
Diakonie-Chefin Moser fordert Ausbildungsgehalt für Pflegeberufe
Ein Ausbildungsgehalt für angehende Pflegekräfte fordert die Direktorin der evangelischen Diakonie, Maria Katharina Moser, in einem Gastkommentar in der Wochenzeitung "Furche" (aktuelle Ausgabe). "Der Personalmangel im Pflegebereich spitzt sich zu." Doch die Rede von der "Personaloffensive" sei unglaubwürdig, wenn die Ausbildungen nicht leistbar und zugänglich sind, so Moser. Ein Modell, ähnlich dem für Polizeischüler, das wäre hingegen für Moser ein Lösungsansatz, um dem Mangel an Arbeitskräften im Pflegebereich nachhaltig entgegenzuwirken.
Zwar würden immer mehr Bundesländer Ausbildungskosten, wie etwa Schulgeld übernehmen, so Moser, "aber die Deckung des Lebensunterhalts ist ein Problem. Insbesondere für Menschen, die voll im Leben stehen und Familie haben." Berufsumsteiger müssten sich die Ausbildungszeit selbst finanzieren, die meisten Förderungen sind an Arbeitslosigkeit geknüpft und seien oft zu niedrig angesetzt, etwa das Fachkräftestipendium mit 1000 Euro monatlich.
Dabei gebe es laut Moser Menschen, die in die Pflege wollen: "Junge, Arbeitslose, 30- bis 40-Jährige, die sich nach Jahren an der Supermarktkasse oder auf Knien auf dem Boden beim Fliesenlegen neu orientieren möchten". Leider gingen nicht wenige Interessierte der Pflege verloren, bevor sie überhaupt eine Ausbildung begonnen haben, zeigte sie sich überzeugt. Ausbildungen und Fördermöglichkeiten seien in allen Bundesländern unterschiedlich, Übersicht gebe es keine. Im "Dschungel der Berufsbilder, Ausbildungswege und Finanzierungsmöglichkeiten" müsse man sich erst einmal zurechtfinden.
Mehr als "warm, satt, sauber"
Moser berichtete auch über den Alltag von Pflegerinnen und Pflegern in Diakonie-Einrichtungen. Pflege und Betreuung sei etwa für die Mitarbeitenden des "Haus für Senioren" in Wels eine erfüllende Arbeit. Um sie gut machen und ihren eigenen Ansprüchen entsprechen zu können, wünschten sie sich vor allem eines: mehr Personal. "Jeder braucht etwas anderes, man muss eigentlich überall sein", so eine Mitarbeiterin des Hauses. Es gehe bei der Pflege um weit mehr als um "warm, satt, sauber". Das Soziale sei mindestens genauso viel wert.
Um etwas zu ändern, wäre es nötig, den Pflegeschlüssel anzuheben, der sei 25 Jahren gleichgeblieben ist. Dabei haben sich Rahmenbedingungen maßgeblich geändert. Die Menschen kommen immer später ins Heim, mit höherem Pflegebedarf. Demenz werde ebenfalls bei immer mehr Bewohnerinnen und Bewohnern diagnostiziert. Hinzu käme Covid, das gerade die Arbeit mit Menschen mit Demenz aufgrund von Abständen und Schutzkleidungen massiv verändert habe.
Wie drastisch die Lage in der Pflege ist, habe die Pandemie vor Augen geführt, so Moser: "Bis 2030 brauchen wir mindestens 75.000 zusätzliche Pflegekräfte, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Die Folgen des Personalmangels sind bereits sichtbar." In manchen Heimen seien Betten gesperrt, weil Personal fehle. "Mobile Dienste führen Wartelisten, Angehörige müssen die Zeit überbrücken und die Pflege zu Hause allein schultern."
Um diesem massiven Personalproblem entgegenzuwirken, bräuchte es endlich echte Bemühungen von der Politik. Interessierte würden zwischen AMS, einer Arbeitsstiftung und Pflegeschulen im Kreis geschickt werden. Dementsprechend gäben sie ihre Pläne, eine Pflegeausbildung zu machen, wieder auf, bevor sie überhaupt beginnen. Was es brauche, um Interessierte tatsächlich in Ausbildung zu bringen, seien deswegen Information über Ausbildungsmöglichkeiten aus einer Hand, Deckung des Lebensunterhalts während der Ausbildung und Praktikumsplätze mit guter Begleitung, zeigte sich die Diakonie-Direktorin überzeugt.
Quelle: kathpress