Ordensfrau: "Im Libanon bricht jetzt alles zusammen"
Von einer "immer katastrophaler werdenden Lage" für die Menschen im Libanon berichten Don-Bosco-Projektpartnerinnen und -partner der Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt". Große Teile der libanesischen Bevölkerung leben mittlerweile in Armut, berichtete Sr. Lina Abou Naoum in einem an das österreichische Hilfswerk gerichteten Brief. Nach Jahren des Bürgerkrieges, Millionen an aufgenommenen Flüchtlingen aus dem Nachbarland Syrien, der Explosion im Hafen von Beirut im Sommer 2020 sowie der anhaltenden Wirtschaftskrise, sei es nun so weit: "Im Libanon bricht alles zusammen." Internationale Hilfe sei jetzt dringend notwendig, rief "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer in einer Aussendung (Dienstag) zur Unterstützung auf. Die Pandemie verschärfe die Lage.
"Die Schulen waren jetzt zwei Jahre lang geschlossen, der Bildungsminister versucht sein Bestes, um den Schülern ein normales Schuljahr zu ermöglichen, aber es ist nicht möglich", betonte Sr. Lina, Direktorin des Don-Bosco-Hauses in Kahale. Die Einrichtung sei für ganze Familien geöffnet. Sie werden mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt, die sich die Leute nicht mehr leisten können.
Die libanesische Regierung sei nicht in der Lage, überhaupt einen Plan zur Rettung des Landes zu erstellen, schrieb Sr. Lina: "Sie kämpfen immer noch gegeneinander, spalten sich gegenseitig. Wir Libanesen sind es müde, es gibt kein Vertrauen mehr in unsere Politiker." Nicht umsonst habe auch Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg bei seinem jüngsten Besuch im Libanon an die politische Elite des Landes appelliert: "Helft uns, euch zu helfen".
Der massive Wertverlust des libanesischen Pfunds lasse das noch ausbezahlte Einkommen der Menschen auf ein Minimum schrumpfen. Die Arbeitslosigkeit steige weiter, die Lebensmittelpreise wachsen ins Astronomische, ebenso die Treibstoff- und Energiekosten. Dazu sei vor wenigen Tagen die Stromversorgung im ganzen Land komplett ausgefallen. Viele Familien können sich laut Berichten an "Jugend Eine Welt" kaum mehr Essen leisten und sitzen in kalten Wohnungen.
Auch P. Simon Zakerian, Direktor des Don Bocos-Zentrums in El Houssun, berichtete über die Lage der Menschen: "Ein ernstes Problem jetzt im Winter, einige haben begonnen, mit Holz zu heizen, das auch sehr teuer ist und aus den Wäldern sind kaum ausreichende Mengen an Ästen zu beschaffen." Bei den immer wieder vorkommenden Blackouts im Land müssten in der dortigen Schule die Notstromgeneratoren angeworfen werden, mit "teurem Treibstoff".
"Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Heiserer unterstrich: Ohne die internationale Hilfe "endet das in einer riesigen Katastrophe". Die Reserven der Projektpartnerinnen und -partner seien nach den langen Krisenjahren aufgebraucht, Hilfe aus dem Ausland die einzige Hoffnung.
"Jugend Eine Welt" arbeitet seit vielen Jahren eng mit den Salesianern Don Boscos und den Don-Bosco-Schwestern im Libanon zusammen. Deren Einrichtungen wie Schulen, Sozialzentren und Notunterkünfte werden seit langem unterstützt, ebenso die Versorgung von Flüchtlingen aus den Nachbarländern. Angesichts der desaströsen Lage im Land werde es immer schwieriger, überhaupt einen Betrieb aufrechtzuerhalten. (Infos: www.jugendeinewelt.at, Spendenkonto Kennwort: Nothilfe Libanon: IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000)
Quelle: kathpress