Marketz: Werte wie Friede oder Solidarität außer Streit stellen
In seinem diesjährigen, wieder in beiden Landessprachen verfassten, Fastenhirtenbrief "Zwischen Bangen und Hoffen/Med bojaznijo in upanjem" nimmt der Klagenfurter Bischof Josef Marketz auch Bezug auf den Krieg in der Ukraine: "Die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine erfüllen uns mit großer Betroffenheit." Mit Blick auf die aktuelle Situation in unserer Gesellschaft stellte er fest, dass die Beziehungen zwischen Menschen und Institutionen zunehmend von Misstrauen geprägt seien. Werte der christlich geprägten Kultur wie gerechter Friede, Freiheit, Sicherheit oder Solidarität würden zum Gegenstand kontroversieller Diskussionen "anstatt sie als unverzichtbare Grundlagen unseres Zusammenlebens außer Streit zu stellen". Er rief generell zum "Weg eines neuen Dialoges" auf.
Schon bei Adam und Eva am Anfang der Bibel werde deutlich, wie grundlegend das Misstrauen Beziehungen zerstören kann. "Der Mensch will sein wie Gott - im Grunde seines Herzens hegt er also den Verdacht, Gott würde ihm das Gute nicht ohne Vorbehalte zugestehen, ja, ihn daran hindern, seine Freiheit zu entfalten", erläuterte Bischof Marketz. Dieser Argwohn führe letztlich zur Entzweiung: "Gott und Mensch werden einander fremd, der Mensch versucht, seine Mitmenschen zu beherrschen und schreckt auch vor Gewaltausübung nicht zurück." Der Ausweg sei "ein lebenslanges Unterfangen, das uns immer wieder auf harte Proben stellt".
Glaubende sein dazu aufgerufen, "beharrlichen Widerstand zu leisten gegen die kleinen und großen Versuchungen, die eigenen Bedürfnisse absolut zu setzen: nämlich nach den Gütern der Erde, der Macht über Andere und dem Geltungsdrang". Bischof Marketz: "Wenn wir ehrlich und konsequent wagen, uns in Gott zu verwurzeln, unser Leben von ihm her zu verstehen und zu gestalten, verändert sich auch unser Verhältnis zu den Mitmenschen." Wo dies gelinge, würden Orte der Geschwisterlichkeit, des Vertrauens und des Lebens entstehen. Der Weg aus den Widersprüchlichkeiten unseres Zusammenlebens beginne bei uns selbst, "im Hinhören auf unsere tiefsten Sehnsüchte nach Frieden und Versöhnung und in der Bereitschaft, von anderen zu lernen".
Synodaler Prozess
Ein bedeutender Beitrag dazu sei der synodale Gesprächsprozess, zu dem Papst Franziskus einlade. Dieser fordere in dem Zusammenhang auf, zu überprüfen, wie in der Kirche Verantwortung wahrgenommen und Macht ausgeübt wird. "In diesem Prozess wird uns wohl schmerzhaft bewusst werden, dass manches nicht im Evangelium gründet und daher im Geist der Umkehr neu zu gestalten ist", gab Bischof Marketz zu bedenken. In diesem Sinne lade auch er "alle Menschen und Einrichtungen in unserem Land in all ihrer Vielfalt ein: Bleiben wir gemeinsam auf dem Weg, bleiben wir im Gespräch, wenn wir das Gute für uns alle suchen!"
Gleichzeitig rief der Kärntner Bischof dazu auf, "als Zeichen der Verbundenheit" an der Pfarrgemeinderatswahl am 20. März teilzunehmen und die neu gewählten Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte zu unterstützen und mitzuhelfen, "dass durch unser Miteinander in den Pfarren sichtbar wird, dass wir als Brüder und Schwestern in Christus 'mittendrin' unter Menschen Beispiel geben dafür, dass der Glaube das Beste in uns zum Vorschein bringen kann".
Quelle: kathpress