Bischöfe rufen zur Teilnahme an Pfarrgemeinderatswahlen auf
Österreichs Bischöfe rufen zur Teilnahme an den bevorstehenden Pfarrgemeinderatswahlen auf. "Ich bitte Sie: Unterstützen Sie die Kandidatinnen und Kandidaten und stärken Sie mit Ihrer Stimme dieses wichtige Teilhabegremium unseres Kirche-Seins", betonte etwa der Erzbischof von Salzburg und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, in der Magazinbeilage "inpuncto mittendrin", die in dieser Woche allen diözesanen Kirchenzeitungen beiliegt. Am 20. März werden in 3.000 Pfarren in ganz Österreich Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte gewählt.
Lackner verwies auf den aktuellen Synodalen Prozess, den Papst Franziskus ausgerufen hat. Dieser habe damit alle "wieder einmal überrascht". Dabei sei das Wesen der Synodalität schon seit jeher in die "christliche DNA eingeschrieben", bedeute es doch so viel wie "gemeinsam unterwegs sein". Das gelte auch für den Pfarrgemeinderat. Dieser sei nicht nur ein wichtiges Teilgremium der kirchlichen Institution, sondern stelle auch das "Gemeinsam-Unterwegs-Sein" von Menschen unterschiedlicher Persönlichkeiten in den Fokus. "Einheit in der Vielfalt - so könnte der Pfarrgemeinderat gut umschrieben werden", so Lackner.
Es gehe im Pfarrgemeinderat darum, "gemeinsam und in Verantwortung das kostbare Gut unseres Glaubens in ihren Pfarren weiterzutragen", so der Erzbischof. Die Kandidatinnen und Kandidaten haben sich in diesem Sinne aufgemacht und seien bereit, Zeit, Einsatz und Engagement zur Verfügung zu stellen. "Dafür gebührt ihnen unsere Wertschätzung und unser Dank."
Pfarre ohne Pfarrgemeinderat heute unvorstellbar
Auch der Wiener Kardinal, Christoph Schönborn, äußerte seinen Dank für das Wirken der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte: "Ich weiß, dass es sicher nicht selbstverständlich ist, sich neben Beruf und Familie ehrenamtlich für das kirchliche Leben vor Ort zu engagieren. Auch wenn die Einrichtung der Pfarrgemeinderäte erst 50 Jahre alt sei, "eine Pfarre ohne Pfarrgemeinderat ist heute unvorstellbar", erkannte Schönborn an.
Für Schönborn ist die PGR-Wahl am 20. März 2022 bereits die sechste Wahl in seiner 26-jährigen Amtszeit als Erzbischof von Wien. Es sei für ihn immer ein Wunsch gewesen, jüngere Menschen für das Engagement im Pfarrgemeinderat zu gewinnen, ebenso sei eine gute Repräsentanz der verschiedenen "Kulturen" in der Pfarre wichtig. Das sollten die Wählerinnen und Wähler bei ihrer Entscheidung mitbedenken, so Schönborns Empfehlung.
Pfarrgemeinderäte geben Kirche Gesicht
"Mit Ihrer Stimme stärken Sie das vielseitige Engagement in Ihrer Pfarre und zeigen Ihre Wertschätzung für dieses Engagement", betonte der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer. Ebenso geben die Pfarrgemeinderäte der Kirche am Ort ein "konkretes Gesicht". Diese seien - wie das Wahlmotto schon sage - "mittendrin" im Leben ihrer Pfarre und möchten mit ihrem Engagement die Vielfalt pfarrlichen Lebens sicherstellen. "Bitte gehen Sie zur Wahl - unterstützen Sie mit Ihrer Teilnahme jene, die sich ehrenamtlich in den Dienst der Pfarrgemeinde stellen", so Scheuer.
Wenn von "der Kirche" die Rede sei, sei damit häufig die Kirchenleitung gemeint. "In Wirklichkeit entsteht Kirche überall dort, wo Menschen die Botschaft Jesu leben und weitertragen: in den Familien, am Arbeitsplatz, in Vereinen, Freizeiteinrichtungen und natürlich in besonderer Weise auch in den Pfarrgemeinden", so Scheuer. "PfarrgemeinderätInnen tragen Verantwortung für das Leben und die Entwicklung ihrer Pfarrgemeinde, sodass sie als Lebensraum des Evangeliums glaubwürdig ist."
Mit der Pfarrgemeinderatswahl werde in ganz Österreich ein wichtiges Zeichen für die Beteiligung am kirchlichen Leben gesetzt, betonte auch der Bischof der Diözese Graz-Seckau Wilhelm Krautwaschl. "Als Getaufte sind wir alle aufgerufen, die Kirche und unsere Welt zu gestalten", warb der Bischof für eine rege Teilnahme. Die Räte seien dafür da, gemeinsam Entscheidungen zu treffen und die Seelsorge vor Ort "freudvoll, lebendig und bunt zu halten". Neues entdecken und ausprobieren, das sei ihre Aufgabe.
