Ökumene: Die vielen Facetten vom Frausein in den Kirchen
Das Frausein in den Kirchen in Österreich hat heute viele Facetten. Anlässlich des ökumenischen "Weltgebetstages der Frauen" (4. März) und des internationalen Frauentags (8. März) haben fünf kirchlich engagierte Frauen aus Linz und Wien - Gabriele Eder-Cakl, Renate Bauinger, Isabella Bruckner, Veronika Obermeir-Siegrist und Regina Polak - auf Kathpress-Anfrage darüber Auskunft gegeben, wie sie Frau in ihrer jeweiligen Kirche sind:
Gabriele Eder-Cakl, Pastoralamtsleiterin der Diözese Linz, erzählte etwa, sie gestalte die Katholische Kirche seit ihrer Jugend mit. Im Süden von Linz habe sie Kirchenablehnung genauso erlebt, wie völkerverbindende Gemeinschaft, etwa bei kroatischen Tänzen im Pfarrhofgarten am Sonntag der Völker. Als Frau habe sie sich "als gleichwertiger Teil der Gemeinschaft" erlebt, betonte sie. Bereits als Erstkommunionkind im Ministrantinnendienst gestaltete sie später Gottesdienste und "übersetzte das Wort Gottes in die Gegenwart".
Wichtig sei ihr als Frau in leitender kirchlicher Position heute das "echte Ernstnehmen" der unterschiedlichen Lebensformen und Lebenswelten, des religiösen Suchens und Glaubens: "Nur so können wir glaubwürdig leben, was in der Bibel steht: Jeder Mensch ist ein geliebtes Kind Gottes", unterstrich Eder-Cakl. Sie setzt sich für "Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen der Katholischen Kirche - bis hin zur gleichwertigen Zulassung der Frauen zum sakramentalen Amt" ein. Sie zeigte sich zudem überzeugt, dass "Gott bereits vor dem Missionar oder der Missionarin bei den Menschen ist. Das Da-Sein als Christin in der aktuellen Welt heute, das ist meine und unsere Aufgabe."
Evangelische Pionierin
Renate Bauinger ist seit Juli 2021 Superintendentialkuratorin der Evangelischen Kirche A.B. Oberösterreich. Als erste Frau in Oberösterreich in diesem Ehrenamt will sie es "als Frau bewusst wahrnehmen und ausführen". Dafür bringt sie etwa Managementerfahrungen als berufstätige Mutter, Ehefrau und schon seit vielen Jahren in diversen Ehrenämtern Tätige sowie ihre eigene Lebensgeschichte und die Glaubenshaltung ihrer Vorfahren als Unterstützung mit: "Offen auf Menschen zugehen, verschiedene Glaubenshaltungen wertschätzend wahrnehmen und eine gelebte Ökumene sind meine Wegweiser."
Als weltliche Vorsteherin in Gemeinschaft mit dem Superintendenten und als Vertreterin der Diözese nach außen sei ihr Tätigkeitsfeld denkbar breit, allerdings mit Fokus auf den wirtschaftlichen Teil. Darüber hinaus ist Bauinger im pädagogischen Bereich der Diözese tätig: als Obfrau des Evangelischen Schulerhaltervereins Steyr und Linz sowie als Leiterin des Evangelischen Museums OÖ. Ihr neues Amt sieht sie als "große Herausforderung", die Wahl in dieses Amt als "Ruf und Berufung".
Philippinerinnen als Vorbild
Die Biografie von Isabella Bruckner, Assistenzprofessorin am Institut für Fundamentaltheologie und Dogmatik der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, zeigt unterschiedliche Rollen und Tätigkeiten in der Kirche auf. Darin habe sie sich immer wieder neu entdecken dürfen, etwa als Leiterin in der Katholischen Jungschar, Kantorin, Liturgin, Seelsorgerin im Krankenhaus, Sternsingerin, Theologin, Ökumenereferentin.
