Krautwaschl: Kirche braucht "Revolution" durch das Taufpriestertum
Priester sind nicht aufgrund ihres Talars "heilig", sondern aus der Taufgnade heraus, so wie alle anderen Christen auch. Das hat der Bischof der Diözese Graz-Seckau, Wilhelm Krautwaschl, im Gespräch mit dem Portal "Vatican News" (Montag) betont. Krautwaschl hatte zuvor an einem dreitägigen internationalen Symposium zum Priestertum im Vatikan teilgenommen. Bei diesem ging es u.a. um den Auftrag aller getauften Christen, den Glauben zu leben und weiterzugeben. Zugleich wurde ein ausgewogeneres Verhältnis und mehr Zusammenarbeit von Klerikern, Ordensleuten und Laien gefordert. Die öffentlich debattierten Fragen des Zölibats sowie einer Priesterweihe für Frauen kamen ebenfalls zur Sprache.
Krautwaschl warb dafür, diesen neuen Blick auf das allgemeine Priestertum konsequent anzuwenden und auch in die Theologie besser zu integrieren als bisher. "Ich glaube, dass das ja auch eine Revolution ist, die es dringend braucht, weil wir eben auch die Ekklesiologie, das Denken über die Kirche, vom Amtspriestertum her gedacht haben", wird der Grazer Bischof zitiert. Hier gelte es, "anders zu denken" und neu zu entdecken, "dass wir alle, das gläubige Volk Gottes, mit allem ausgestattet sind, um das, was Gott von uns im heute will, zu entdecken und uns dementsprechend zu verhalten."
Das Miteinander von Priestern und Laien in der Kirche brauche eine neue Grundlage, zeigte sich Krautwaschl überzeugt. Die Tagung habe diesbezüglich ein großes Anliegen gehabt, nämlich in der teils auch streitbaren aktuellen Debatte über Auftrag und Wesen des Priestertums das allgemeine Priestertum aller Getauften neu in Erinnerung zu rufen: Kraft der Taufe hätten alle Christgläubigen, also nicht nur die Geweihten, einen priesterlichen Auftrag zu erfüllen. Dies seien zum Teil "blinde Flecken, die man dann selber lebt". Manche glaubten, der Blick auf das Taufpriestertum würde das Amtspriestertum "nivellieren" und umgekehrt. Aber dennoch, wandte Krautwaschl ein, hätten laut dem Zweiten Vatikanischen Konzil beide in ihrer je eigenen Art "Teil am einen Priestertum Christi".
Nicht Lebensform, sondern Sendung entscheidend
In Bezug auf den priesterlichen Zölibat verwies Krautwaschl auf zwei unierte Priester, die aus Rumänien stammen und für die Diözese Graz-Seckau tätig sind. "Wenn ich an die Tradition der Ostkirchen denke, die verheiratete Priester kennt, dann ist das für mich etwas ganz Wertvolles." Genauso wertvoll sei es aber, zölibatär zu leben. "Es geht ja um die Sendung, in die wir hineingerufen sind und nicht so sehr um die Frage, wer bin ich im Unterschied zu den anderen, dieses gegenseitige Ausspielen."
Vielleicht müsse die Ausformung des Priestertums heute eine andere sein, gab Krautwaschl zu bedenken, "weil eben die verschiedenen Sendungsperspektiven unserer Kirche hinein in diese Welt andere sind". Die zentrale Frage sei aber nicht die der Lebensform, verheiratet oder nicht, sondern die Sendung des Priesters - "das, was ihm aufgetragen ist oder vielmehr: was allen Getauften aufgetragen ist". Der Grazer Bischof weiter: "Was ist diesem Dienst, zu dem ich gerufen bin, tatsächlich das Entsprechende? Dass ich mich ganz Gott verschreibe, das ist nicht nur mit der priesterlichen Berufung verbunden, sondern eigentlich - wenn ich sage, ich trage ein Prägemal Christi - in der Taufe verankert."
Perspektivenwechsel erst am Anfang
Er selbst werde in die Weltsynode das Anliegen hereintragen, Priestern die Wahlfreiheit zwischen zölibatärer und ehelicher Lebensform zu gewähren, sagte Krautwaschl. Dies sei nämlich einer der Aufträge gewesen, den er aus der vorsynodalen Versammlung der Diözese Graz-Seckau Anfang Februar erhalten habe. Dabei sei auch klar geworden, dass viele das Frauendiakonat befürworteten. Hier wünsche er sich, dass zunächst einmal die Ämter und Dienste, die Frauen schon heute in der Kirche wahrnehmen, auch gesehen werden und nicht nur der Priester "zählt". Man habe in der Katholischen Kirche zwar Frauen in leitenden Positionen, doch er glaube nicht, dass dies auch bereits allgemein wahrgenommen werde.
"Manchmal habe ich das Gefühl, man glaubt, der Bischof versammelt alle jeden Tag um sich herum und gibt dann aus, was die alles zu machen haben. Als ob die nicht selbstständig agieren könnten." Die Prägung sei, "dass im Grunde genommen alles auf das geweihte Amtspriestertum zugeschneidert worden ist". Jetzt spüre er diesbezüglich aber einen tatsächlichen Perspektivenwechsel, "dass man es von der Taufe her denkt, wie Kirche sich gestaltet". Bei der Umsetzung sei man jedoch erst am Anfang, so der Bischof.
Quelle: kathpress