Kirchen feierten gemeinsam Gottesdienst in Linz
Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Linzer Mariendom haben die Kirchen in Oberösterreich die Gebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Jänner) eröffnet. Der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic unterstrich in seiner Predigt, dass die Kirchen füreinander Verantwortung tragen würden. Er rief zu mehr Engagement in der Ökumene auf. An dem Gottesdienst am Mittwochabend nahm auch der katholische Linzer Bischof Manfred Scheuer teil, der den Segen spendete. Auch die Lutherische, Reformierte, Methodistische, Altkatholische und Rumänisch-orthodoxe Kirche sowie die Baptisten waren vertreten.
Wie Bischof Andrej sagte, seien manche Kirchen wohl noch "überfordert von der breiten Diskussion über ein gemeinsames Verständnis der zwischenkirchlichen Beziehungen". Ökumene sei für sie "höchstens eine Instanz, die sie als eigenständige Mitglieder der weltweiten Familie christlicher Kirchen anerkennt, von der sie aber oft nur Unterstützung und Hilfestellungen erwarten". Es fehle häufig ein "Mitgliedschaftsverständnis im Sinne einer ausdrücklichen Mitverantwortung für die Gestaltung der Gemeinschaft im nationalen oder weltweiten Kontext", so der serbisch-orthodoxe Bischof.
Demgegenüber verfüge die christliche Tradition, die aus dem Evangelium entspringt, über ein Verständnis von wechselseitiger Verantwortung. Bischof Andrej wörtlich: "Verantwortung heißt dabei zunächst Rücksichtnahme und Fürsorge für andere. Die Ökumene will durch den Dialog Schranken niederreißen; mit dem Ziel, zu mehr Gemeinschaft zu gelangen." Die ökumenische Bewegung weise sowohl auf die Überwindung der Spaltungen unter den Kirchen als auch auf die dringliche Beendigung wechselseitiger institutioneller Abgrenzung hin, "weil noch zu oft das eigene Profil für manche wichtiger erscheint als das gemeinsame Zeugnis".
Die Verantwortung der christlichen Kirchen umfasse nicht nur die Verantwortung für das Leben ihrer eigenen Mitglieder, sondern auch ein Verständnis dafür, dass die Besonderheiten jeder Kirche niemals gegen die umfassende christliche Gemeinschaft ausgespielt werden dürften, betonte der Bischof. Indem die Kirchen zeigten, dass es möglich sei, "auch empfindliche Gegensätze zu überwinden und schwierigste ökumenische Fragen zu klären", könne sich dies auf die sich verändernde Gesellschaft auswirken, die nach tragfähigen Formen menschlicher und friedlicher Gemeinschaft suche. Der abschließende Appell von Bischof Andrej: "Lasst uns in der Gemeinschaft mit allen einen Beitrag leisten auf der Suche nach menschlicher Solidarität und zur Erhaltung einer tragfähigen Lebensordnung."
Symbol des Sterns Inhaltlich steht die heurige Gebetswoche für die Einheit der Christen unter dem biblischen Motto der Weisen aus dem Morgenland, die zum Jesuskind nach Betlehem gezogen sind: "Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten." Das Symbol des Sterns begleitete auch durch den ökumenischen Gottesdienst. Die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen trugen beim Einzug in den Mariendom einzelne Sternzacken, die auf eine große Plakatwand gesteckt wurden. "Wir sind gekommen als einzelne Teile, als Segmente und wir fügen diese Teile zusammen. Wir gehen aufeinander zu. Die zerbrochene Einheit ist am Zusammenwachsen. Wir fügen uns zu einem Ganzen", erklärte der evangelische Superintendent Gerold Lehner.
Zunächst schauten die Zacken zueinander. Der altkatholische Pfarrer Samuel Ebner deutete diese Anordnung als Zeichen der Gemeinschaft, wies aber auch darauf hin, dass ein solcher "geschlossener Kreis" problematisch sein könne: Er berge die Gefahr der Exklusivität und der Nabelschau. Häufig stehe dann nicht mehr das Zentrum des Kreises im Vordergrund, sondern die Abgeschlossenheit nach außen hin. ChristInnen wollten jedoch keine "geschlossene Gesellschaft" sein, sondern eine lebendige, aufgeschlossene Gemeinschaft. Daher wurden in einem zweiten Schritt die Zacken umgedreht, sodass sie nach außen gerichtet waren, um zu zeigen: Wie die Lichtstrahlen eines Sterns von dessen Mitte her strahlen, möchten auch die christlichen Kirchen in ihrer je eigenen Art und Weise von Jesus Christus, ihrer Mitte, her in die Welt ausstrahlen und Zeugnis geben von seiner Liebe und Güte.
Quelle: kathpress