Ordensfrau: "Unsichtbare Dramatik" hinter Menschenhandel ansprechen
Die Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel" lädt am 8. Februar zum Gottesdienst in den Linzer Mariendom mit Bischof Manfred Scheuer (18.15 Uhr). Anlass ist der "Internationale Tag der Reflexion und des Gebetes gegen Menschenhandel". Diese moderne Form der Sklaverei, wie Papst Franziskus sagt, gilt als lukrativster Wirtschaftszweig der Welt. Doch von dieser "unsichtbaren Dramatik" herrsche ein Bild in der Öffentlichkeit, "das der Realität der leidtragenden Frauen und Mädchen, Männer und Babys nicht entspricht", betonte Sr. Maria Schlackl, Gründerin der Initiative, im Interview mit Kathpress. Die Ordensfrau plädiert eindringlich dafür, eine Sprache dafür zu finden. Wie das Thema auch Schülerinnen beschäftigt, zeigt ein kürzlich prämiertes Video.
Wer zum stummen Schrei am Sklavenmarkt Europas, zum entwürdigenden Geschäft mit der Ware Mensch schweigt, macht sich laut Papst Franziskus zum Komplizen des Unrechts. Auch die Salvatorianerin ist überzeugt, man dürfe sich nicht daran zu gewöhnen, dass Menschenwürde ohne vernehmbaren Aufschrei aus der Gesellschaft missachtet werde. Deshalb lädt sie am vom Papst ausgerufenen Gebetstag "zum Bedenken und Beten, Bestärken und Handeln" ein. Es ist zudem der Gedenktag der Hl. Josephine Bakhita, einer Sklavin, Ordensfrau und Anwältin für Menschenwürde. Schlackl betonte, dass alle etwas tun können, etwa wahrnehmen zu wollen, was unsichtbar präsent sei.
Neun 18-jährige Maturantinnen der HLW Mediendesign Rohrbach sind noch weiter gegangen. Sie und ihre Lehrer Robert Mayer und Michael Schöngruber wurden kürzlich für ihre Videoproduktion zum Thema Menschenhandel ausgezeichnet. Zuvor trafen sie Sr. Schlackl zum Gespräch. Die Filmschaffenden reichten ihr Video beim "Schulfilmprojekt This Human World" zum Thema Menschenrechte ein. Der Wettbewerb für zehn- bis 20-Jährige wurde beim bekannten internationalen Filmfestival "this human world" in Wien ausgerufen. Die einzige Vorgabe: eine Länge von unter drei Minuten. Unter mehr als 100 Einreichungen aus sieben Ländern wurde das Video mit dem zweiten Platz ausgezeichnet:
Bewusstseinsbildung wirkt präventiv
Für Sr. Schlackl ist das Ergebnis "eine Antwort darauf, dass sich Prävention in Form von Bewusstseinsbildung lohnt". Aus drei Themen habe die Schülerinnen Frauenhandel "am meisten 'gepackt'". In zwei Stunden habe sie ihnen mit Geschichten von traumatisierten Betroffenen und Fakten einen Einblick "in das kriminelle Geschäftsmodell Menschenhandel mit all seinen Facetten" und mit Fokus auf Frauenhandel gegeben. Denn "Zweck von Menschenhandel ist immer Ausbeutung; bei Frauenhandel immer zum Zweck sexueller Ausbeutung, wo meist das Delikt der Arbeitsausbeutung dazukommt", erklärte sie. Nicht zuletzt durch eine ansteigende Nachfrage sei der Markt in Europa, auch in Österreich, enorm gewachsen. Aufgrund des Gesprächs, aufkommender Fragen und der Betroffenheit entstand der prämierte Kurzfilm.
Wenn junge Menschen es schaffen, "das auf kreative Weise so gekonnt auf den Punkt zu bringen - mit relativ kurzer und prägnanter Info", wirke das bestärkend. "Ja, es macht Sinn, mich mit ganzer Hingabe zu engagieren, damit sich endlich etwas bewegt - in der Gesamtgesellschaft", betonte Schlackl: "Die politisch Verantwortlichen wären auch dran, sich über eine Gesetzeslage Gedanken zu machen, wie dieses kriminelle Geschäft in den Griff zu bekommen ist. Und ja, es ist höchst an der Zeit." Denn Opfer, die es mit dem Leben bezahlten, gebe es schon zu viele. Diese "große Menschenrechtsverletzung und Entwürdigung von Menschen" sei als "Wunde der Gesellschaft" zu begreifen und zumindest zu minimieren.
Ähnliche Gespräche würde es auch für Männer aller Altersgruppen brauchen, unterstrich Schlackl. Denn Männerbild, Männerbildung, Gleichstellungsfragen, Machtfragen oder das Thema "Beziehung leben lernen" kommen ihrer Meinung nach in Bildungsprozessen zu kurz. Wenn sich Männer mit Männern zu diesen Themen Gedanken machen, könne ein noch höherer Output herauskommen. Das sei "dringend notwendig" und ihre Hoffnung, so die Ordensfrau.
Quelle: kathpress