Wiener ukrainischer Pfarrer dankt für große Solidarität
Die religiöse Heimat etlicher Auslands-Ukrainer in Österreich, die griechisch-katholische Pfarre St. Barbara in der Wiener Innenstadt, ist zu einem Zentrum der Solidarität mit der Bevölkerung in der Ukraine geworden. Seit Tagen werden in der Gemeinde in der Postgasse Spenden und Hilfsgüter gesammelt und direkt an die slowakisch-ukrainische Grenze gebracht. Der zahlreichen Freiwilligen und der ukrainisch-katholische Pfarrer Taras Chagala kümmern sich auch um Ukrainer, die wegen des russischen Einmarschs in der Ukraine in Wien festsitzen oder hier schon in den vergangenen Wochen aus Sorge um die sich zuspitzende Lage nach Österreich gekommen sind.
Auch auf die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine bereitet sich die Gemeinde weiter vor, sagte Chagala am Sonntag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Eigens organisierte Busse, die an den Grenzen der Slowakei und Ungarns zur Ukraine Flüchtende aufnehmen hätten und nach Wien bringen können, seien freilich vorerst leer geblieben, schilderte der Geistliche auch bei der Sonntagsmesse für slowakischsprachige griechisch-katholische Gläubige.
Die Ankommenden seien alle schon im Nachbarland aufgenommen worden, berichtete Chagala von zahlreichen Slowakinnen und Slowaken, die sich privat zur Grenze gefahren seien, um den Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen. Das sei ein großes "Zeichen der Solidarität", dankte der Erzpriester.
Auch russische Gemeinde will Hilfe anbieten
Der russische Krieg gegen die Ukraine beschäftigt auch die russische-orthodoxe Kirchengemeinde in Wien. Beim Gottesdienst am Sonntagvormittag blieben laut Bericht der Austria Presse Agentur (APA) zwar in der Nikolauskathedrale in Wien-Landstraße explizite Aufforderungen an die russische Regierung aus, in seiner Predigt machte Erzpriester Vladimir Tyschuk zwischen den Zeilen seine kritische Haltung in Bezug auf den Krieg dennoch deutlich. Gemeindemitglieder bereiten sich indes darauf vor, Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen.
Gemäß des orthodoxen Kirchenkalenders drehte sich der Gottesdienst am Sonntag um das Jüngste Gericht, das im Russischen auch "Furchtbares Gericht" heißt. Mit Verweis auf entsprechende Passagen des Matthäusevangeliums betonte Tyschuk die Wahlmöglichkeit des Menschen, Gutes oder Schlechtes zu tun, Menschen zu helfen oder sie zu erniedrigen. Gemeindemitglieder verstanden dies als implizite Positionierung gegen den Krieg in der Ukraine.
Ohne selbst das Wort "Krieg" zu verwenden, kündigte der für Österreich zuständige russisch-orthodoxe Bischof Aleksij (Zanochkin) laut APA am Sonntag am Ende des Gottesdienstes an, dass die Gemeinde beginne, Geld für Personen zu sammeln, die in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Ähnlich äußerte sich Bischof Aleksij auch im ORF. Man werde allen Gemeindemitgliedern und Menschen, die betroffen sind, Hilfe anbieten, sagte er in Interview der Sendung "Orientierung" (Sonntag). "Mit großem Schmerz sehen wir, dass Menschen leiden, und deshalb wird die Kirche bei den Leidenden sein und sie trösten", so der russisch-orthodoxe Bischof: "Unsere Aufgabe ist es, zum Frieden aufzurufen. Wenn man mehr auf die Kirche gehört hätte, dann würde ich zu solchen Ereignissen wie jetzt gar nicht kommen."
Quelle: kathpress