Lackner: Synodalität heißt, wir Kirchen müssen einander zuhören
Dem Prinzip des synodalen Prozesses, auch andere Konfessionen einzuladen und ihre Erfahrungen zu hören, ging Erzbischof Franz Lackner beim traditionellen Ökumene-Empfang der Sektion Salzburg der Stiftung "Pro Oriente" nach. In seinem Grußwort plädierte er bei der Veranstaltung im Kardinal-Schwarzenberg-Haus am Montagabend dafür, dass die verschiedenen Kirchen "aufeinander und auf jene hören sollen, die am Rande der Kirchen sind". Vier Vertreterinnen und Vertreter anderer Konfessionen präsentierten ihre Perspektiven zum Thema "Synodalität: Wie leiten und entscheiden die Kirchen?".
Zu Wort kamen Dorothee Büürma, Gemeindepastorin der evangelisch-methodistischen Kirche in Salzburg, Andrej Cilerdzic, Bischof der serbisch-orthodoxen Diözese Österreich-Schweiz-Italien, Olivier Dantine, Superintendent der evangelisch-lutherischen Kirche für Salzburg und Tirol, und Martin Eisenbraun, Generalvikar der Altkatholischen Kirche Österreichs.
"Miteinander auf dem Weg sein", diese Metapher gelte es zu vertiefen, erklärte Erzbischof Lackner laut Aussendung der Erzdiözese Salzburg. "Synodalität heiße aufeinander und die ganz anderen, mit denen wir nicht rechnen, an die wir nie denken, zu hören", zitierte er Papst Franziskus. Dabei dürfe aber auf die eigentliche Grundlage kirchlichen Entscheidens nicht vergessen werden: "Im Schweigen sollen wir den Heiligen Geist hören, der oft der radikal andere ist." Bei der zweijährigen Weltsynode der katholischen Kirche sollen auch die anderen Konfessionen beteiligt sein. Es gehe um ein neues Aufeinander-Hören, um einen anderen Stil des Umgangs zu finden, um dem Bischof von Rom zu helfen, Entscheidungen zu treffen, so Lackner. Dies habe Papst Franziskus mehrmals betont.
Synodalität bei anderen Konfessionen
Für die lutherische Kirche habe sich das Prinzip der Synode bewährt, erklärte Superintendent Dantine: "Kirchenleitung können wir uns nur in diesem synodalen Prinzip, wie es bei uns heißt, vorstellen." Er wolle Mut zum synodalen Weg machen: "Nicht alle Konflikte können gelöst, aber es kann gewährleistet werden, dass alle - auch jene, die unterschiedlicher Meinung sind - auf dem gemeinsamen Weg bleiben."
Seit 1949 hält die evangelisch-lutherische Kirche regelmäßig Synoden mit Laienbeteiligung ab. Dabei werden alle Kirchengesetze, Gottesdienstordnungen, Wahlen von Bischof und Kirchenmitgliedern beschlossen, sagte Dantine: "Von außen betrachtet mag irritieren, dass Synoden wie Parlamente funktionieren." Doch es werde nicht über Glaubenswahrheiten abgestimmt. Über das aktuelle Verständnis von Glaubensaussagen müsse aber immer wieder neu gerungen werden.
In seiner Kirche sei noch nie so viel geistlich und intellektuell diskutiert worden, als bei der Abstimmung über die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Ob das Ergebnis ein "politischer Kompromiss" oder dieses intensive Ringen der "Mehr-Wert, den der Heilige Geist schenkt" sei, überlasse er der Beurteilung kommender Generationen. Entwicklungspotenzial in der evangelischen Kirche sehe er in der Vereinfachung der Strukturen. Wenige Frauen und das Fehlen junger Menschen sei ein Problem. Gar nicht repräsentiert seien Migrantinnen oder Menschen mit Behinderung. Selbstkritisch bekannte der Superintendent die fehlende Rezeption und Umsetzung der Synodenbeschlüsse in den Gemeinden.
Regionale und weltweite Konferenzen
Zwei Besonderheiten zeichnen das regional bis weltweit bestehende evangelisch-methodistische Konferenzsystem aus, erklärte Pastorin Büürma. Erstens: Die idealerweise gleiche Anzahl von Laienmitgliedern und pastoralen Mitgliedern auf Generalkonferenz- und Zentralkonferenz-Ebene. Zweitens stehen alle Ämter und Aufgaben Männern und Frauen offen. "Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, sozialer Stellung und sexueller Orientierung soll ausgeschlossen sein."
Für die katholische Kirche sei Synodalität längerfristig eine Chance für regional unterschiedliche Formen kirchlichen Lebens. "Ein synodaler Weg kann eine Möglichkeit eröffnen, die Verantwortung der Kirche für alle Mitglieder ernst zu nehmen und transparent gemeinsam wesentliche kirchliche Entscheidungen zu treffen."
Weiterreden und schauen, was geht
"Synodalität ist ein kräfteraubender Prozess, aber er bringt Kirche voran. Das gemeinsame Abstimmen ist Fluch und Segen zugleich", resümierte der altkatholische Generalvikar Martin Eisenbraun. Und: "Den Willen Gottes zu finden erfordert ein strukturelles Umdenken der Leitung, wenn man einen gemeinsamen Weg aufbauen will."
Beim "Feiern der Synode" seien zwei Drittel Laien und ein Drittel Geistliche. Das Ringen etwa um die Weihe von Frauen für alle drei Ämter mit Abstimmung 1996 sei ein 20-jähriger kontroverser Meinungsbildungsprozess gewesen, der aber miteinander erfolgte. Ein Teil der altkatholischen Kirche habe sich abgespaltet. Schließlich müsse aber die faire Frage gestellt werden: "Wer bestimmt die Agenda?" Lösung könne nur sein, dass sich keiner dem Gespräch verweigert und man so lange im Gespräch bleibe, bis sich ein Weg finden lasse.
"Kirche ist kein Parlament"
Ein neues Nachdenken über Synodalität heiße, über das Wesen der Kirche selbst nachzudenken, erklärte der serbisch-orthodoxe Bischof Cilerdzic. Der Schlüsselbegriff ist für den Bischof die eucharistische Identität der Kirche. "Kirche ist kein Parlament oder eine Regierung", sondern Ort, wo sich die Menschen um die Eucharistie sammelten und so Kirche bildeten. Wo es die eucharistische Einheit gebe, also wo gemeinsam das Mahl Christi gemeinsam gefeiert werde, manifestiere sich Kirche und somit Synode. Von daher stellten sich dann die schwierigen Fragen nach dem rechten Verhältnis zwischen Primat und Synodalität, also der alleinigen Leitung durch einen Vorsteher und der Gemeinden.
Quelle: kathpress