nach zuvor nur 150 Erwachsenentaufen erwarten wir für heuer über 200", sagte der Theologe am Sonntag im Gespräch mit Kathpress. Anlass dazu gaben die diözesanen Zulassungsfeiern für Täuflinge ("Katechumenen"), die dieses Wochenende stattgefunden haben. Zwar gibt es unter den Taufbewerbern weiterhin viele Konversionen aus dem Islam, doch stellen heuer in Wien - der Diözese mit den meisten Erwachsenentaufen im ganzen deutschsprachigen Raum - erstmals seit vielen Jahren die Österreicher die größte Gruppe.
Als "Erwachsenentaufen" werden in der katholischen Kirche Taufen ab dem 14. Lebensjahr gezählt. Im Unterschied zur sonst üblichen Form der Säuglingstaufe ist bei dieser Gruppe die Spendung des wichtigsten Initiationssakraments mit einer intensiven, mindestens einjährigen Vorbereitungszeit in den jeweiligen Pfarren sowie mit mehreren öffentlichen Ereignissen verbunden. Zu diesen zählt in einigen Diözesen eine zentrale Feier der Zulassung, die normalerweise rund um den Fastenzeit-Beginn angesetzt ist. Dieses Ereignis stellt den letzten großen Schritt vor der Tauffeier dar, die dann traditionell in der Osternacht stattfindet und gleich mit Firmung und Erstkommunion verbunden wird. Durchaus sind jedoch auch später im Jahr Tauftermine und Zulassungsfeiern möglich.
In der Erzdiözese Wien gab es 2021 insgesamt 60 Erwachsenentaufen. Vergangenen Donnerstag waren bei der ersten von voraussichtlich zwei Zulassungsfeiern bereits 58 Katechumenen anwesend, womit die Gesamtzahl heuer nach einem Corona-bedingten Einbruch im Vorjahr wieder deutlich steigen dürfte. Pastoralamtsleiter Markus Beranek leitete in Vertretung von Kardinal Christoph Schönborn die Zeremonie, bei der die ebenfalls mitfeiernden Patinnen und Paten gemeinsam mit den jeweiligen Ortspfarrern das tatsächliche Interesse der Taufkandidaten am katholischen Glauben, die Ernsthaftigkeit ihrer Vorbereitung sowie die Teilnahme am Gemeindeleben bezeugten. Auch die Eintragung in einem "Buch des Lebens" sowie die Überreichung der offiziellen Zulassungsurkunde waren Bestandteile der liturgischen Feier.
"Religion der Vergebung"
Auf ganz individuelle Gotteserfahrungen aller Taufkandidaten verwies Pastoralamtsleiter Beranek in seiner Predigt. Wie unterschiedlich diese Zugänge sind, verdeutlichten die bei der Feier in anonymisierter Form verlesenen Glaubenszeugnisse. Ein Mann erklärte, sein Weg zu Gott habe mit dem schulischen Religionsunterricht begonnen und sei nach langer Pause durch das Geschenk eines Bethlehem-Rosenkranzes wieder weitergegangen. Eine ehemalige Muslimin schrieb, der liebevolle Umgang von Christen mit anderen habe sie hellhörig gemacht und helfe nun selbst als Freiwillige bei der Caritas-Obdachlosenversorgung mit. Eine im Kommunismus aufgewachsene Frau sagte, ihr Ehemann sei Katholik und sie wünsche, an seinem religiösen Leben voll teilnehmen zu können. Als "Religion der Güte und Vergebung" bezeichnete ein männlicher Taufwerber das Christentum.
Einige statistische Details zu den diesjährigen Wiener Taufbewerberinnen und -bewerbern: Die meisten sind zwischen 20 und 40 Jahre alt, Männer sind - anders als in den Jahren der großen Flüchtlingsbewegungen aus islamischen Ländern - nur noch leicht in der Überzahl. Drei von vier machen ihre Vorbereitung in Wiener Stadtpfarren, der Rest im weniger städtisch geprägten Diözesangebiet des Süd-Vikariats. Die Ukrainekrise macht sich noch nicht bemerkbar und dürfte laut dem Zuständigen Vychytil auch in Zukunft keine drastischen Veränderungen bringen, denn: "Da wären wohl vor allem die orthodoxen Kirchen sowie die griechisch-katholische Kirche in Österreich erste Anlaufstelle."
