Zulehner zu "#OutInChurch": Gewissen der "Queers" respektieren
"Das Herz des christlichen Glaubens hängt nicht von einer sexuellen Orientierung ab, sondern ermutigt zu einem gewissenhaften Leben mit dieser." Darauf hat der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner hingewiesen. Er meldete sich in einem aktuellen Blogeintrag zum Outing unter dem Motto "#OutInChurch" von 125 haupt-, ehrenamtlichen und ehemaligen Mitarbeitenden der katholischen Kirche in Deutschland zu Wort. Das Gewissen der "Queers" - also Homosexuellen, Transgender u.a. - sei zu respektieren, betonte Zulehner und forderte Engagement und Courage von allen Menschen inklusive der Kirchenleitung ein.
Zur jetzt auch in Österreich anlaufenden Queer-Debatte gab der Pastoraltheologe zu bedenken: Die Bibel sei nicht wortwörtlich zu lesen, sondern mit ethischem Lernen zu kombinieren. Zuallererst müsse man die Verurteilung homosexueller Akte in der Bibel im Kontext lesen. "Es war eine Zeit, in der das biblische Prinzip lautete: Wachset und mehret Euch! Alle sexuellen Begegnungen, die nicht generativ waren und Kinder hervorbringen konnten, waren verwerflich", erklärte Zulehner.
In den griechischen Kulturen habe es teilweise eine andere Bewertung gegeben. In der jüngeren Vergangenheit widmeten sich viele Wissenschaften der Homosexualität - mit unterschiedlichen Theorien. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) führte bis 1990 Homosexualität als Krankheit, erinnerte Zulehner. Der verstorbene Feldkircher Altbischof Elmar Fischer habe die Heilbarkeitsthese vertreten und dies später korrigiert. Bis heute gebe es "kämpferische Gegner der Homosexuellen", die zu einer vermeintlichen Heilung "grausame Mittel" einsetzen.
"Die Kirche hängt in dieser bewegten Geschichte voll drinnen." Das kirchliche Arbeitsrecht verhindere formell die Weihe Homosexueller, werde aber keineswegs immer angewendet. Und es mache einen Unterschied, in welchem Dienst jemand in der Kirche wirkt, betonte Zulehner. In Deutschland hielten nicht wenige deutsche Bischöfe "die derzeitige Position des Arbeitsrechts für unhaltbar und haben sich positiv zu #OutInChurch geäußert". Hierzulande habe sich eine sehr starke "Regenbogenpastoral" entwickelt, etwa in der Diözese Linz.
"Gott liebt die Vielfalt"
Für Zulehner zeichnen sich einige "pastorale Leitlinien" ab, die Kirchenangehörige inklusive der Kirchenleitung berücksichtigen sollten: "Trag im Umgang und mit soliden Argumenten Deinen Teil dazu bei, dass überkommene Diskriminierungen aufhören." Der Theologe forderte, auch diese Menschen zu begleiten, "wenn sie sich unsicher oder verunsichert sind". Jedenfalls solle auch ihnen die Grundbotschaft des Evangeliums vermittelt werden, "dass Gott jede einzelne Person liebt". Für Gott gelte, dass er Reichtum offenbar nicht nur zulasse, "sondern auch liebt".
An die Kirchenleitung richtete der Theologe den Appell: "Überprüft das Arbeitsrecht ebenso wie die Lehraussagen im Katechismus der Weltkirche." Auch bei der Todesstrafe oder beim Suizid sei die kirchliche Lehrposition revidiert worden.
(Link: zulehner.wordpress.com)
Quelle: kathpress