Kirche: Regierungsspitze besuchte ukrainische Gemeinden in Wien
Die Spitzen der österreichischen Regierung haben am Donnerstagnachmittag in Wien die ukrainische griechisch-katholische Zentralpfarre St. Barbara und die orthodoxe Metropolis von Austria besucht. Angeführt wurde die Riege der Politikerinnen und Politiker von Bundeskanzler Bundeskanzler Karl Nehammer, Vizekanzler Werner Kogler und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Die Vertreterinnen und Vertreter des offiziellen Österreich sprachen den Mitgliedern der ukrainischen Gemeinden in Österreich aber auch den Menschen in der Ukraine und auf der Flucht ihre Solidarität und ihr Mitgefühl aus.
Gekommen waren u.a. auch die Minister Alexander Schallenberg, Susanne Raab, Martin Polaschek, Alma Zadic, Martin Kocher und Staatssekretärin Andrea Mayer, weiters auch die Klubobleute August Wöginger, Pamela Rendi-Wagner und Beate Meinl-Reisinger sowie Vertreterinnen und Vertreter der Parlamentsparteien und der Stadt Wien. Auch Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka nahm an dem Besuch teil, ebenso der Botschafter der Ukraine in Österreich, Wassyl Chymynez.
Begrüßt wurden die Politiker zuerst vor der Barbara-Kirche vom Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa und Metropolit Arsenios (Kardamakis). Generalvikar Kolasa dankte der Regierungsspitze im Namen von Kardinal Christoph Schönborn für ihr Zeichen der Nähe mit den Betroffenen bzw. Opfern des Krieges. Seit Tagen würden immer mehr zivile Ziele, vor allem in den großen Städten, beschossen, sagte Kolasa. Dies habe schon tausende Opfer gefordert, "einschließlich Kindern, Frauen und älteren Menschen". In einigen, von der russischen Armee umzingelten Gebieten seien die Menschen, vor allem Ältere, dem Hungertod ausgeliefert. Kolasa: "Damit beginnt die humanitäre Katastrophe im Land." Bereits mehr als eine Million Menschen sei auf der Flucht.
Nach einem gemeinsamen stillen Gebet in der Barbara-Kirche entzündeten die Regierungsvertreter Kerzen. Abgeschlossen wurde das Gedenken mit einem Vater Unser. Im Anschluss an das Gebet in der Kirche besuchten die Politiker die Räumlichkeiten der Pfarre St. Barbara, in denen Spenden und Hilfsgüter gesammelt und direkt an die slowakisch-ukrainische Grenze gebracht werden. Seit Tagen wird die Hilfsgütersammelstelle von der Bevölkerung gestürmt, nicht nur von Menschen mit ukrainischem Hintergrund.
Schließlich suchte die Regierung auch die griechisch-orthodoxe Dreifaltigkeitskathedrale am Fleischmarkt auf, wo sie Metropolit Arsenios nochmals herzlich in Empfang nahm. Nach einem stillen Gebet und dem Entzünden von Kerzen traf die Regierung mit Mitgliedern der ukrainischsprachigen Gemeinde zusammen, die zur Metropolis von Austria gehört. Er danke der Regierung und den weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Politik für dieses starke Zeichen der Solidarität, so Metropolit Arsenios in einer kurzen Ansprache.
Wie die Ukrainisch Griechisch-katholische Kirche hat auch die Metropolis von Austria eine Hilfsaktion für die Ukraine gestartet. Neben Geldspenden werden in den Räumlichkeiten der Dreifaltigkeitskathedrale auch Sachspenden entgegengenommen und an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht. "Wir halten zusammen mit allen Menschen in der Ukraine", sagte der Metropolit, "ungeachtet, welcher Kirche oder Religion sie angehören".
Nehammer: Welt solidarisch mit Ukraine
Die ganze Welt zeige sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine. "Auch wir haben heute innegehalten und unser Mitgefühl zum Ausdruck gebracht in der Hoffnung, dass die Waffen niedergelegt und die Hände zum Dialog gereicht werden, damit das Leid und Blutvergießen endlich ein Ende findet", zitierte das Bundeskanzleramt Karl Nehammer im Anschluss an den Besuch in einer Aussendung. "Was wir derzeit in der Ukraine erleben, lässt sich kaum in Worte fassen. Es erfüllt mich mit tiefer Trauer, zu sehen, wie Familien zerrissen werden", so Nehammer. "Tausende Menschen, vor allem Frauen und Kinder, sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, ihre geliebten Ehemänner, Väter, Söhne und Brüder zurückzulassen, um selbst nicht Opfer eines Krieges zu werden, den sie nicht begonnen haben und den sie nie wollten."
Es erfüllt ihn mit Stolz und mache ihn unendlich dankbar, "die Hilfsbereitschaft der Menschen in unserem Land zu sehen. Diese Solidarität, die Österreich gerade lebt und die in Österreich erlebbar ist, ist eines der schönsten Zeugnisse und Beweise dafür, dass europäische Solidarität nicht einfach eine Worthülse ist, sondern, dass europäische Solidarität auch tatsächlich gelebt wird."
Ganz Europa zeige seine Solidarität mit der Ukraine und verurteile den brutalen, völkerrechtswidrigen Angriff des russischen Präsidenten auf Schärfste, so Vizekanzler Kogler: "Mit dem Gebet in der griechisch-katholischen Kirche sowie der griechisch-orthodoxen Kathedrale wollen wir ein Zeichen für baldigen Frieden in der Ukraine setzen." Die Welle der Solidarität erfülle bei aller Betroffenheit auch mit Stolz. "Zu sehen, wie viele Hilfsgüter hier in Wien, aber in ganz Österreich gesammelt werden ist berührend", so Kogler: "Mein Respekt an alle Helferinnen und Helfer, die sich für ein friedliches Europa einsetzen."
Außenminister Schallenberg zeigte sich betroffen, dass immer mehr Zivilisten zur Zielscheibe der russischen Streitkräfte würden. Sie versuchten, sich vor den Kämpfen in Sicherheit zu bringen. "Heute halten wir gemeinsam in einem Akt der Menschlichkeit mit der ukrainischen Gemeinde in Österreich inne, um unser tief empfundenes Mitgefühl, aber auch unsere uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine und dem ukrainischen Volk auszudrücken."
Kanzleramtsministerin Raab begrüßte ebenfalls die zahlreichen Initiativen, mit denen Österreich den Menschen in der Ukraine hilft - "egal ob Geld- oder Sachspenden, Hilfe bei der Unterbringung von Flüchtlingen oder Gebete im Zeichen des Friedens". Sie danke allen, die sich hier engagieren und einen Beitrag leisten.
Quelle: kathpress