Freistetter: In Fastenzeit Verlockung des leichten Lebens widerstehen
Nicht der Verzicht der eigenen körperlichen und seelischen Gesundheit wegen, sondern die Vermeidung der "zahlreichen Verlockungen eines scheinbar leichteren Lebens" ist das wirkliche Fasten im Sinne des Vertrauens in der Nachfolge Jesu. Das hat Militärbischof Werner Freistetter in seiner Fastenbotschaft an die Gläubigen im Bundesheer betont. Dies gelte es in der Fastenzeit langsam zu "lernen und einzuüben".
Freistetter verwies in seiner Botschaft auf das Evangelium des Ersten Fastensonntags (Lk 4, 1-13). Dabei wird berichtet, dass auch Jesus fastete. "Auch bei ihm handelt es sich um eine Zeit der Besinnung und der Vorbereitung, aber nicht auf ein Fest, sondern auf etwas, was er tun soll, auf einen Auftrag, eine neue Aufgabe, die sein Leben vollständig verändern wird", so der Bischof. Nach seiner Taufe im Jordan, bei der ihn eine Stimme vom Himmel "geliebter Sohn" genannt hat, zieht sich Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, in die lebensfeindliche Einsamkeit der Wüste zurück. Beiläufig erwähnt der Evangelist, dass Jesus damals nichts aß.
Aus dem Auftreten dieses menschlichen Grundbedürfnisses entwickele sich dann die ganze Geschichte, denn plötzlich sei, mit dem Teufel, ein Gesprächspartner da, mitten in der Wüste. Dieser fordere Jesus auf, Steine zu Brot zu verwandeln. In Jesu ablehnender Antwort komme die Erfahrung zum Ausdruck, dass in der Besinnung, der Einsamkeit und im Fasten zwar die menschlichen Grundbedürfnisse klarer und stärker hervortreten, aber zugleich auch die menschliche Freiheit im Umgang damit wachse, so der Bischof. "Fasten weitet die Perspektive, es macht uns empfänglich für das, was wir wirklich brauchen, und für das Wort dessen, dem wir uns eigentlich verdanken."
In einem zweiten Vorschlag bietet der Teufel Jesus "die Macht und Herrlichkeit" aller Reiche der Erde. In der Formulierung seines Angebots verrate der Teufel aber schon selbst den Haken an der Sache: Jesus müsste sich dazu ihm, dem Teufel, unterwerfen. Dieser zweite Vorschlag stelle hingegen für politische, militärische und manchmal religiöse Führer eine beständige Versuchung dar: "Macht, um der Beherrschung willen über andere auszuüben und nach eigenem Gutdünken über sie zu verfügen", so Freistetter. "Der Schein schrankenloser Freiheit und Macht offenbart sich bei näherem Hinsehen als verstärkte innere Abhängigkeit, die zur Wahrheit und Fülle dessen, was menschliches Leben ausmacht, gerade nicht befreit."
Zuletzt führt der Teufel Jesus nach Jerusalem, stellt ihn auf den Tempel und fordert ihn auf, sich hinabzustürzen, würden ihn als Sohn Gottes doch seine Engel "auf ihren Händen tragen". Jesus entgegnet auch diesmal mit einem Schriftzitat: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen." Jetzt reiche es dem Teufel, und er lässt von ihm ab.
Jesus habe sich für einen Weg entschieden, der Schwierigkeiten und Leid nicht aus dem Weg geht, unterstrich Freistetter. Das werde in den Geschichten der Gefangennahme, des Leidens und des Todes am Kreuz deutlich: Sie berichten auch vom Verzicht darauf, sich durch Flucht oder Gegenwehr diesen schwierigen Weg zu ersparen, und dem Vertrauen auf die Gegenwart Gottes in der Dunkelheit dieser Stunden über den Tod hinaus, so der Bischof.
Quelle: kathpress