Caritas-Expertinnen: Mit Kindern über Krieg in der Ukraine sprechen
Auch Kinder und Jugendliche spüren die wachsende Unsicherheit und Angst, die mit dem Thema Krieg einhergeht. Vor allem, wenn er im kaum mehr als 400 Kilometer von Wien entfernten, zweitgrößten Land Europas tobt. Die Caritas St. Pölten betonte in einer Aussendung (Montag), dass es wichtig ist, mit Kindern und Jugendlichen über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Psychotherapeutin und Familienberaterin Iris Marchart gab Tipps, wie das gelingen kann: "Erklären Sie kindgerecht, bieten Sie aktiv das Gespräch an, seien Sie ehrlich und äußern Sie auch eigene Ängste und Befürchtungen, geben Sie Ihren Kindern Sicherheit, kommen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern von der Ohnmacht ins Tun." Die Caritas bietet unterstützend die Initiativen wie den "open2chat" an.
Die dramatische und unübersichtliche Situation in der Ukraine sei für Kinder und Jugendliche noch schwerer einzuordnen als für Erwachsene, bestätigte Margit Schmied, Psychotherapeutin und Familienberaterin bei der Caritas St. Pölten: "Seit Mitte letzter Woche sitzen in der Therapie Kinder und Jugendliche und weinen. Angst, Unsicherheit und Ohnmacht macht sich, so wie auch bei uns Erwachsenen, breit." Probleme in den Familien, enormer Schul- und Ausbildungsdruck, zwei Jahre Pandemie und jetzt Krieg in der unmittelbaren Nachbarschaft sei "enorm viel" für junge Menschen. Daher sei es jetzt besonders wichtig, dass Eltern und Lehrende für sie da sind, mit ihnen sprechen, sie ernst nehmen, unterstützen und begleiten.
Kinder im Kindergarten und Volksschulalter brauchen besonders kindgerechte Antworten auf ihre Fragen. Gemeinsam angesehene Sendungen, die für kleinere Kinder geeignet sind und kindgerecht über den Krieg berichten, können eine gute Grundlage bieten, um danach darüber zu sprechen.
Zudem solle der Alltag weiterhin gut gestaltet werden. Auch gemeinsame Handlungen, um dem Gefühl der Ohnmacht entgegenzuwirken, können helfen. Das könne etwa ein Gebet für die Menschen in der Ukraine sein, oder eine Kerze anzuzünden, Taschengeld für Nachbar in Not zu spenden, gemeinsam zu überlegen, wie man den Menschen auf der Flucht sinnvoll helfen könnte, seine Solidarität zu bekunden, am Lichtermeer teilzunehmen.
Jugendliche mit Medien nicht alleine lassen
Jugendliche beziehen ihre Informationen vor allem aus Social-Media-Kanälen. Dazu rät Margit Schmied, Jugendliche damit nicht alleine zu lassen, auf Pausen zu achten. Die aktuelle Situation solle auch in Schulen zum Thema gemacht werden. Gleichzeitig sei es ihr ein Anliegen, dass Schulen und Bildungsdirektionen Rücksicht auf die andauernden Belastungen der jungen Menschen nehmen und etwa den Druck bei Leistungsbeurteilungen in Ausnahmezeiten minimieren. Schmied unterstrich: Diese Überforderung sei ein gewichtiger Grund, warum es so vielen jungen Menschen psychisch so schlecht geht. "Wir müssen unsere Kinder und Jugendlichen schützen, denn sie sind unsere Zukunft!"
Bei "open2chat" können Jugendliche unter www.open2chat.at über ihre Sorgen, Fragen und Probleme chatten. Antwort erhalten sie von ausgebildeten Begleiterinnen und Begleiter zwischen 16 und 21 Jahren. Der Austausch über bewegende Themen ist kostenlos und anonym. Das ersetze keine Therapie, Beratung, kein ärztliches Gespräch oder andere Formen von Unterstützung durch speziell ausgebildete Erwachsene. Es könne ein erster mutiger Schritt sein, sich einer anderen Person anzuvertrauen. Das Projekt wurde mit der Karl Landsteiner Universität und der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich ins Leben gerufen und wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert.
Bei altersgerechten und kostenlosen Workshops der "youngCaritas" wird Menschen im Alter von sechs bis 25 Jahren die Auseinandersetzung mit sozialen Themenbereichen ermöglicht. Zudem können junge Menschen selbst sozial aktiv werden. Aus aktuellem Anlass kann beim "LaufWunder", dem Charitylauf der "youngCaritas", für humanitäre Hilfe in der Ukraine gelaufen werden. (Infos: www.noe-west.youngcaritas.at)
Quelle: kathpress