Siebenrock: Benedikt XVI. "soll sein weißes Gewand ablegen"
Die Katholische Kirche braucht im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung eine tiefgreifende Reform und der in der Kritik stehende Benedikt XVI. soll sich komplett zurückziehen. Das forderte der Innsbrucker Theologe Prof. Roman Siebenrock in der Tiroler Tageszeitung (Samstag), der im Blick auf den früheren Erzbischof von München sichtbare Konsequenzen wünschte: Der emeritierte Papst solle sein weißes Papstgewand ablegen, ein normaler Priester sein und nur noch Joseph heißen. "Damit wird ein Zeichen gesetzt, wer jetzt wirklich der Papst ist. Und dass eine Bußänderung nicht nur mit Worten, sondern mit Taten geschehen muss."
Es gebe nämlich nicht nur eine Kirche der Sünder, sondern auch eine sündige Kirche, erklärte Siebenrock. "Daran kommen wir nicht mehr vorbei." Die Kirchenführung müsse daher endlich die "systemischen und strukturellen Ursachen" für den Missbrauch benennen. Das sei bisher - vor allem in der katholischen Kirche in Deutschland im Gegensatz zu Österreich - nicht erfolgt. "Sie hat zu wenig die Perspektive der Geschädigten und Betroffenen eingenommen, das war der Hauptfehler bei der bisherigen Aufarbeitung." Vielmehr sei vielerorts ein Verhalten an den Tag gelegt worden, "ja keinen Skandal und keinen öffentlichen Aufruhr daraus zu machen".
Daher müsse sich die Kirche in Deutschland "wie seinerzeit in Österreich einer unabhängigen Kommission unterwerfen. Ohne Wenn und Aber", so der Theologe in Anspielung auf die in Österreich seit 2010 bestehende Unabhängige Opferschutzkommission ("Klasnic-Kommission"). Ansonsten sei eine Korrektur nicht möglich. Die Kirche habe zu beweisen, dass sie auch tut, was sie sagt, und dass sie Strukturen ändert. Von daher müssten Kardinäle und Bischöfe auch persönliche Verantwortung übernehmen: "Sie sollen zurücktreten. Nicht nur ihren Rücktritt anbieten, sondern gehen. Sie können nicht mehr behaupten, es gibt keine systemischen Probleme."
Auch Franziskus gefordert
Als selbstverständlich bewerte Siebenrock die zugespitzte öffentlich Debatte um Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: "Er hat geschummelt, was seine Teilnahme an einer Ordinariatssitzung im Jahr 1980 betrifft, die er zuerst verneint hat." Er solle jetzt sein Gewissen erforschen und die Tatsachen auf den Tisch legen.
Schließlich verkörpere Benedikt nach wie vor ein Stück weit die gesamte Kirche. Durch seine Vorgangsweise schwäche er aber den amtierenden Papst Franziskus, zeigte sich der Professor für Systematische Theologie überzeugt. "Franziskus muss deshalb klar Stellung beziehen." Dabei sei klarzustellen, wer die verantwortliche Person in Rom sei, weil Benedikt sein Versprechen nicht eingehalten habe, dass er nach seinem Rückzug 2013 nur noch schweigen und beten werde. "Es benötigt ein notwendiges Reinigungsmoment", fordert Siebenrock und resümierte: "Benedikt müsste in die Klausur gehen und nicht mehr öffentlich mitspielen."
Quelle: kathpress