Lackner: Heutige Orientierungslosigkeit braucht Gebet für Frieden
Auf die Bedeutung des Gebetes für den Frieden angesichts der Corona-Pandemie und der Spaltungen in der Gesellschaft hat Erzbischof Franz Lackner hingewiesen. "Es herrscht große Orientierungslosigkeit, die einer tiefen Nachdenklichkeit bedarf. Und das Gebet ist so etwas", sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz in einem Interview der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitungs-Beilage "inpuncto". In Österreichs Vergangenheit habe das gemeinsame Gebet um Frieden viel zur Freiheit beigetragen. Er selbst glaube nicht, "dass heute so etwas nicht mehr nötig ist", so der Salzburger Erzbischof.
Lackner äußerte sich mit Blick auf den 75-Jahre-Jubiläum der Gebetsgemeinschaft "Rosenkranz-Sühnekreuzzug um den Frieden der Welt" (RSK), deren Patronanz der Erzbischof gemeinsam mit seinem Wiener Amtskollegen Christoph Schönborn seit 2014 innehat. Für seinen eigenen Glaubensweg sei die Gebetsgemeinschaft wichtig gewesen, berichtete er im Interview. Als UNO-Soldat auf Zypern habe er einst anhand eines Heftchens des RSK-Gründers P. Petrus Pavlicek das Rosenkranzbeten erlernt. "Meine ersten Erfahrungen waren: Ein Gebet ist nicht nur ein Muss, sondern es trägt. Ein bisschen so, als ob es 'in mir betet'", erklärte Lackner.
Mit dem Eintritt in den Franziskanerorden im Jahr 1984 sei für ihn der Rosenkranz zu einem täglichen Gebet geworden, "das mich auch durch Krisen in meinem Priesterleben getragen hat", berichtete der Salzburger Erzbischof. "Es gibt Phasen, wo fast gar nichts mehr geht, der Rosenkranz geht immer! Es ist ein wunderbares, uraltes zentrales Gebet unseres Glaubens, das alle Grundgebete vereint." Vereint erlebe er sich beim Rosenkranz auch mit vielen anderen Betern - "selbst über Tausende Kilometer hinweg". Der Rosenkranz trage aus seiner Sicht zu innerem Frieden und zu Zufriedenheit bei, was dann auch nach außen wirke. Umgekehrt gelte: "Ein unzufriedener Mensch wird kaum etwas zum Frieden beitragen."
Beten und handeln
Beten für den Frieden und reales Anpacken dafür schlössen einander nicht aus, vielmehr sei Gebet "mit Tun eng verknüpft", unterstrich Lackner. "Wir beten für eine gute Sache, für Frieden, für Freiheit. Gebet ist kein Kampf, wir beten für und nicht gegen etwas. Betende Menschen sind bereit, auch etwas zu tun." Ein Gebet gebe Kraft, mache sensibel und bereit zum Einsatz. Es helfe dabei, "bei aussichtslos erscheinenden Momenten durchzuhalten, schwierige Situationen anzunehmen und daran zu arbeiten, sie zu verändern". Ein Beispiel dafür liefere der Gründer seiner Ordensgemeinschaft: Der heilige Franz von Assisi habe oftmals zwischen Streitenden eine friedliche Aussöhnung gesucht und sich dazwischen immer wieder zum Gebet zurückgezogen.
Bereits zu Weihnachten hatte Lackner alle Gläubigen aufgerufen, täglich zumindest ein Gesätzchen des Rosenkranzes zu beten für den Frieden, zumal dieser in jüngster Vergangenheit "brüchig" geworden und von Unzufriedenheit und Spaltungen bedroht sei. Angesichts aktueller Herausforderungen - Lackner nannte hier außer der Corona-Pandemie auch die ökologische Krise, die Flüchtlingssituation und eine "wachsende Kultur der Gleichgültigkeit" - sei das "Friedenstiften" Gebot der Stunde. Konkret umfasse dies auch "Solidarität mit den Armen und Heimatlosen", ein "Leben und Wirken im Einklang mit der Schöpfung" sowie ein Bewusstsein der Existenz einer "letzten Gerechtigkeit", das mit Verantwortung einhergehe. Begleitet solle dieser Einsatz durch Gebet sein.
Quelle: kathpress