Weiter Kritik aber auch Unterstützung für Benedikt XVI.
Die Kritik am emeritierten Papst Benedikt XVI. im Zusammenhang mit dem Münchner Missbrauchsgutachten reißt nicht ab. Auch wenn Benedikt sich als Papst um die Aufarbeitung von Missbrauch verdient gemacht hat, schade er durch seine Einlassungen zum Münchner Gutachten der Glaubwürdigkeit der Kirche insgesamt, schreibt etwa der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff in einem "Furche"-Beitrag. Das Stift Heiligenkreuz hat unterdessen die zentrale Rolle von Papst Benedikt im Kampf gegen Missbrauch betont und dem emeritierten Papst in einer Erklärung auf der Stiftswebsite dafür Dank und Anerkennung ausgesprochen.
Auch wenn der emeritierte Papst seine Aussagen im Vorfeld der Präsentation des Münchner Missbrauchsgutachtens inzwischen revidiert hat, so stehe er dennoch als "Zeuge der Unwahrheit", so Prof. Hoff. Die Kirche müsse sich fragen lassen, "auf welchen Fels sie baut, wenn ein ehemaliger Papst fortan als Zeuge der Unwahrheit wahrgenommen wird". Benedikt XVI. habe sich zweifellos um die Aufarbeitung des Missbrauchs verdient gemacht. Dennoch bleibe die Frage: "Wer kann dieser Kirche noch glauben, wenn Päpste und die, die sie zu Päpsten wählen, ihre persönliche Glaubwürdigkeit verspielen?"
Dass Benedikt XVI. im Blick auf eine Sitzung vom 15. Jänner 1980 offenbar keine korrekten Angaben gemacht hat und dies später revidierte, sei kein Einzelfall, sondern folge einem Kirchen- und Amtsverständnis, in dem ein Schlüssel zum Gesamtproblems des Missbrauchs im kirchlichen Raum liegt, so Hoff. Denn wenn man sich frage, wie Benedikt im Vorfeld so sicher sein konnte, keinen Fehler bzw. keine falschen Angaben gemacht zu haben, dann laute die Antwort: "Weil die katholische Kirche ihr Bleiben in der Wahrheit immer schon voraussetzt. Notfalls wird passend gemacht, was nicht passt. Seien es abweichende Theologen, seien es Fakten."
Ein Beispiel habe dazu etwa auch eine Aussage von Kardinal Gerhard Ludwig Müller geboten, der am Tag nach der Veröffentlichung des Münchner Gutachtens auf die Frage nach der Rolle Benedikts gesagt habe: "Sehen Sie, ich habe es nicht gelesen, aber für mich ist klar, dass er als Erzbischof Ratzinger nicht wissentlich etwas falsch gemacht hat." - Exakt so, betonte Hoff, "funktioniert das katholische Dispositiv der Wahrheit, das sich nicht widerlegen lassen kann - weder bezogen auf das Amt des Papstes noch auf die Person, die es füllt."
Benedikt für Aufarbeitung und Prävention
Das Stift Heiligenkreuz betont unterdessen in einer öffentlichen Stellungnahme seine Unterstützung für Papst Benedikt. Wörtlich heißt es u.a. anderen in Richtung des emeritierten Papstes: "Wir wissen, dass Sie wahrhaftig und redlich sind." Es sei auch ein Faktum, "dass Sie entscheidende und wegweisende Schritte in Richtung effektiver Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche und zur Prävention gegangen sind". Papst Benedikt XVI. habe eine zentrale Rolle im Kampf gegen Missbrauch gespielt: "Hunderte Priester haben Sie wegen Vergehen entlassen. Sie waren der erste Papst, der sich mit Missbrauchsopfern getroffen hat und ihre Geschichte angehört hat." Mit den Worten "Danke für Ihr Lebens- und Glaubenszeugnis" endet die Heiligenkreuzer Unterstützungserklärung.
Benedikt XVI. besuchte 2007 im Rahmen seiner Österreich-Visite das Zisterzienserstift im Wiener Wald. Dort befindet sich auch die nach ihm benannte "Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz".
Weitere Erläuterungen notwendig
Der deutsche Kinderschutz-Experte P. Hans Zollner sagte am Donnerstag gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, er erwarte noch ausführliche Erläuterungen des emeritierten Papstes. Die Erklärungen von Benedikt XVI. aus den vergangenen Tagen reichten nicht aus, sie machten vielmehr die Lage noch schlimmer, sagte der Priester und Leiter des internationalen Safeguarding-Intituts in Rom. Das Münchner Missbrauchsgutachten wirft auch dem früheren Papst, der von 1977 bis 1982 Münchner Erzbischof war, Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern vor. Benedikt XVI. bestreitet dies.
Quelle: kathpress