Graz: Caritas startet Migrantinnen-Projekt für Gewaltprävention
Mit dem neuen Migrantinnen-Projekt "Malala" will die Caritas Steiermark der Gewalt gegen Frauen entgegenwirken. "Im Namen der Ehre" - so rechtfertigen es manche Kulturkreise, dass Männer Frauen psychisch oder physisch Gewalt zufügen. Betroffene Migrantinnen wissen oft nicht, wo sie sich in Österreich Hilfe holen können. In akuten Fällen helfen die Caritas-Beratungsstelle "Divan" oder der Frauennotruf (0316/429900). Damit es erst gar nicht so weit kommt, startete die Caritas Steiermark ihr Projekt "Malala" und sucht dafür noch Patinnen, wie die "Kleine Zeitung" am Mittwoch berichtete. Es soll den Austausch von Frau zu Frau fördern. "Wir wollen vor allem Aufklärungsarbeit leisten und zur Gewaltfreiheit beitragen", sagte die Projektverantwortliche Beate Bauer.
Bei diesem Projekt werden Frauen mit Flucht- oder Migrationserfahrung, die teils Gewalt erfahren haben, mit einheimischen Frauen in Kontakt gebracht. Patinnen begleiten eine Frau etwa zwei Stunden pro Woche. Nach einem Infogespräch wird "gematcht", es folgen Workshops und Austauschtreffen.
Dafür sucht die Caritas noch Patinnen. "Studentinnen aus Psychologie oder Sozialpädagogik können sich die Stunden auch als Praktikum anrechnen lassen", erklärte Bauer. Grundsätzlich richtet sich der Appell an alle Frauen ab 18 Jahren, die sich zwei Stunden pro Woche ehrenamtlich engagieren wollen. "Sie sollten Interesse daran haben, mehr über Gewaltprävention zu lernen und zu einer Art Vertrauensperson für eine Migrantin zu werden." Denn es kann auch um alltägliche Sorgen gehen, wie einen Behördengang oder die Frage, warum Kinder im Krankheitsfall eine Entschuldigung für die Schule brauchen.
Workshops mit Expertinnen am Donnerstag
Die Workshops für interessierte Patinnen starten ab Donnerstag (10. Februar). Gehalten werden sie unter anderem von Expertinnen der Beratungsstelle "Divan". "Viele Frauen kennen ihre Rechte und das österreichische Gewaltschutzgesetz nicht", erzählte Sedra Arab von "Divan". In den Workshops gehe es darum, die Patinnen für das Thema zu sensibilisieren und auch über Gewalt "im Namen der Ehre" zu reden.
Besorgniserregende Anlässe gebe es genug. "Nach dem Mord letztes Jahr in der Idlhofgasse, wo ein afghanischer Mann seine Frau getötet hat, ist die Angst und Sorge bei vielen in der Beratung gestiegen", weiß Bauer. Durch Corona habe sich tatsächlich einiges verschlechtert. "Wir haben mehr Klientinnen und viele Verschleppungsfälle und Kindesentführungen seit dem Sommer", beklagte Arab. Jobverluste und soziale Isolation hätten das befeuert. "Malala" werde nun als Ergänzung zur Beratungsstelle "Divan" gesehen - für Frauen, die dem Gewaltkontext entfliehen konnten, oder für jene, die sich schlicht informieren wollen. "Und manche der Frauen suchen einfach nur Anschluss und jemanden zum Kaffeetrinken", sagte Bauer.
Quelle: kathpress