Weltklimarat-Bericht: KOO mahnt sofortiges Handeln ein
Der Welt bleibt laut Klimaexperten nur noch wenige Jahre, um die schlimmsten Folgen der Klimaveränderung abzuwenden. Schon bei einer Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad sind zahlreiche Gefahren über die nächsten zwei Jahrzehnte unvermeidbar, heißt es in einem am Montag in Genf veröffentlichten Bericht des Weltklimarats IPCC. Selbst eine zeitweilige Überschreitung dieser Marke macht manche Auswirkungen schon unumkehrbar. Deshalb sei es umso notwendiger, "dass wohlhabende Gesellschaften rasch eine sozialökologische Umkehr durchführen und weltweit finanzielle Verantwortung übernehmen". - Das betont die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) in einer Aussendung am Dienstag.
Der IPCC-Bericht mache deutlich, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel bereits jetzt weltweit zu Armut, physischen und psychischen Gesundheitsproblemen, Nahrungsmittel- und Wasserversorgungsunsicherheit, Artensterben sowie Verlusten und Schäden beiträgt, so KOO-Leiterin Anja Appel. "Gefährdete Menschen in armen Ländern und indigene Völker sind in unverhältnismäßig hohem Maße von den anstehenden Klimakatastrophen betroffen." Die kirchliche Entwicklungsexpertin fordert von der Politik eine Priorisierung von Arten- und Klimaschutz und eine ambitionierte Maßnahmenfinanzierung in besonders verwundbaren Ländern.
Das oft formulierte Argument der Entscheidungstragenden, Klimaschutz sei im notwendigen Ausmaß finanziell nicht leistbar, werde durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse des IPCC widerlegt, betonte Appel, denn "ohne weitergehende Maßnahmen zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad werden alle zeitlich nachgereihten Anpassungsmaßnahmen teurer und ineffizienter oder sogar unmöglich".
Der Bericht stelle zudem fest, dass sich der Klimawandel mit sozioökonomischen und anderen Krisen überschneidet und diese überlagert. Er verschärfe die Verwundbarkeit, den Verlust der biologischen Vielfalt und die unfreiwillige Migration und mache Entwicklungserfolge zunichte. Er vertiefe die nationale und globale Ungleichheit und verursache psychische Ängste und Stress in Verbindung mit dem Verlust von Lebensgrundlagen, Kultur und Traumata durch häufige und zunehmende extreme Wetterereignisse.
Zwar seien alle Regionen der Welt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, doch die Fähigkeit der Menschen, damit umzugehen, ist weltweit sehr unterschiedlich ausgeprägt, warnte Appel. Bevölkerungen in Afrika, Asien, auf kleinen Inseln sowie in Mittel- und Südamerika, historisch marginalisierte Gemeinschaften und indigene Völker sind unverhältnismäßig stark betroffen. Damit stehen viele der Projektpartner der KOO-Mitglieder vor "gigantischen zusätzlichen Herausforderungen bei der Entwicklungsarbeit in ihren Gemeinschaften".
Summarium von 34.000 Einzelstudien
Das 35-seitige IPCC-Dokument soll politischen Verantwortungsträgern als Entscheidungshilfe dienen. 270 Forschende hatten dafür 34.000 Einzelstudien ausgewertet. Häufigere Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen überschritten bereits die Toleranzschwellen bestimmter Pflanzen und Tiere, beispielsweise Korallen, heißt es in dem Bericht. Die Wetterextreme träten zeitgleich auf und verursachten eine Folgenkaskade, die immer schwieriger zu managen sei. Es brauche beschleunigtes Handeln zur Anpassung an den Klimawandel und gleichzeitig eine rasche und starke Reduktion der Treibhausgas-Emission.
Der Bericht unterstreicht auch, dass die Auswirkungen des Klimawandels vor allem die kommenden Generationen treffen. Bei einem globalen Temperaturanstieg um 1,5 Grad würden Kinder, die 2020 zehn Jahre alt oder jünger waren, bis zu ihrem Lebensende viermal häufiger Extremwetterereignissen erleben, eine fünffache Häufigkeit bei einem Anstieg um 3 Grad. Ein 55-Jähriger hätte diese Erfahrung unter keinem angenommenen Szenario zu machen.
Quelle: kathpress