Landau: Humanitäre Lage in Ostukraine spitzt sich dramatisch zu
Der Konflikt um die Ukraine hat bereits einen sicheren Verlierer: die Bevölkerung in der Ukraine. Darauf hat Caritas-Präsident Michael Landau in einem Gastkommentar in der "Wiener Zeitung" (Freitag-Ausgabe) aufmerksam gemacht. Vor allem in der Ostukraine spitze sich die humanitäre Lage dramatisch zu, warnte Landau. Die Ukraine ist seit vielen Jahren ein Schwerpunktland der heimischen Caritas.
Die Berichte, die von Caritas-Kolleginnen und Kollegen nach Wien kommen, seien zutiefst besorgniserregend. Das zweitgrößte Land Europas gerate in Folge von Krieg und Pandemie zunehmend schwer ins Wanken, so Landau. Bereits jetzt seien 2,9 Millionen Menschen in der Ostukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen. Es mangle an Trinkwasser, an medizinischer Versorgung und an Lebensmitteln. "Der Krieg hat bisher bereits mehr als 13.000 Menschen das Leben gekostet und knapp 1,5 Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land", so Landau, der auch Präsident der Caritas-Europa ist.
Dabei seien besonders Kinder betroffen. Landau: "510.000 Kinder leben allein in den Gebieten Donezk und Luhansk." Für sie sei ein Aufwachsen inmitten von Krieg zur Normalität geworden. "In den Schulklassen hängen Schilder, die vor Minen warnen. Viele Kinder leben in Dörfern, die schon jetzt mindestens einmal pro Monat beschossen werden. Sie müssen regelmäßig in improvisierte Schutzbunker flüchten. Panikattacken und Alpträume machen ihnen schwer zu schaffen." Die Kinderarmut habe sich im ganzen Land, vor allem aber im Donbas stark verschärft.
Gleichzeitig setze Corona der Ukraine immer stärker zu. Überfüllte Spitäler, schlechte medizinische Versorgung und verheerende soziale Folgen seien die Konsequenz. Landau: "Wer in ein Krankenhaus kommt, muss Bettwäsche und Essen vielerorts selber mitbringen und die Medikamente selbst organisieren und bezahlen."
Die heimische Caritas ist seit knapp 30 Jahren vor Ort im Einsatz und hat seit Ausbruch des Krieges mehr als 800.000 Menschen mit ihrer Hilfe erreicht. Die Projekte befinden sich im ganzen Land - entlang der 420 Kilometer langen Kontaktlinie im Osten ebenso, wie in allen anderen Landesteilen. Die Hilfe beruht laut Landau auf der Versorgung mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs, psychosozialer Unterstützung, häuslicher Pflege in schwer zugänglichen Gebieten, sauberem Wasser, Hilfe beim Lebensunterhalt und Schutzräumen in Tageszentren für Kinder. Es sei schlicht "elementare Hilfe im täglichen Überlebenskampf, dem sich viele Ukrainerinnen und Ukrainer ausgesetzt sehen".
Landau appellierte an die Solidarität der Österreicher, aber auch an jene der Bundesregierung: "Wir brauchen jetzt eine weitere Erhöhung des Auslandskatastrophenfonds und eine Erhöhung der Mittel der bilateralen Hilfe - gerade jetzt auch für die Ukraine." Nachsatz: "Wir dürfen unsere Nachbarn jetzt nicht im Stich lassen!"
Quelle: kathpress