Synodaler Prozess: Erzdiözese Wien plant Diözesanversammlung im Herbst
Die Erzdiözese Wien befindet sich im weltkirchlichen "Synodalen Prozess" derzeit kurz vor Ende der Erhebungsphase und wird als einen der nächsten großen Schritte im September eine eintägige Diözesanversammlung veranstalten: Das hat die Leiterin der Dienststelle für Diözesanentwicklung, Andrea Geiger, am Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion des Katholischen AkademikerInnenverbandes Wien im Otto-Mauer-Zentrum dargelegt. Bei der Versammlung werde es darum gehen, die eingegangenen Antworten in Thesen umzuwandeln und noch weiter ins Gespräch zu kommen, kündigte Geiger an. Mit ihr diskutierten bei der Hybrid-Veranstaltung der Pastoraltheologe Johann Pock und die Vizepräsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Katharina Renner.
Im September hatte Papst Franziskus für die Weltkirche einen "Synodalen Prozess" als Vorbereitung auf die im Oktober 2023 angesetzte Bischofssynode ausgerufen, die sich thematisch auch mit "Synodalität", also Formen gemeinsamer Entscheidungsfindung, beschäftigt. Ziel ist es, allen Gläubigen Gelegenheit zu bieten, "aufeinander und auf den Heiligen Geist zu hören". In der ersten Phase dieser Vorbereitungszeit sollen auf Ebenen der Diözesen "die Stimmen der 1,4 Milliarden Katholikinnen und Katholiken" eingeholt werden, wie der Pastoraltheologe Pock erklärte. Die Bischofskonferenzen liefern dann bis August 2022 die Ergebnisse komprimiert an das Synodensekretariat in Rom, wo ein erstes Arbeitsdokument erstellt wird, das als Basis für Diskussionen auf kontinentaler Ebene dienen soll. Ein weiterer ähnlicher Durchlauf ist schließlich anschließend auf Weltebene geplant.
Wie die erste Phase verläuft, ist je nach Diözese unterschiedlich. In Wien läuft derzeit noch bis Ende Februar die Sammlung von Rückmeldungen von Gläubigen, berichtete Stabstellen-Leiterin Geiger. Das zentrale Werkzeug dafür ist ein Fragebogen, der auf der diözesanen Homepage (www.erzdioezese-wien.at) ausgefüllt werden kann. Weitere Eingaben kommen von Diözesangremien wie Priesterrat, Dechantenkonferenz, Vikariatsräte und Pfarrgemeinderäte. "Alles kommt in einen Trichter und wird in komprimierter Form zusammengefasst", erklärte Geiger den weiteren Ablauf. Mit dieser Auswertung und Endredaktion habe die Erzdiözese eine Gruppe junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien beauftragt, womit Seriosität und Transparenz sichergestellt werden solle. Auch das diözesane Schulamt habe darüber hinaus eigene Prozesse in die Wege geleitet.
Insgesamt nehme sie hinsichtlich der Synode eine gespannte Situation wahr, bekundete die diözesane Verantwortliche. "Viele sind müde des ewigen Anfangs und des Vortragens des immer gleichen Anliegens." Erschwerend komme in Wien hinzu, dass Kardinal Christoph Schönborn bereits vor zwei Jahren seinen altersbedingten Rücktritt eingereicht hat, jedoch noch immer darauf warte, dass dieser auch vom Papst angenommen wird. "Wir rechnen ein wenig damit, dass Papst Franziskus ihn bei der Bischofssynode 2023 noch als amtierenden Erzbischof dabeihaben will. Als Folge ist jedoch die Diözese in einen Dornröschenschlaf gefallen und wartet, dass der neue Prinz sie wieder wachküsst", formulierte Geiger. Zugutehalten müsse man dem Wiener Erzbischof jedoch, dass er bereits Elemente des Miteinanders und der Synodalität in seine Diözese eingebracht habe.
Diskussionen in Laienverbänden
Für KAÖ-Vizepräsidentin Katharina Renner ist die Methode selbst das "Eigentliche" der Synode. "Wir kommen hinter den Synodalen Prozess nicht mehr zurück. Entweder wir sind nachher alle frustriert, oder es wird sich etwas getan haben - was meine Hoffnung ist", so die Theologin und Soziologin. Die Katholische Aktion habe im Sommer 2021 bereits eine Umfrage durchgeführt, wobei sich die Bereiche Ökologie, Arbeit und soziale Fairness, Geschlechtergerechtigkeit und Partizipation sowie die Förderung des Friedens als zentrale Themen herausgestellt hätten. Diese würden nun in Gruppen nach der Methode "sehen - urteilen - handeln" bearbeitet und in den KA-Gliederungen diskutiert, "mit dem Ziel, um Pfingsten fundierte Positionen dazu gefunden zu haben", wie Renner berichtete.
Besonderes Augenmerk wolle die KAÖ zudem auch über die Dauer der Synode hinaus auf diejenigen legen, "die sich nicht mehr verbunden fühlen mit Kirche, bei denen sich Wege getrennt haben". Kirche sei heute nicht mehr Volkskirche, sagte Renner, sondern "Menschen, die eine Vision haben vom guten Zusammenleben". Um aus dem christlichen Menschenbild heraus die Gesellschaft mitzugestalten, sei der synodale Prozess aus KAÖ-Sicht "genau unsere Methode".
Erwartungen nicht zu hoch ansetzen
Vor dem "Wecken von zu vielen Erwartungen" warnte der Pastoraltheologe Pock. "Wir sollten nicht frustriert sein, wenn der Papst nächstes Jahr nicht das Frauenpriestertum einführt." Nicht große Veränderungen oder ein bestimmtes Dokument seien das Ziel, "sondern dass auf Ebene der Ortskirche in den Pfarren, Dekanaten und Diözesen Schritte hin zu einer synodaleren Kirche gesetzt werden".
Ein richtiger Umgang müsse dabei auch mit der Spannung gefunden werden, "dass die römisch-katholische Kirche stark pontifikal, hierarchisch strukturiert ist, während sie jedoch zugleich theologisch auf der Taufberufung aller aufbaut". Um in der Kirche "pluralitätsfähiger" zu werden, gelte es Wege für eine "geeinte Verschiedenheit" zu finden - wofür der Synodale Prozess Anstöße geben könne. Auch die Bibel sei in einem längeren Prozess des "gemeinsamen Ringens um Fragen und gegenseitigen Ernstnehmens" entstanden, erinnerte der Experte. (Link zur Synoden-Seite der Erzdiözese Wien: www.erzdioezese-wien.at/synode)
Quelle: kathpress