Winkler: Ökumene für synodalen Prozess von großer Bedeutung
Die Erfahrungen der Schwesterkirchen sind für ein Gelingen des synodalen Prozesses der Katholischen Kirche unerlässlich. Darauf hat der Salzburger Ökumene-Experte Prof. Dietmar Winkler hingewiesen. Er erinnerte gegenüber Kathpress an ein Schreiben von Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, und Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode, an die für die Ökumene verantwortlichen Bischöfe der nationalen Bischofskonferenzen. In diesem mit 28. Oktober 2021 datierten Schreiben halten Koch und Grech fest, dass gerade die Erfahrungen und das Verständnis von Synodalität in den Schwesterkirchen eine besondere Gabe für die Katholische Kirche sein könnten. In dem Brief werde ausdrücklich empfohlen, den anderen Kirchen zuzuhören, so Prof. Winkler.
Synodalität sei ein Wesensmerkmal der Kirche "und betrifft in der Kirche alle, hat Gültigkeit durch die Zeiten und wurde durch die Geschichte hindurch auch auf verschiedenen Ebenen praktiziert", betonte der Ökumene- und Ostkirchenexperte. Er verwies auf Lokal- und Regionalsynoden bis hin zu den Ökumenischen Konzilien. Auch nach der Auseinanderentwicklung von Ost- und Westkirche behielten regionale Synoden im Westen eine starke Tradition. Für das Mittelalter gebe es viele historische Beispiele für regionale und nationale Synoden in den Regionen der Goten und Franken, in Gallien, Spanien, England und anderen Ländern, allerdings - anders als in den Kirchen östlicher Tradition - bei einer zugleich wachsenden Bedeutung der kirchlichen Hierarchie.
Mehr Kollegialität statt Hierarchie
Der sogenannte Konziliarismus und schließlich die Reformation hätten hier eine Kurskorrektur versucht. Dies habe schließlich zu einer noch stärkeren zentralistischen Entwicklung in der Katholischen Kirche geführt, die den Bischof als alleinigen Entscheidungsträger hervorhob, bis hin zum universalen Jurisdiktionsprimat des Papstes. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) habe wieder eine Wegkorrektur Richtung Communio und Kollegialität eingeleitet, wie Winkler ausführte. Papst Franziskus knüpfe nun wieder an der nachkonziliaren Phase an und gehe den Weg in Richtung einer synodalen Kirche weiter. "Er macht seit seinem Amtsantritt deutlich, dass sein Pontifikat im Zeichen der Kollegialität stehen wird."
Prof. Winkler ist u.a. auch Vorsitzender der Salzburger "Pro Oriente"-Sektion und Leiter der Kommission Forum Syriacum der ökumenischen Stiftung. "Pro Oriente" und das Institut für Ökumenische Studien (IES) der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) organisieren im Herbst 2022 zwei internationale wissenschaftliche Konferenzen zur Synodalität in den orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Traditionen. Die Konferenzen finden vom 2. bis 5. und 23. bis 26. November 2022 im Angelicum in Rom statt. Unter der Schirmherrschaft des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und des Generalsekretariats der Bischofssynode besteht das Ziel dieser öffentlichen ökumenischen Konferenzen darin, anderen christlichen Traditionen zuzuhören und von ihren unterschiedlichen Auffassungen und Erfahrungen von Synodalität zu lernen.
Quelle: kathpress