Regens: Ohne Pflichtzölibat würden nicht alle Priester heiraten
Würden alle Priester heiraten, wenn der Pflichtzölibat fällt? "Nein, das glaube ich nicht", antwortete Tobias Giglmayr, Regens im Priesterseminar der Erzdiözese Salzburg, auf diese Frage im "Rupertusblatt" (aktuelle Ausgabe). Es werde vereinzelt Männer geben, die diesen Schritt setzen, räumte Giglmayr ein. Der Großteil habe aber gut überlegt, "auf was er sich mit der Priesterweihe einlässt". Im Doppelinterview der Salzburger Kirchenzeitung mit dem Priesterseminar-Verantwortlichem Giglmayr und Albert Hötzer, Diakon in Wals-Siezenheim ergaben sich "gute Gründe für Zölibat - und für Ehe", wie das Blatt titelte.
Der Zölibat sei "sicher nicht das erste Thema", wenn ein junger Mann im Priesterseminar anklopft, berichtete Giglmayr. Doch schon im ersten Jahr sei ein Schwerpunkt der Ausbildung die Persönlichkeitsbildung. In den Gesprächen mit Klerikern und Laien werde offen über die Lebensform gesprochen. Als Argument für den Zölibat wird oft angeführt, "dass wir ganz zur Verfügung stehen können - für Gott und die Menschen", sagte der Regens. Das sei für ihn aber kein Hauptgrund. "Im Kern geht es darum, ob jemand in die volle Jüngerschaft eintreten möchte", erklärte Giglmayr. In der "Ratio fundamentalis", den Vorgaben der Priesterausbildung, werde das betont. Wichtig sei, "dass jeder Einzelne reifen und mit Zölibat ein authentisches Leben führen kann".
Dass Einsamkeit oft als negativer Punkt des Lebens als Weltpriester genannt wird, lässt der Regens nicht gelten. "Es gibt genug Freundschaften, die tragen." Die Pflege von Kontakten sei für jeden wichtig - auch noch in Zeiten des Ruhestands. Einsamkeit im Alter sei sicher ein ernstzunehmendes Problem, das aber auch mit einer Ehe nicht automatisch gelöst wäre, wie Giglmayr hinwies: "Manchmal stirbt ja der Partner und es gibt auch bei Älteren immer mehr Singles." Niemand sollte ein einsames Leben führen müssen.
Alltägliche Probleme könne er selbst mit Kollegen besprechen, so der Regens; es gebe Austausche darüber, was in der Pfarre und im Seminar läuft. "Viele Priester, so auch ich, haben eine geistliche Begleitung. Und mir war mein Team immer wichtig, ob in der Pfarre oder jetzt im Seminar", erzählte Giglmayr. Jesus habe gesagt, "dass wir nicht da sind, um bedient zu werden, sondern um zu dienen". Klerikale Macht habe er noch nie verspürt, so Giglmayr. "Da eher noch Ohnmacht. Ohne Team wäre so vieles unmöglich."
"Gegengeschlechtliches Korrektiv"
Diakon Hötzer, der auch als Ausbildungsleiter der Ständigen Diakone tätig ist, berichtete von unverheirateten Kandidaten, die forschen, ob sie die Berufung zum Diakon spüren oder zum Priester. Es gebe auch solche, die Priester werden wollten und vor der Weihe doch entschieden, dass sie Familie haben und als Diakon mit einer Partnerin ihr Leben bestreiten möchten. Eine kleine Gruppe wähle auch als Diakon die Ehelosigkeit und lege bei der Weihe das Zölibatsversprechen ab, teilte Hötzer mit.
Die Ehefrau eines Diakons sei "viel mehr als nur Stütze und Hilfe, wenn ich Dinge mit ihr teile, die ich nicht vertraulich behandeln muss". In einer guten Ehe gebe es durch das "Infragestellen dessen, was ich tue", Anstöße zur Reflexion des eigenen Wirkens. "Der Vorteil dabei ist das gegengeschlechtliche Korrektiv", sagte Hötzer. Mit Einsatz sei jegliches Leben zu bewältigen "und es gibt keine Form, die von allein funktioniert", betonte der Diakon. "Ob zölibatär oder nicht."
Quelle: kathpress