Als "große Inspiration" bezeichnete sie neben den heimischen Frauen jene, die ihr 2018 beim Lern-Einsatz mit der Dreikönigsaktion (DKA) auf den Philippinen begegnet sind: Frauen, die sich mit einem "beeindruckenden Selbstbewusstsein miteinander solidarisierten, die herzlich miteinander feierten und sich mit großer Zärtlichkeit und Hingabe für die Rechte und das Wohl der Schwächeren einsetzten". Sie seien ein "großartiges Zeugnis für die lebensverändernde Kraft, die sich aus der Religion und dem Glauben in der Tat schöpfen lassen - und auch heute noch die Kirche zu beleben vermag".
Eine Frage der Gleichberechtigung
Veronika Obermeir-Siegrist, evangelische Pfarrerin in der Pfarrgemeinde Linz-Innere-Stadt, derzeit in Karenz, erinnerte an die lange Geschichte der Kirche, geprägt von regionaler und gesellschaftlicher Entwicklung sowie von Geschlechterrollen. Männer haben die wesentlichen Entscheidungen getroffen, Frauen hatten jahrhundertelang eine untergeordnete Rolle, lautet ihr Fazit. Das sei bis heute spürbar. Aber: "Gott sei Dank und gottgewollt können wir gemeinsam die Kirche und ihre Rolle in der Welt mitgestalten". Den immer noch geltenden Auftrag haben schon zu Beginn der Christenheit Männer wie Frauen gehört und gelebt, betonte sie: "Uns allen Menschen zuzuwenden - ohne zu unterscheiden. Geschlecht, Status, Herkunft, usw. - darum geht es nicht. Was bleibt und was zählt, ist die Liebe."
Die Pfarrerin zeigte sich dankbar, dass es in den Evangelischen Kirchen in Österreich auch für das Pfarramt keine Unterscheidung mehr gibt. "Als Frau bin ich laut Kirchenverfassung gleichberechtigt. In meiner Tätigkeit als Pfarrerin in Linz habe ich das auch im Gemeindealltag so erlebt", erzählte sie. Gleichzeitig sei die Gleichberechtigung und die Gleichbehandlung für Frauen in Kirchen noch in den Kinderschuhen und keine Selbstverständlichkeit. Umso wichtiger sei es, sichtbar zu sein und zu zeigen: "Wir Frauen sind selbstverständlich berechtigt, beauftragt und begabt, das Evangelium Jesu Christi in allen Funktionen der Kirchen zu verkündigen."
Das Frausein thematisieren
Ihre Solidarität mit allen Frauen, "die sich mutig für eine Stärkung der Rolle von Frauen in der Kirche einsetzen", sprach die katholische Wiener Pastoraltheologin Regina Polak aus. "Denn zu viele Frauen können aufgrund traditioneller Vorstellungen von 'Frau sein' und infolge von Machtstrukturen und Männerbündnissen ihre Berufungen, ihre Charismen und Erfahrungen nicht angemessen einbringen." Ihre eigenen Erfahrungen seien ambivalent. Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter sei ihr die Idee fremd, dass eine Frau nicht dieselben Fähigkeiten haben könnte wie ein Mann. Viele Priester und Professoren seien zu wichtigen Lehrern und Begleitern geworden. Konflikte habe sie nicht auf ihr Frausein zurückgeführt. "Dies hat mich aber auch lange Zeit blind gemacht gegenüber der strukturellen Diskriminierung von Frauen", gab sie zu bedenken.
Ein Erlebnis vor Jahren habe ihr die Augen geöffnet, als ein hochrangiger Amtsträger im Rahmen einer Podiumsdiskussion "weltbildkonform" sagte, sie sei in der Kirche von Wien "der einzige Mann, der sich sagen traut, was Sache ist". Polak wurde damals bewusst, dass sie ihr Frausein "ausgeblendet und nicht zum Thema gemacht hatte, um ernst genommen zu werden. Dies erklärt vielleicht, warum ich selbst nicht über Diskriminierungserfahrungen klagen kann. Aber der Preis ist zu hoch, denke ich heute."
Quelle: kathpress