Kirche begeht am 23. Jänner den "Sonntag des Wortes Gottes"
Die Katholische Kirche begeht am 23. Jänner den "Sonntag des Wortes Gottes". Im Blick auf diesen von Papst Franziskus 2019 eingeführte Bibelsonntag hat der in Rom lehrende Tiroler Bibelwissenschaftler Dominik Markl die Bibel als "Mutmacherbuch" bezeichnet. Im Interview mit dem "Tiroler Sonntag" hob der Jesuit die immerwährende Aktualität der Bibel hervor, auch wenn die Texte 2.000 bis 3.000 Jahre alt sind.
"Wir kennen viele Lebensrealitäten nicht mehr, die damals ganz normal waren. Wir können uns kaum vorstellen, wie und unter welchen Schwierigkeiten die Menschen damals gelebt haben", sagte Markl. Zugleich sei die Bibel in wesentlichen Lebensbereichen den Menschen heute ganz nahe, "wenn wir zum Beispiel beim Lesen eines Psalms merken, dass eine Klage, ein Ausdruck von Trauer oder Freude uns vollkommen aus dem Herzen sprechen". Gefühlsmäßig hätten die Menschen immer schon mit Trauer und Schmerz gerungen oder Hoffnung gesucht.
Die biblischen Texte würden auch immer wieder überraschende Themen eröffnen, "wenn wir sie aus neuen Perspektiven lesen", so der Theologe. Erst in den vergangenen Jahren sei in der Psychologie und Soziologie das Thema der Traumaforschung wichtig geworden. Markl: "Unter dieser Berücksichtigung lesen wir jetzt viele Texte mit neuen Augen. Wir merken, dass viele aktuelle Themen aus den Texten der Bibel sprechen, obwohl die Menschen vor 2000 Jahren nicht von Trauma gesprochen haben. Die Texte lassen uns über die Erfahrungen, die für uns bis heute wichtig sind, viel lernen." Der Appell des Jesuiten: "Es lohnt sich immer wieder, die Bibel neu zu lesen, und darin die Lebenskraft und hoffnungsvolle Bereitschaft, Neues zu wagen, zu entdecken."
Markl unterrichtet am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom. Er ist einer von drei Autoren der Neuerscheinung "Neu anfangen - Christlich denken, beten, leben" (Tyrolia 2021) und beschreibt darin sieben Zugänge zur Bibel.
Relevanz der Bibel
Auch der in Linz lehrende Theologe Werner Urbanz hat die Relevanz der Bibel für die Gegenwart unterstrichen. Die Grundemotionen, die hinter den alten Texten stehen, hätten sich nicht grundlegend geändert, so der Experte für die alttestamentliche Weisheitsliteratur im Interview mit dem Kärntner "Sonntag".
Urbanz wörtlich: "Das ganze Leben mit all seinen Facetten, seinen Höhen und Tiefen in ein Gespräch mit Gott zu bringen - das zeichnet die alttestamentliche Spiritualität aus: leidenschaftlich und anklagend bis zum Fluchen; fragend im Sinne von Hilfslosigkeit: Ich sehne mich nach der Hilfe Gottes - wo ist er? Ebenso die Freude." Dies spreche auch die Menschen von heute an. - Urbanz lehrt an der Katholischen Privat-Universität Linz und der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz.
Quelle: kathpress