Landau: Humanitäre Korridore müssen offen bleiben
Zu Gebet, Solidarität und "handfester Hilfe" ruft Caritas-Präsident Michael Landau angesichts des Kriegs in der Ukraine auf. "Dieser Krieg ist eine Niederlage für die Menschlichkeit und bringt unendlich viel Leid für die betroffenen Menschen", sagte er am Sonntag im Interview in der ORF-TV-Sendung "Orientierung". Konkret appellierte Landau an die Politik, humanitäre Hilfskorridore in die Ukraine offen zu halten. "Es muss auch in dieser schwierigen, extrem belasteten Situation möglich sein, den Menschen zu helfen." Auch in die Gegenrichtung müssten Korridore offenbleiben, "für die, die nicht bleiben können, die fliehen müssen".
Er orte in Österreich in Pfarren und Pfarrgemeinden eine große Bereitschaft zu helfen, sagte Landau weiter. Gleiches gelte für das offizielle Österreich, man sei im Austausch mit der Regierung, so der Caritas-Chef: "Hier arbeiten alle zusammen, das ist gerade jetzt entscheidend." Ausdrücklich rief Landau, der auch Präsident von "Caritas Europa" ist, zu einer "gemeinsamen europäischen Anstrengung auf", um insbesondere auch in die Nachbarländer der Ukraine Geflüchteten zu unterstützen.
In der Kriegsregion selbst sei die Caritas trotz der unübersichtlichen Lage nach wie vor mit etwa 1.000 Helferinnen und Helfern tätig, schilderte Landau. Die Caritas Ukraine habe sehr klar gesagt: "Wir bleiben am Ort, wir bleiben bei den Menschen." Die Caritas-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter nützten etwa Gefechtspausen, um alte Menschen zu betreuen. Auch sorgten sie weiterhin für ihnen anvertraute Kinder und gäben diesen damit "ein Stück Schutz und Sicherheit", so Landau. Zudem würden Lebensmittelpakete, Hygieneartikel oder Heizmaterial verteilt. "Es fehlt den Menschen an allem", betonte der Caritas-Präsident. Jedes Nothilfepaket mache für Menschen einen Unterschied.
Man stehe im laufenden Austausch mit den Caritas-Partnern, "um passgenau, wirksam und rasch helfen zu können", fügte Landau hinzu. Schon vor Ausbruch des Krieges seien in der Ukraine 2,9 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen, erinnerte er. Mit Hilfe auch aus Österreich habe die Caritas seit 2014 etwa 800.000 Menschen versorgt. "Diese Hilfe muss, sie wird jetzt weitergehen, wo es um Kinder, aber auch wo es um alte und pflegebedürftige Menschen geht", sagte Landau. (Spenden unter www.caritas.at/ukraine, IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Ukraine)
Immer mehr Menschen auf der Flucht
Derzeit seien mehrere hunderttausend Ukrainerinnen und Ukrainer auf der Flucht, sagte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva-Maria Welskop-Deffaa, am Sonntag. "Der Hilfebedarf in dieser Situation wächst stetig", so Welskop-Deffaa. Drei der 34 Zentren der Caritas Ukraine hätten geräumt werden müssen. Mehrere hundert Mitarbeitende kümmerten sich jedoch weiterhin um Geflüchtete. Sie würden in den Zentren untergebracht, mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt sowie psychologisch betreut.
Augenblicklich steige der Druck in den unmittelbaren Nachbarländern der Ukraine, fügte die Expertin hinzu. In Polen werden demnach etwa eine Million Geflüchtete aus der Ukraine erwartet; die Caritas Polen habe zweieinhalbtausend Unterkunftsplätze vorbereitet.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in Moldawien in den vergangenen 36 Stunden bereits zehntausende Menschen angekommen. Auch in Rumänien hätten unmittelbar nach Kriegsbeginn mehr als 10.000 Geflüchtete aus der Ukraine die Grenze überschritten. Am Grenzübergang Siret im Nordosten haben sich Medienberichten zufolge Warteschlangen von bis zu 35 Kilometern gebildet. "Wir werden die Caritasverbände in den von den Fluchtbewegungen besonders betroffenen Ländern tatkräftig unterstützen", betonte Welskop-Deffaa.
Quelle: kathpress