Fürnsinn zu Visitation: "Rom möchte auf Nummer sicher gehen"
"Rom möchte auf Nummer sicher gehen, bevor man sagt: Jetzt können wir wieder über andere Dinge reden." Mit diesen Worten hat der Administrator des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg, Maximilian Fürnsinn, in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" (6.2.2022) die derzeit laufende Visitation kommentiert, mit der der Vatikan 2020 die Aufarbeitung alter Missbrauchsfälle verfügte. Der Auftrag dazu betreffe den von Rom aus agierenden Kurienbischof Josef Clemens sowie den von diesem 2021 eingesetzten Justiziar der Diözese Fulda, Eric Janson. Seine eigene Aufgabe sei es, im Stift einen "Vergemeinschaftungsprozess" voranzutreiben, erklärte Fürnsinn.
Von 1945 bis heute seien im Stift acht Anschuldigungen von Missbrauch ans Licht gekommen, informierte der 81-jährige Ordensmann. Ende 2017 befasste das Stift eine Expertenkommission damit, die "strukturelle Mängel" im Umgang damit feststellte - für den Vatikan Anlass für die Einschätzung, dass "die Situation rund um den von Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern des Stiftes begangenen Missbrauch nicht angemessen gehandhabt" worden sei und eine neuerliche Überprüfung zu erfolgen habe.
Gemauert werde nicht mehr, schon der bloße Anschein solle vermieden werden, zitierte "profil" Fürnsinn: "Vorwürfe, die das Haus betreffen, wollen wir generell nicht mehr im Haus klären." Der frühere Herzogenburger Propst räumte ein, es wäre vielleicht besser gewesen, Anschuldigungen von vornherein extern prüfen zu lassen. Doch die pauschale Behauptung, das Stift selbst habe halbherzig aufgearbeitet, "schmerzt mich ein bisschen", so Fürnsinn. Er verwies auf Prävention durch eine eigens eingerichtete Anlaufstelle, Chorherren und Mitarbeiter des Klosters würden geschult, das Noviziat unter die Lupe genommen.
Bei Fall in Heiligenstadt sofort reagiert
Und auch bei einem Fall in Wien-Heiligenstadt vor zwei Jahren habe der Konvent sofort reagiert: Eltern hatten einen Mitarbeiter des Pfarrkindergartens beschuldigt, Kinder sexuell belästigt zu haben. Der Pfarrer - ein Ordensmitglied - habe es verabsäumt, dies zu melden. Die Staatsanwaltschaft stellte die Causa ein. Der betreffende Pfarrer aber kehrte nicht zurück, wie Fürnsinn hinwies. Wie es mit ihm weitergehe, "werden wir noch beraten". Wieder einsetzbar sei er erst, "wenn er auch einmal zur Kenntnis nimmt, dass er nicht ordnungsgemäß gehandelt hat. Eine Pfarre zu leiten, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe", betonte Fürnsinn.
Zum Stift Klosterneuburg gehören 40 Chorherren, die als Seelsorger fast 30 Pfarren, vor allem in Niederösterreich und Wien, betreuen. Fürnsinn ist für seine Zeit als Administrator vom Stift Herzogenburg, das er bis 2019 40 Jahre lang geleitet hat, nach Klosterneuburg übersiedelt.
Quelle: kathpress