Mazal: "Wo die Priester fehlen, schlägt die Stunde der Laien"
Der Umbruch in der Kirche eröffnet nach Überzeugung von Wolfgang Mazal, dem Präsidenten des Katholischen Laienrates (KLRÖ), auch viele Chancen. "Wo die Priester fehlen, schlägt die Stunde der Laien", wird der renommierte Arbeits- und Sozialrechtsexperte in der Zeitschrift des Österreichischen Cartellverbandes "Academia" zitiert. Ihr Potenzial könne der Kirche wichtige Impulse geben; bereits die bestehenden Strukturen böten den Laien viele Entfaltungsmöglichkeiten, "wenn wir den Mut haben, sie zu nützen", wie Mazal sagte.
Manches lieb Gewonnene am kirchlichen Leben werde vielleicht nicht mehr möglich sein, räumte der KLRÖ-Präsident ein. Aber das bedeutet nicht, dass dieses unmöglich wird. "Es wird massiv auf das Engagement der Laien ankommen, von sich aus Verantwortung wahrzunehmen". Als Beispiele nannte Mazal die Sakramentenvorbereitung und das Engagement in Familien-, Jugend- oder Seniorenrunden. Viele Laien seien nicht nur theologisch interessiert, sondern auch theologisch gebildet bzw. ausgebildet und könnten "mit wirklichem katechetischem und missionarischem Auftrag" agieren.
Auch in Zukunft, wenn nicht mehr in jedem Ort ein Pfarrer als oberster und erkennbarer Ansprechpartner in Sachen Kirche präsent sei, soll es nach den Worten Mazals "als katholische Menschen wahrnehmbare" Personen geben. Leerstehende Pfarrhöfe finde er traurig. "Da gehören, wenn kein Geistlicher in der Gemeinde lebt, beispielsweise junge Familien hinein", die dann als Teil eines Teams auch gewisses Ansprechpotenzial hätten, regte der KLRÖ-Präsident an.
Synodalität ohne "überzogene Erwartungen"
Zum derzeit weltweit laufenden Synodalen Prozess warnte Mazal vor überzogenen Erwartungen in Bezug auf Kirchenreformen: "Wichtig scheint mir das gemeinsame Diskutieren der Themen und dass man Kirche als 'Bottom-Up'- und nur als 'Top-Down'-Prozess wahrnimmt", dass also Weichenstellungen nicht nur "von oben herab" erfolgen. Dieses Signal sei vor allem für die Jüngeren, "die nicht so sehr von Enttäuschungen geprägt sind", und für die Frauen wichtig.
In Laienorganisationen waren nach der Beobachtung Mazals großteils Funktionäre aktiv, die sich vom Zweiten Vatikanum teils deutlich mehr erwartet hatten, als letztendlich Wirklichkeit wurde. Die jüngere Generation der unter 40-Jährigen wiederum gehe nur zögerlich langfristige Verpflichtungen ein und betätige sich eher projektorientiert. Das führe zu "Aquirierungs- und Engagementproblemen" auch im Laienrat. Viele Funktionsträger seien sehr lange im Amt gewesen, "was stets zu Ermüdungserscheinungen führt".
Zurückhaltung bei Innerkirchlichem
Die Enttäuschungen nach dem Konzil bei vielen Laienfunktionären hätten auch die Akzeptanz des Laienrates durch die Bischöfe geschmälert. Jetzt bestehe zur Bischofskonferenz guter Kontakt, es gebe mit Wilhelm Krautwaschl (Graz) einen sehr engagierten Referatsbischof, mit weiteren befinde man sich in regelmäßigem Austausch. In großen gesellschaftlichen Grundfragen sieht Mazal zwischen den Laien und den Bischöfen kaum große Diskrepanzen. Bei innerkirchlichen Themen gelte es darauf zu achten, dass der Katholizismus insgesamt nicht geschwächt wird. "Natürlich gehören innerkirchliche Konflikte diskutiert und ausgestritten, aber dadurch darf nicht die Außenwahrnehmung der Kirche und ihrer Grundbotschaften verdunkelt werden", meinte der KLRÖ-Präsident.
Mazal sieht es - wie er sagte - nicht als seine Aufgabe, in innerkirchlichen Prozessen seine Stimme zu erheben: "Diese Rolle kommt vor allem der Katholischen Aktion zu." Der Laienrat solle das Sprachrohr in die Gesellschaft darstellen und sich nicht in innerkirchlichen Konflikten aufreiben lassen, riet dessen Präsident.
Mit der Bezeichnung "Laien" für nicht-klerikale Gläubige ist Mazal nicht glücklich. Dieser im Sprachgebrauch nicht sehr positiv konnotierte Begriff sei zwar Teil des Kirchenrechts, "aber in der Außenwirkung gewiss nicht sehr dienlich". Der KLRÖ habe daher "Forum österreichischer Katholiken" als Alternative auf der Website stehen und wolle diesen "Sub-Titel" in Zukunft verstärkt einsetzen.
Der Katholische Laienrat Österreichs ist eine Plattform für katholische Laienvereinigungen, -verbände und -bewegungen und in verschiedene Kurien gegliedert; z.B. Katholische Aktion, Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände, Katholischer Familienverband, charismatische Gemeindeerneuerung bis zu "Wir sind Kirche". Bestehende jungte missionarische Laienbewegungen möchte Mazal, wie er ankündigte, stärker im Laienrat repräsentiert wissen, um dort "die ganze Breite des Katholizismus" abzubilden. (Info: www.laienrat.at)
Quelle: kathpress