Schönborn: Kein Vertuschen bei Missbrauchsfällen
"Es wird nicht mehr vertuscht werden, es darf nicht mehr vertuscht werden." Mit diesen Worten hat Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstagabend zum Münchner Missbrauchsgutachten Stellung genommen. Nach der Veröffentlichung des Gutachtens sei nun die Umsetzung in die Praxis notwendig, "das ist ein Rechtsgutachten, keine Handlungsanweisung". Wie der Kardinal in der ZiB1 sagte, sei das Wichtigste neben der konsequenten Aufarbeitung die Prävention.
Dossier Münchener Missbrauchsgutachten
Im Ö1-Frühjournal am Freitag nahm Schönborn auch kurz zu den Vorwürfen gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. Stellung. Als Präfekt der Glaubenskongregation habe sich Kardinal Joseph Ratzinger sehr für die Missbrauchsaufklärung eingesetzt. Auch im Falle von Kardinal Hans Hermann Groer. "Im Fall meines Vorgängers war Kardinal Ratzinger in Rom unsere Stütze. Er hat verlangt, dass hier gehandelt wird", so Schönborn wörtlich.
Schönborn meldete sich in den ORF-Interviews erstmals zum Münchner Missbrauchsgutachten zu Wort, nachdem zuvor am Donnerstagvormittag der Auftraggeber des Gutachtens, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, erstmals öffentlich dazu und zu den Vorwürfen gegen ihn selbst Stellung genommen hatte. Das von Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) am 20. Jänner veröffentlichte Gutachten wirft mehreren kirchlichen Amtsträgern Fehler und Versäumnisse im Umgang mit Missbrauchsfällen vor. Untersucht wurde der Zeitraum von 1945 bis 2019.
Aufsehen erregten dabei vor allem die Vorwürfe der Gutachter gegen Benedikt XVI., der von 1977 bis 1982 Erzbischof von München gewesen war. Insbesondere ging es dabei um die Frage, ob Ratzinger 1980 in die Entscheidung um die Einsetzung des aus der Diözese Essen stammenden Missbrauchstäters Peter H. in der Seelsorge direkt involviert war. Während Benedikt in einer den Gutachtern abgegebenen Stellungnahme behauptete, er sei bei einer entscheidenden Sitzung nicht dabei gewesen, wies die Kanzlei durch Vorlage des Sitzungsprotokolls nach, dass der Erzbischof sehr wohl anwesend gewesen war. Der 94-jährige Benedikt, der seit seinem Amtsverzicht 2013 zurückgezogen im Vatikan lebt, korrigierte daraufhin im Nachhinein seine Aussage und kündigte an, nochmals zum Gutachten eine Stellungnahme abgeben zu wollen.
Quelle: Kathpress