Reformbewegungen fordern nach queeren Outings kirchliches Umdenken
Nach dem Outing von 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Katholischen Kirche in Deutschland als queer fordern auch die katholischen Reformbewegungen in Österreich ein Umdenken der Kirche. Die Diskriminierung aufgrund von Sexualität oder Identität müsse aufhören, hieß es am Samstag in einer Presseaussendung. "Die kirchliche Einmischung in das sexuelle Intimleben lehnen wir entschieden ab", hielten "Pfarrer-Initiative", "Wir sind Kirche", "Laieninitiative" und "Priester ohne Amt" gemeinsam fest.
Das Outing habe öffentlich gemacht, dass Menschen, die sich Tag für Tag für die Kirche engagieren, die Sexuallehre der offiziellen Katholischen Kirche nicht mehr verstehen könnten. Viele würden darunter leiden. Die Kirche brauche einen grundlegend neuen Blick auf die menschliche Sexualität. "Freiheit und Würde jedes und jeder Einzelnen sind höher zu bewerten als angeblich kirchliche Traditionen und päpstliche Lehre." Die Erkenntnisse der modernen Wissenschaften müssten in die katholische Moraltheologie integriert werden.
Diffamierende Aussagen müssten zurückgenommen werden, forderten die katholischen Reformbewegungen aus Österreich. Die Kirche dürfe LGBTIQ+-Personen den Segen Gottes sowie den Zugang zu Sakramenten nicht vorenthalten. LGBTIQ steht für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans, Inter und Queer, das Pluszeichen steht für weitere Identitäten und Geschlechter.
"Im Umgang mit LGBTIQ+-Personen hat die Kirche im Laufe ihrer Geschichte viel Leid verursacht", sagte Dekan Bernhard Kranebitter, Vorstand der Pfarrer-Initiative in Tirol. Herbert Bartl von "Priester ohne Amt" bezeichnete es "absolut unerträglich", dass die antiquierte Sexualmoral immer noch vertreten wird. Viele Menschen, die für ihre Dienste innerhalb der Kirche bestens qualifiziert seien, würden so um ihre Existenz gebracht.
"Dringend muss an einer Neubewertung der Sexualität gearbeitet werden. Stattdessen praktiziert Rom weiter die Stagnation", teilte Peter Pawlowsky von der Laieninitiative mit. Martha Heizer von "Wir sind Kirche" kritisierte, dass die "römische Kirche" Kinder nicht vor dem Missbrauch durch Priester schütze, aber queeren Mitarbeitern und Eheleuten Vorschriften für ihr Intimleben mache.
In der beispiellosen Aktion in Deutschland haben sich queere Priester, Gemeinde- und Pastoralreferentinnen, Religionslehrer und Religionslehrerinnen, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der kirchlichen Verwaltung für ein Ende der Diskriminierung ausgesprochen. Als queer bezeichnen sich nicht-heterosexuelle Menschen beziehungsweise Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren. Sie fordern eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts, so dass die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität künftig kein Kündigungsgrund mehr sind.
Quelle: kathpress