Zulassungsfeiern auch in Innsbruck und Linz
In den Diözesen sind die Zugänge und Voraussetzungen für die Erwachsenentaufe teils sehr unterschiedlich, wiewohl die Vorbereitung seit 2016 durch die Bischofskonferenz umfangs- und inhaltsmäßig einheitlich geregelt ist. In Innsbruck fand am ersten Fastensonntag die Taufzulassungsfeier für vier Katechumenen mit Bischof Hermann Glettler statt. Eine zweite derartige Feier für jene Täuflinge, die vor allem aufgrund der Corona-Situation noch nicht den Abschluss ihrer Vorbereitungszeit erreicht haben, wird es noch im weiteren Jahresverlauf geben, informierte der Diözesanverantwortliche für das Erwachsenenkatechumenat, Wolfgang Mischitz. Realistisch könne man mit insgesamt 15 Neugetauften im Jahr 2022 rechnen, wobei auch unabhängig vom Bischof durch die jeweiligen Dekane erfolgen kann.
In Linz feierte Bischof Manfred Scheuer am Freitagabend in der Marienkapelle des Mariendomes mit vier Taufwerberinnen und Taufwerbern die offizielle Zulassung für den Sakramentenempfang. Dabei wurden erstmals auch Glaubenszeugnisse der Katechumenen vorgelesen. Im Vorjahr waren es noch zehn Erwachsenentaufen gewesen, davor eine bedeutend größere Gruppe. Besonderen Wert legt man in der Diözese Linz auf die Nachbetreuung der bereits Getauften sowie auch die weitere Begleitung von Konvertiten im Asylverfahren.
40 Erwachsenentaufen in Salzburg
40 erwachsene Taufkandidaten gibt es heuer in der Erzdiözese Salzburg, wo im Vorjahr Pandemie-geschuldet "nur" 29 Personen ab 14 Jahren getauft worden waren. Der größte Teil stammt aus dem Nahen Osten. "Nachdem sich in der ersten Flüchtlingskrise viele Einzelpersonen und Pfarren für die Betroffenen engagiert haben, sind bis heute existierende Integrations-Netzwerke entstanden, die auch das Interesse für die Taufe bei Geflüchteten steigen ließen", erklärte gegenüber Kathpress der zuständige Referent Johannes Wiedecke die hohe Nachfrage. Auch Orden und kirchliche Gemeinschaften sind dabei beteiligt. Statt einer zentralen Taufzulassung wurde ein Liturgievorschlag erarbeitet, mit dem diese Feier heuer in den betroffenen Pfarren stattfindet. Gute Erfahrungen gibt es zudem mit der "Nachbereitung" der Taufe: 40 kürzlich Getaufte besuchen regelmäßig das Angebot einer Salzburger Pfarre, bei dem es um die "Vertiefung der Freundschaft mit Jesus" geht.
In der Steiermark werden heuer 13 Erwachsene persischer Sprache die Taufe empfangen, nachdem es im Vorjahr 10 waren, berichtete der Priester Wolfgang Schwarz, der das Katechumenat für die Diözese Graz-Seckau verantwortet und dabei arabisch- bzw. persischsprachige Mitarbeiter zur Seite hat. Die Vorbereitung geschieht nicht zentral, sondern in den Pfarren, "da dies die Integration vor Ort stärkt", erklärte Schwarz. Besonderes Augenmerk legt die Diözese auf die Zeit nach der Taufe. So gab es bisher zu Weihnachten und Ostern regelmäßige Treffen der Neugetauften aus diesen Kulturkreisen, Besuche bei Bischof Wilhelm Krautwaschl und Wallfahrten nach Seckau, Mariazell und Weiz, um die Vernetzung untereinander zu stärken.
In der Diözese Eisenstadt sind für das laufende Jahr bisher fünf Taufbewerber registriert, wobei sich die Zahl jedoch noch erheblich steigen dürfte. "In unserer Diözese fragen manche Pfarren nicht schon am Beginn der Taufvorbereitung beim Ordinariat um Tauferlaubnis an, sondern erst unmittelbar vor der Taufe", erklärte dazu Ordinariatskanzler Gerhard Grosinger. Auch hier geschieht die Vorbereitung und Taufzulassung dezentral in den Pfarren. Im Vorjahr zählte man 16 durchgeführte Erwachsenentaufen, von denen zwölf Asylwerber bzw. Asylberechtigte waren. Im laufenden Jahr haben drei der Taufbewerber Fluchthintergrund.
Die Diözese St. Pölten rechnet mit sieben Erwachsenentaufen für das laufende Jahr, wobei die Katechumenen "nur teilweise Fluchthintergrund" haben, wie die für den Bereich Zuständige, Friderike Dostal, erklärte. Die Überreichung der offiziellen Zulassungsurkunde des Bischofs erfolgt in den einzelnen Pfarren, wofür es einen diözesanes Feierformular gibt, doch ist für Herbst eine Heilige Messe für alle in den vergangenen drei Jahren Neugetauften mit Bischof Alois Schwarz geplant. Keine zentralen Zulassungsfeiern für erwachsene Täuflinge gibt es bislang auch in den Diözesen Feldkirch und Gurk-Klagenfurt.
Quelle: kathpress