Eisenstadt: Endspurt der Vorbereitungen auf Pfarrgemeinderatswahlen
"Unser kirchliches Leben wäre ärmer, wenn es nicht die Menschen gäbe, die sich für die Pfarren engagieren." Das betonte Richard Geier, der burgenländische Leiter der Pastoralen Dienste in einer Aussendung der Diözese Eisenstadt am Freitag. Wenn in Pfarren ein guter "Spirit" herrsche, könnten sie wachsen und sich entwickeln. Anlässlich der österreichweiten Pfarrgemeinderatswahl (20. März) gab er mit der Bereichsleiterin für Gemeindepastoral Barbara Buchinger Einblicke in die Vorbereitungen auf die anstehende Wahl. Derzeit gibt es in der Diözese Eisenstadt 1.449 Pfarrgemeinderätinnen und -räte (PGR). Rund 180.000 Katholikinnen und Katholiken sind wahlberechtigt.
Das Wahl-Motto "Mittendrin" beschreibe für Geier die Wirklichkeit von ehrenamtlichen Pfarrgemeinderäten: Sie sind mittendrin im kirchlichen und gesellschaftlichen Leben. Zugleich sei es eine Ermutigung, sich noch mehr einzumischen. "Ich wünsche mir eine Kirche, in der Glaube und Alltag nicht getrennt, sondern gut vermischt sind", erzählte er. Religion solle keine Nische sein, die man hin und wieder bedient. Auch Jesus sei mittendrin im Alltag der Menschen seiner Zeit gewesen. "Ich wünsche den künftigen Pfarrgemeinderäten, dass sie sich das Stichwort 'mittendrin' als spirituelles Programm für die Entwicklung einer menschennahen Pastoral aneignen können!"
In Vorbereitung auf die Wahl wurden laut Barbara Buchinger Statut, Wahl- und Geschäftsordnung angepasst. Im Herbst sei zudem die Wahlmappe mit Handbuch, Plakaten, Methodenset zur Gewinnung von Kandidatinnen und Kandidaten, Formularen an alle Pfarren verteilt worden. Infoabende in allen Dekanaten rundeten die Infokampagnen neben Newslettern an die Wahlvorstände, Jour fixes auf Zoom und Online-Materialien ab.
Die Corona-Pandemie sei eine Herausforderung, denn es gebe aktuell wenig Begegnungsmöglichkeiten mit potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten, etwa bei Pfarrcafes, Agapen, Pfarrfesten oder in Gesprächsrunden. "Dafür wurden aber digitale Medien vermehrt genutzt", wie das Online-Tool auf der Diözesanwebseite zum Vorschlagen von Kandidatinnen und Kandidaten. Eine grundlegende Herausforderung sei auch bei dieser Wahl "der Wandel - oder die Krise - des traditionellen Ehrenamts und der katholischen Kirche", gab Buchinger zu bedenken.
"Epizentrum für kirchliches Leben"
Im Alltag und der Seelsorge zeige sich für Richard Geier die Bedeutung der Pfarren und der Pfarrgemeinderäte: "Unsere Pfarren sind nach wie vor das Epizentrum für kirchliches Leben! Dort entstehen viele Impulse für Glaubensverkündigung und Gottesdienst." In vielen Dorfgemeinschaften sind pfarrliche Aktionen im Lauf des Kirchenjahres ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Durch die KandidatInnen und Kandidatensuche entstehe ein wichtiger Reflexionsprozess bei Gemeindemitgliedern über den Stellenwert der Pfarre im eigenen Leben und über das eigene Engagement. Zu den Problemfeldern in Pfarren zählen laut Geier die Überalterung, klerikales Verhalten von Priestern, die Unfähigkeit, auf "kirchenferne" Menschen zuzugehen und sie zu integrieren sowie eine gewisse "Fixiertheit" auf Gottesdienste und Feste.
Auch die Frage nach der Partizipation von Jugendlichen oder jungen Menschen stelle für viele Pfarren eine besondere Herausforderung dar, erzählte Buchinger. Der downloadbare "PGR-Selbsttest" könne hilfreich sein. Es gelte, eine gute Mischung im Pfarrgemeinderat zusammenzubringen: Ältere und Jüngere, Frauen und Männer, Menschen mit unterschiedlichen Talenten und Charismen. Heuer habe man gezielt Menschen angesprochen, die nicht ins traditionelle "PGR-Bild" passen oder nicht zum innerkirchlichen Kreis gehören. Menschen aus unterschiedlichen Milieus sollen in den Blick kommen und gefragt werden, ob sie ihre Talente und Interessen in die Gemeinschaft der Pfarre einbringen wollen.
Zum synodalen Prozess und seinen Auswirkungen für die PGR-Wahl, sagte Bereichsleiterin Buchinger: "Der Pfarrgemeinderat ist eine der wichtigsten Einrichtungen der Katholischen Kirche, in der das Prinzip der Synodalität in Strukturen gegossen ist." Der synodale Prozess gebe "grundsätzlich Rückenwind für das Gewicht und die Weiterentwicklung des Pfarrgemeinderats". Allerdings bräuchten synodale Prinzipien Zeit und eine professionelle Herangehensweise.
Alle fünf Jahre finden österreichweit die Pfarrgemeinderatswahlen statt. Katholikinnen und Katholiken, die das 14. Lebensjahr vollendet haben, sind wahlberechtigt und können als Pfarrgemeinderätinnen und -räte kandidieren.
Quelle: kathpress