Caritas: Auch Helfer von russischen Angriffen betroffen
Hilfsorganisationen können nach Angaben von Caritas-Vertretern in Teilen der Ukraine nur noch stark eingeschränkt arbeiten. "In einigen Gebieten wird die Lieferung von Hilfsgütern durch Beschuss behindert", sagte der Generalsekretär des Caritas-Weltdachverbands "Caritas Internationalis" in Rom. Caritas-Mitarbeitende im Osten des Landes hätten die dortigen Sozialzentren verlassen müssen, sagte auch der Leiter des Auslandshilfswerks der deutschen Caritas, Oliver Müller, am Samstag im ZDF-Morgenmagazin. Sie leisteten telefonisch weiterhin psychologische Betreuung und Beratung, zugleich gehörten sie jedoch selbst zu den Betroffenen des Krieges.
In anderen Landesteilen seien die Sozialzentren noch aktiv, fügte Müller hinzu. Etwa in Dnipro, der viertgrößten Stadt des Landes, würden Binnenvertriebene aufgenommen, Lebensmittel verteilt und Schlafstätten eingerichtet. Die Helferinnen und Helfer dort hätten allerdings große Angst, weil sich in unmittelbarer Nähe zu ihrer Arbeitsstätte eine militärische Einrichtung befinde. Auch im Westen der Ukraine gebe es eine "große Verunsicherung".
"Tun alles, was möglich ist"
Die Caritas versuche, ihre vielfältige Hilfe, darunter für Familien mit Kindern oder alte, pflegebedürftige Menschen, trotz des Krieges so gut wie möglich aufrecht zu erhalten, sagte Olga Chertilina, die von Dnipro aus Hilfsprogramme der Caritas Österreich mit der ukrainischen Caritas und lokalen Partnern koordiniert, im ORF-Radio (Freitag): "Wir tun alles, was unter diesen Umständen möglich ist." Den Caritas-Mitarbeitenden habe man freilich aufgetragen, wenn es gefährlich wird, den Anweisungen der Regierung zu folgen und etwa in Schutzräumen zu bleiben.
Trotz der spürbaren Nervosität müsse man versuchen, möglichst ruhig zu bleiben, meinte Chertilina. Panik würde nicht helfen. Gleichzeitig rief sie zur Unterstützung der humanitären Hilfe auf. "Die Menschen in der Ukraine wollen keinen Krieg. Wir bitten die Welt. Wir bitten Österreich, uns in jeder möglichen Form zu unterstützen", sagte die ukrainische Caritas-Mitarbeiterin.
Die österreichische Caritas, die seit drei Jahrzehnten in der ganze Ukraine Hilfsprojekte unterstützt, steht im engen Austausch mit den Caritas-Mitarbeitern vor Ort. In den Sozialen Netzwerken veröffentlichte "Caritas Österreich" unter anderem Bilder von Kindern aus einem Caritaszentrum in Kiew, die im Keller vor den Angriffen in Sicherheit gebracht wurden. Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner berichtet in einem ORF-III-Interview am Freitagabend, dass sich auch in der Westukraine Hilfesuchende und auch Caritas-Helfer Stunden um Stunden in Luftschutzbunkern verbringen, weil es die Sicherheit erfordert.
Aufmerksam machte Schwertner insbesondere auch auf die Lage alter Menschen, die in Dörfern in der Ostukraine zurückgeblieben sind. "Die sind dringend darauf angewiesen, das mobile Pflege vorbeikommt, aber auch, dass Menschen vorbeikommen, die ihnen einfach was zum Essen bringen. Die sind wirklich auf sich alleine gestellt."
Caritas Österreich bittet um Spenden
Österreichs Caritas hat bereits 300.000 Euro für Soforthilfe-Maßnahmen zur Verfügung gestellt. Schon vor Ausbruch des nunmehrigen Krieges seien 2,9 Millionen Menschen in der Ukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen, erinnerte Caritas-Wien-Generalsekretär Schwertner. "Das heißt, die waren täglich darauf angewiesen, dass sie mit Wasser, mit medizinischer Versorgung, mit Lebensmitteln versorgt werden." Diese Zahl werde jetzt dramatisch steigen.
"Es geht jetzt vor allem um akute Nothilfe, Lebensmittelpakete, Hygienepakete, auch medizinische Versorgung, die erforderlich ist", erklärte Schwertner und bat um Unterstützung der Caritas-Hilfe durch Spenden. Mit 25 Euro könne man etwa ganz konkret ein Lebensmittelpaket spenden.
Hilfe für Geflüchtete
Der Wiener Caritas-Generalsekretär äußerte sich im ORF-Interview auch zur Lage in den Nachbarländern der Ukraine, wo zusehends mehr Geflüchtete eintreffen. Die Caritas-Organisationen etwa in der Slowakei, Polen und Rumänien, bereiteten sich entsprechend vor, schilderte Schwertner. Es würden Sachspenden zusammengestellt und Quartiere organisiert.
In Österreich sind bisher nur vereinzelt Geflüchtete aus der Ukraine angekommen, auch hierzulande treffe die Caritas aber Vorsorge. Schwertner: "Wenn am Wochenende jetzt vereinzelt Menschen untergebracht werden müssen, dann gibt es freie Kapazitäten in den vorhandenen Quartieren. Aber das kann sich natürlich in den nächsten Tagen und Wochen noch ändern. Das wird auch darauf ankommen, wie lange dieser Krieg dauert."
(Spenden unter www.caritas.at/ukraine, IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Ukraine bzw. "Nachbar in Not, IBAN AT21 2011 1400 4004 4003, Kennwort: Hilfe für die Ukraine)
Quelle: kathpress