Lackner in Fastenhirtenbrief: Gott ist nahe in schweren Zeiten
In einer Zeit, da "wir - fast möchte ich sagen: wieder einmal - vor riesigen Herausforderungen stehen", hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner auf die enorme Reichweite der Zuwendung Gottes hingewiesen. "Er will, dass alle gerettet werden. Er ist nicht Gott für die Wenigen", schrieb Lackner in seinem diesjährigen, am Montag veröffentlichten Fastenhirtenbrief. "Seine Barmherzigkeit gilt auch jenen, die wir vielleicht übersehen, geringschätzen und ausgrenzen."
Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz sprach von der Menschheit als "eine Weggemeinschaft auf einer Pilgerfahrt durch die Zeiten". Dieser sage Jesus zu: "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken" - eine Stelle aus dem Matthäusevangelium (Mt 11,28), die Lackner als Leitwort seines Fastenhirtenbrief wählte. Er ermunterte die Gläubigen in der Salzburger Erzdiözese, in deren Pfarren sein Brief am 6. März, dem ersten Sonntag der 40-tägigen Fastenzeit, verlesen wird: "Wir alle tragen Lasten, gerade jetzt; alle sind wir gerufen, sie zu Jesus zu bringen. Machen wir uns in diesen 40 Tagen der österlichen Bußzeit also wiederum gemeinsam auf den Weg. Dazu lade ich alle ein: - Hören wir auf das Wort Gottes. Es tröstet, es gibt Kraft."
Unter den gegenwärtigen Herausforderungen nannte Lackner auch die Klimakrise, "deren Auswirkungen wir allmählich am eigenen Leib zu spüren bekommen", und die Corona-Pandemie, "die unser Miteinander auf die Probe stellt". Und er bedauerte den Vertrauensverlust gegenüber der Politik, dem Gesundheitswesen, den Medien und auch der Kirche, ausgelöst nicht zuletzt durch "das erneute Offensichtlichwerden kirchlicher Verfehlungen". Der Ton sei oft rau geworden, viele gäben sich unversöhnlich, so der Erzbischof weiter. "Die zahlreichen Zuschriften, die mich in diesen Tagen erreichen, zeichnen ein Bild der Unsicherheit, des Misstrauens, teilweise sogar des Hasses." Die vielen Kirchenaustritte schmerzten ihn als Bischof, "aber auch ganz allgemein als Christ, als Bruder aller, die uns verlassen".
Sich weiterhin dem Virus stellen
Zum Pandemiemanagement der Bundesregierung erklärte Lackner, es gelte sich weiterhin einem Virus zu stellen, das in immer wieder neuen Varianten auftauche. Die ergriffenen Maßnahmen gegen seine Ausbreitung und die damit einhergehenden "Eingriffe in unsere Grundrechte" lösten Ängste aus. Eine faktenorientierte Meinungsbildung falle "allzu oft nicht leicht". Er und seine Mitbrüder im Bischofsamt hätten sich hier bewusst am breiten wissenschaftlichen Konsens orientiert, wies Lackner hin. Es sei ihnen wichtig, "schützende und vorsorgende Maßnahmen mitzutragen, zur Solidarität aufzurufen, aber gleichzeitig auch immer wieder auf die Tragweite mancher politischen Entscheidungen hinzuweisen".
Zu der durch die Debatte in Deutschland wieder angefachten Missbrauchs-Debatte schrieb der Erzbischof: "Die Zeugnisse der Geschädigten, die zu lange nicht gehört wurden, klagen an." In Österreich habe die Kirche seit 2010 Verantwortung übernommen. "Jedoch: Wir müssen stets wachsam bleiben. Der Gräuel des Missbrauchs und der Vertuschung darf sich nicht wiederholen."
Glaube stärkt in Zeit der Bedrängnis
Lackner rief in diesen schwierigen Zeiten zum Gebet des Psalmes 91 auf: "Herr, sei bei mir in der Bedrängnis." Auch der Apostel Paulus habe an die Gemeinde von Korinth geschrieben: "Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum" (2 Kor 4,8). Dies ist nach den Worten Lackners "kein leerer Wunsch, ohne Hoffnung auf Erfüllung". Er äußerte die Zuversicht, "dass es uns gelingen möge, die Spaltungen unserer Tage zu überwinden".
Der Salzburger Erzbischof gab dazu für die vorösterliche Bußzeit abschließend drei Anregungen: Die Gläubigen mögen auf das tröstende, Kraft spendende Wort Gottes hören, in einer Haltung der Nächstenliebe "das Göttliche im Antlitz der Anderen entdecken" und schließlich: "Suchen wir die Stille, gerade im Lärm unserer Zeit. In ihr erneuert sich immer wieder die Sehnsucht nach Gott."
"Aschenkreuz to go" am Mittwoch
In einer Aussendung zum Beginn der Fastenzeit verwies die Erzdiözese Salzburg auf die Vielfalt an kirchlichen Angeboten am Aschermittwoch. Besonders beliebt sei die Aktion "Aschenkreuz to go", die in der Erzdiözese an vier Schauplätzen (in der Stadt Salzburg beim Infopoint Kirchen in der Franziskanergasse und am Mirabellplatz, in der Lungauer Gemeinde St. Margarethen sowie in Kufstein) stattfindet. Infopoint-Leiter Dominik Elmer kündigte die Verteilung von 2.000 Stück Lungauer Fastenbrezen als kulinarische Stärkung an.
Der Aschermittwochgottesdienst mit Erzbischof Lackner beginnt im Salzburger Dom um 19 Uhr; dabei erklingt Palestrinas "Missa Emendemus". Fastenkrippen aus aller Welt sind von 7. März bis Pfingstmontag, 6. Juni 2022, in einer Sonderausstellung in der Salzburger "Bibelwelt" (Plainstraße 42a) zu sehen. Diese und weitere Informationen zur Fastenzeit und Ostern in der Erzdiözese Salzburg: www.eds.at/ostern)
Quelle: kathpress