Glettler: "Kirche ist kein Solostück. Das Orchester ist gefragt"
Für eine aktive Beteiligung im Rahmen des Pfarrgemeinderats (PGR) und bei den bevorstehenden Pfarrgemeinderatswahlen am 20. März hat der Innsbrucker Bischof Hermann in seinem Hirtenwort zur Fastenzeit geworben. "Kirche ist kein Solostück. Das Orchester ist gefragt", betonte er. Nicht zufällig seien Beteiligung und Mitbestimmung zwei Schlüsselworte für die bevorstehende PGR-Wahl. "Wenn Menschen sich selbst, ihre Zeit und Energie einbringen, wollen sie ernsthaft mitgestalten können."
Eine zentrale Frage des vom Papst ausgerufenen Synodalen Prozesses der Weltkirche laute, wie es gelingen kann, Menschen auf dem Weg des Glaubens so zu begleiten, dass sie selbst zu aktiv Beteiligten werden. Dafür brauche es einen "Grundakkord von Wertschätzung", zeigte sich der Bischof überzeugt. Trotzdem falle heute vielen ein längerfristiges Engagement schwer. "Es liege an uns, zeitlich begrenzte Projekte vorzuschlagen und vor allem neue Herzfeuer des Glaubens zu entzünden."
Glettler Dank gelte allen, "die belastete und verwundete Menschen in die Gemeinschaft zurückholen". Die Kirche dürfe nicht ein "in sich geschlossener Verein sein, der nur den Kreis der engsten Mitglieder bedient, aber die anderen außen vor lässt". Vielmehr müsse es in der Kirche immer um Beteiligung und Mitbestimmung gehen - "all das zeichnet eine lebendige Gemeinschaft aus", so Glettler. Angesichts der vielen Vorwürfe und Kirchendiskussionen stelle sich aber die Frage, "wie es möglich ist, die Freude am Glauben in dieser unserer Kirche neu zu entdecken".
Geschwisterlichkeit durch Jesus-Beziehung
Glettler wies in diesem Zusammenhang auf die Taufe als "Geschenk" hin: "Es ist keineswegs selbstverständlich, dass uns Eltern oder andere Personen auf die Spur des Glaubens gebracht und in die Kirche begleitet haben." Durch Taufe, Erstkommunion und Firmung werde uns eine Teilhabe "am Gott des Lebens" geschenkt. "Diese Zugehörigkeit ist kostbar, sie trägt und tröstet - gerade in schwierigen Phasen." Aus der Verbindung mit Jesus wachse eine Verbundenheit mit allen Menschen, eine neue Geschwisterlichkeit. "Das ist Kirche! Wir erleben miteinander beglückende Wegstrecken, aber auch Momente realen Versagens", so der Bischof.
Derzeit sei überall eine "Systemwut" spürbar. Er selbst beobachte in der gesellschaftlichen Debatte immer wieder enorme "Aggressionsschübe". Viele Menschen hätten den Eindruck, von gesellschaftlichen und technischen Veränderungen überrollt oder "abgehängt" zu werden, sagte Glettler. Diese Wut nähre sich aus dem Gefühl, nicht mehr teilnehmen und mitgestalten zu können. Für die Kirche, aber auch die ganze Gesellschaft sei es "eine enorme Herausforderung, die vielen enttäuschten und kaum mehr gesprächsbereiten Menschen wieder neu zu erreichen."
Quelle: kathpress