Schönborn: Kirche braucht klare Absicherung gegen Machtmissbrauch
Allen Formen des Missbrauchs liegt ein Machtmissbrauch zugrunde, weswegen es in der Kirche eine "klare rechtliche Absicherung gegen Machtmissbrauch" geben muss. Das hat Kardinal Christoph Schönborn in einem Beitrag der ORF-Sendung "Orientierung" am Sonntag betont. Angesprochen auf die Vorwürfe gegen Benedikt XVI. im Zuge des Münchner Missbrauchsgutachtens verwies der Wiener Erzbischof erneut auf die Rolle Joseph Ratzingers in der "Causa Groer": "Im Fall meines Vorgängers war Kardinal Ratzinger in Rom unsere Stütze. Er hat verlangt, dass hier gehandelt wird. Und das war damals gar nicht so üblich", so Schönborn wörtlich.
Aus der Erfahrung mit der Thematik habe er gelernt, dass jede Form von Missbrauch - physisch, psychisch, sexuell oder geistlich - tiefe Wunden hinterlasse und die Heilung lange brauche. Zum kirchlichen Umgang mit Missbrauchsfällen betonte der Kardinal: "Es wird nicht mehr vertuscht werden, es darf nicht mehr vertuscht werden."
Kritisch äußerte sich der Wiener Theologe Wolfgang Treitler zur kirchlichen Behandlung von Missbrauchsfällen. Die Vorgänge um das Münchner Missbrauchsgutachten zeigten eine Unfähigkeit, Schuld einzugestehen. Man könne und müsse von den Kirchenverantwortlichen "mehr moralische und religiöse Aufrichtigkeit" erwarten, als nur die harten Fakten einzugestehen. Und die Leiterin der Unabhängigen Opferschutzkommission, Waltraud Klasnic, sagte: "Es gibt im Leben keinen Rang, der so hoch ist, dass man sich nicht entschuldigen kann."
Quelle: kathpress