Die aktuellen Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft seien groß. Umso wichtiger sei das Engagement im Pfarrgemeinderat. "Speziell die letzten Jahre haben gezeigt, wie bedeutsam ein mutiger und innovativer Blick in die Zukunft ist." Es müsse nicht alles so bleiben, wie es immer schon war. "Ich möchte Sie ermutigen, am 20. März Kirche vor Ort mitgestalten, bringen Sie sich ein!", so Bischof Krautwaschl abschließend.
"Pfarrgemeinderäte sind ein Zeichen und ein gelungenes Beispiel einer gemeinschaftlichen, einer 'synodalen' Kirche, betonte der Klagenfurter Bischof Josef Marketz unter Verweis auf das Jubiläum "50 Jahre Kärntner Diözesansynode", das die Diözese in diesem Jahr begeht. Gemeinsam mit den für die Pfarren verantwortlichen Priestern haben die zum weitaus größten Teil ehrenamtlichen Pfarrgemeinderatsmitglieder Anteil an der Gestaltung kirchlichen Lebens vor Ort, so Marketz. "Sie sind Repräsentanten und Repräsentantinnen der Menschen in den Pfarren, sie geben der Kirche vor Ort ihr spezifisches, eigenes Gesicht." "Ich bitte Sie deshalb, sich an der Wahl zu beteiligen und den KandidatInnen in Ihrer Pfarre das Vertrauen auszusprechen, indem Sie sie mit Ihrer Stimme beauftragen, für Sie und Ihre Angehörigen und Freunde Kirche vor Ort zu gestalten."
Dienst der Zuversicht
"Mitdenken, mitentscheiden und mitverantworten!", das sei mit Appellen alleine "nicht zu haben", betonte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler. "Es braucht Menschen, die von der Leidenschaft Gottes fasziniert sind und ihr Christsein nicht nur als private Frömmigkeit begreifen", zeigte er sich überzeugt. Klar sei, "dass wir uns gerade jetzt nicht zurückziehen dürfen". Der Pfarrgemeinderat sei "ein Dienst der Zuversicht inmitten einer nervösen Zeit" - "zuhören, aufrichten und Orientierung geben", darum gehe es. All das werde von Pfarrgemeinderäten mit überlegt und unterstützt. "Sie geben der Kirche ein glaubwürdiges Gesicht. Sie zu wählen, heißt Zuversicht wählen."
"Gerade die PGR-Wahl ist ein wesentlicher Teil jener synodalen Kirche, zu der uns Papst Franziskus hinführen möchte", betonte auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs. Er wolle deswegen allen "ein herzliches Danke sagen", die in den vergangenen Wochen einen Beitrag zur Vorbereitung der Wahl geleistet haben. Besonders danken wolle er jenen Personen, die sich als Kandidatin und Kandidat zur Verfügung stellen "und dadurch ihre Bereitschaft zeigen, sich in den nächsten fünf Jahren für eine lebendige Pfarrgemeinde einzusetzen." Gleichzeitig wolle er alle Katholikinnen und Katholiken ermutigen, sich an der Pfarrgemeinderatswahl zu beteiligen. "Geben Sie am 20. März 2022 Ihre Stimme im Wahllokal in Ihrer Pfarre ab oder nützen Sie die Möglichkeit zur Briefwahl. Nehmen Sie auch die Möglichkeit der Familienstimme in Anspruch", so Elbs.
Berufung aufgrund der Taufe
Für St. Pöltens Bischof, Alois Schwarz, habe der Pfarrgemeinderat viel "mit unserer Berufung aus der Taufe heraus zu tun". "Es braucht Männer und Frauen, die darauf achten, Menschen in der Gemeinde nicht aus den Augen zu verlieren, es braucht Menschen, die den Priester in seiner Verwaltungsarbeit unterstützen, Menschen, die das Wort Gottes kennen und lieben, die sich als Prophetinnen und Propheten ihres Glaubens erweisen."
Pfarrgemeinderäte halten Themen und Aufgaben in der Pfarre lebendig wie etwa Schöpfungsverantwortung, Wallfahren und Pilgern und das, was Kinder, Jugendliche, Familien und alte Menschen im Glauben stärken kann, so Schwarz. Sein Wunsch sei es, dass Männer und Frauen für Lebensfragen mit Glaubenshintergrund "verfügbar sind, mittendrin stehen im Leben der Menschen in den Gemeinden".
Am 20. März 2022 sind über 4,5 Millionen wahlberechtigte Katholikinnen und Katholiken aufgerufen, eine Funktion in ihrer Pfarrgemeinde zu übernehmen oder wählen zu gehen. Die Pfarrgemeinderäte in der heutigen Form wurden nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) eingeführt, um der Mitverantwortung der Laien in der Kirche Ausdruck zu geben. Die ersten Pfarrgemeinderäte wählten die Katholiken 1969 in der Erzdiözese Salzburg und in der Diözese Graz-Seckau.
(Infos: www.pfarrgemeinderat.at)
Quelle: kathpress