Ukraine-Krieg: Die Nothilfe der Caritas ist voll angelaufen
Die Caritas-Nothilfe für die Menschen in der Ukraine sowie für die in Österreich ankommenden Flüchtlinge ist "voll angelaufen". "Es geht jetzt um Hilfe vor Ort, in der Region und um Unterstützung von Flüchtlingen in Österreich", betonte Caritas-Präsident Michael Landau in einer Aussendung am Dienstag. "Aktuell sind wir an mehreren Schauplätzen gleichzeitig gefordert." Der Krieg werde zur "Bewährungsprobe" für Hilfsorganisationen wie die Caritas.
"Zuallererst geht es um unsere Hilfe vor Ort in der Ukraine und darum, Menschen mit Nothilfepakete zu versorgen und das Überleben zu sichern", so Landau, der auch Präsident der Caritas-Europa ist. Ebenso sei man gemeinsam mit Partnerorganisationen in den umliegenden Nachbarländern im Einsatz, um ankommende Flüchtlinge zu betreuen. Gleichzeitig bereite sich die Caritas in Österreich auf eine hohe Zahl von Schutz suchenden Frauen und Kindern vor, etwa mit Bereitstellung von Unterkünften und von Beratungsangeboten.
Die Lage in der Ukraine werde immer dramatischer, betonte der Auslandshilfegeneralsekretär der Caritas Österreich, Andreas Knapp. "Durch den Krieg ist die Ausgangslage überaus kritisch und extrem unübersichtlich. Hunderttausende Menschen sind bereits geflohen. Erste Menschen, darunter Kinder, mussten ihr Leben lassen." Die Caritas ist seit 30 Jahren in der Ukraine aktiv. Die aufgebauten Strukturen in der östlichen Ukraine und im gesamten Land ermöglichten es, sofort zu helfen. Ziel sei es, laufende Projekte nach Möglichkeit weiter aufrechtzuerhalten und gleichzeitig auf neue Herausforderungen, wie die Vertreibung von Menschen innerhalb des Landes zu reagieren, so Knapp.
So werden etwa in Chmelnyzkyj, Chernivtsi, Ternopil, Lwiw und in Drohobytsch bestehende Angebote umgestellt, damit nun zuallererst Binnenflüchtlinge versorgt werden können. Es gehe jetzt vor allem um Lebensmittel, Hygieneartikel und Heizmaterial. Warme Mahlzeiten und Getränke werden über Feldküchen ausgegeben. Decken und warme Kleidung werden zur Verfügung gestellt. "Diese dringend notwendige Hilfe in der Ukraine muss weitergehen", betonte Landau. Gleichzeitig müssten der Zugang und die Sicherheit von Helfenden gewährleistet bleiben. "Der Raum für neutrale, unparteiische und unabhängige humanitäre Maßnahmen muss sichergestellt sein."
Windeln, Babynahrung, Decken
Bereits jetzt sind laut UNHCR mehr als 500.000 Menschen über die ukrainische Grenze in Nachbarländer wie Polen, Moldau, die Slowakei und Rumänien vertrieben worden. Deswegen habe sich ein Team der Caritas Österreich und der Caritas der Erzdiözese Wien am Dienstag auf den Weg in die Slowakei gemacht, teilte die Caritas mit. Unter den Mitreisenden befindet sich u.a. der geschäftsführende Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Klaus Schwertner. "Zunächst geht es jetzt vor allem darum, zu prüfen, wie wir unsere Partner nahe der Grenzübergänge bestmöglich unterstützen können. Außerdem liefern wir erste, dringend benötigte Sachspenden wie Windeln, Babynahrung, -kleidung und Decken", so Schwertner.
In Österreich bereite man sich nun auf die Ankunft von vor dem Krieg Geflüchteten, insbesondere Frauen und Kindern, vor. Ein Krisenstab befasse sich mit den notwendigen Vorbereitungen, prüfe Kapazitäten und bereite die Unterbringung und Versorgung vor, betonte die Caritas. Dafür arbeite man eng mit dem Innenministerium und der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen sowie den zuständigen Bundesländern zusammen.
"In Wien haben wir die ersten Menschen bereits in unseren Quartieren untergebracht", so Klaus Schwertner. Die ukrainisch-katholische Pfarre hat mit über 100 Freiwilligen mehrere Tonnen Hilfsmaterial auf den Weg gebracht und die Unterbringung von rund 300 Menschen in den Wohnungen der Gemeindemitglieder organisiert. "Laufend melden sich weitere Pfarren, um auch wie bei den vergangenen Fluchtbewegungen zu helfen". Am Wiener Hauptbahnhof sei man zudem mit Streetwork und einem Infopoint für ankommende Menschen vertreten.
Hotline für Ukrainer und Angehörige
Hilfe brauchen Flüchtlinge aus der Ukraine, die jetzt an der Grenze sind oder nach Österreich kommen, deswegen starte die Caritas in einem ersten Schritt eine österreichweite Hotline für fremdenrechtliche Fragen. Die Hotline ist für Angehörige, Betroffene oder Helfende unter 05/17 76 380 vorerst von Montag bis Freitag von 9 bis 14 Uhr erreichbar.
Jetzt gehe es darum, die Menschen sofort zu unterstützen. Die Caritas ist auch jetzt in der Ukraine und in den Nachbarländern präsent, hunderte lokale Caritashelfer sind im Einsatz. "Helfen Sie uns helfen", so der Appell der Hilfsorganisation. (Spenden: IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Ukraine Soforthilfe, oder online: www.caritas.at/ukraine)
Pressekonferenz von Hackern unterbrochen
Die vom Caritas-Weltdachverband "Caritas Internationalis" organisierte Online-Pressekonferenz wurde zu Beginn von Hackern unterbrochen. Die Präsidentin der "Caritas Ukraine", Tetiana Stawnychy, sagte danach, der Krieg in der Ukraine werde für die Bevölkerung langfristige und dramatische Folgen haben. Viele Menschen seien traumatisiert, Hunderttausende auf der Flucht. Insgesamt dauere die Koordination der Hilfsmaßnahmen weiter an. "Wir sind bei Tag sechs des Krieges und jeder Tag bringt etwas Neues, anderes, mit dem wir umgehen müssen", so Stawnychy.
Vor allem Frauen und Kinder seien auf der Flucht, berichtete der Vertreter der polnischen Caritas, Ireneusz Krause. Die Caritas habe binnen kürzester Zeit Anlaufstellen an zahlreichen Orten eingerichtet. Dort würden unter anderem warme Mahlzeiten, medizinische Hilfe und Schlafplätze, aber auch psychologische Hilfe angeboten.
Nach Aussage des Direktors der "Caritas Spes", Vyacheslav Grynevych, sind Supermärkte an seinem Sitz in Kiew leergekauft. Die Menschen dürften nur eine kurze Zeit am Tag ihr Haus verlassen. Die lokale Caritas bemühe sich, Kinder in Sicherheit zu bringen. Grynevych sprach sich vor diesem Hintergrund auch für humanitäre Korridore aus. Die Caritas Spes habe zwischenzeitlich ein Notfall-Büro in Warschau eingerichtet, für den Fall, aus Kiew nicht mehr kommunizieren zu können.
Der Generalsekretär von "Caritas Internationalis", Aloysius John, bekräftigte die Forderung nach humanitären Korridoren.
Quelle: kathpress