Gurk: Berühmtes gotisches Fastentuch wird wieder aufgezogen
Am Beginn der Fastenzeit (2. März) wird im Gurker Dom in der Aschermittwoch-Liturgie wieder das berühmte Fastentuch aus dem Jahre 1458 feierlich aufgezogen. Dieses auch als Hungertuch bezeichnete textile Kunstwerk zählt zu den bedeutendsten europäischen Zeugnissen spätmittelalterlicher Malkunst, teilte die Diözese Gurk-Klagenfurt in ihrer Ankündigung mit. Das gotische Tuch umfasst in etwa 89 Quadratmeter und stammt von Meister Konrad aus Friesach. Es ist das größte und älteste Fastentuch Kärntens.
Der Wortgottesdienst am Aschermittwoch wird beim Gurker Hochaltar vor dem aufgezogenen Fastentuch gefeiert. Nach einer Prozession in die Hauptkirche wird dort die Liturgie mit der Eucharistiefeier fortgesetzt. Diese traditionelle Veranstaltung sei "mittlerweile zu einem Fixpunkt der Kärntner Kulturszene geworden", sie ziehe alljährlich Gläubige und Kunstinteressierte aus aller Welt an. Ab 3. März ist das Gurker Fastentuch bis Karsamstag täglich von 10 bis 17 Uhr mit und ohne Führung im Dom zu besichtigen.
Kulturhistorisches Juwel
Das kulturhistorische Juwel zählt zu den ältesten in Österreich noch erhaltenen Fastentüchern. Es enthält 99 szenische Darstellungen auf Leinentuch, die das heilsgeschichtliche Handeln Gottes am Menschen von der Schöpfung bis zum Jüngsten Tag nachzeichnen. Eine Besonderheit des Gurker Fastentuches ist die Darstellung von Menschen aus der Profangeschichte - zum Beispiel von Alexander dem Großen, Julius Cäsar oder Kaiser Augustus.
Das Tuch war im Vorjahr nach vorangegangener umfangreicher Restaurierung durch das Bundesdenkmalamt in Wien erstmals wieder aufgezogen worden. 2019 kam bereits die rechte Tuchhälfte mit Szenen aus dem Neuen Testament fertig restauriert nach Gurk zurück; 2020 wurde auch die Restaurierung der linken Tuchhälfte mit Abbildungen aus dem Alten Testament abgeschlossen.
Licht, Klima, Alter und der Gebrauch des historischen "Hungertuches" machten die Restaurierung notwendig. Bereits in den Jahren 1950 bis 1958 hatte das Bundesdenkmalamt Konservierungsmaßnahmen vorgenommen. Neben einer Reparatur von kleinen Löchern stand diesmal auch die Analyse und eine Bestandserhaltung des Tuches im Zentrum. (Infos: www.dom-zu-gurk.at)
Quelle: kathpress