Bischof Zsifkovics: Kirche muss noch zukunftsorientierter werden
Die Diözese Eisenstadt vermeldete am Mittwoch für das vergangene Jahr 1.719 Austritte. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 2020 (1.309). Bischof Ägidius Zsifkovics sprach angesichts der Austrittszahlen von einem "signifikanten Zeichen, das genau analysiert und richtig interpretiert werden" müsse. "Dass die Zahl der Katholiken österreichweit geringfügig, aber doch stetig zurückgeht, ist eine Tatsache. Dennoch schmerzt jeder einzelne Austritt", so der Bischof. Es müsse der Kirche "noch mehr gelingen, eine lebendige, offene, zukunftsorientierte Gemeinschaft zu sein. Das bedeutet Kreativität und Authentizität zu zeigen, unsere Stärken und Schwächen wahrzunehmen, neue Wege zu entdecken und auf die Menschen zuzugehen."
Zugleich seien die aktuellen Austrittszahlen auch im Kontext der Pandemie zu sehen: "Wir erleben die größte gesellschaftliche Ausnahmesituation seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Unsere Gesellschaft ist gezeichnet von Verunsicherung und Polarisierung. Das trifft natürlich auch die Kirche, die so stark mit unserem Land verwurzelt ist."
Zsifkovics zeigte sich betroffen von der "Tatsache, dass statistisch gesehen pro Jahr ein ganzes Dorf bzw. eine ganze Pfarre sich im Burgenland von der Kirche verabschieden. Dagegen gibt es keine Patentlösung." Dennoch sei er "von vorsichtigem Optimismus, was die Zukunft bringt. Wir schrumpfen statistisch, das ist klar. Dennoch wird die Kirche im großen Kontext gesellschaftlicher Instabilität immer noch als Teil der Lösung und nicht als Teil des Problems gesehen." Man schätze ihre vermittelnde Fähigkeit und ihre Sendung, "kritischen Widerspruch gegenüber Extremen dort aufrechtzuerhalten, wo das Humane leidet".
Gemeinschaft und Zusammenhalt würden wieder an Bedeutung gewinnen. Die Menschen suchten nach Fundamenten, die sie in unsicheren Zeiten tragen, zeigte sich der Bischof überzeugt: "Der Glaube ist ein verlässliches Fundament."
Den Menschen Stabilität geben
Diözesansprecher Dominik Orieschnig betonte angesichts der aktuellen Zahlen die Bedeutung und die wachsende Herausforderung an die Kirche, "gerade in Zeiten der Unsicherheit und der Veränderungen den Menschen Stabilität zu geben." Konkret hätten über einen Zeitraum von nunmehr fast zwei Jahren "Einschränkungen des persönlichen Lebens, Lockdowns und Impfdebatte bei vielen Menschen enorme Frustrationen aufgebaut. Dieser psychologische Stau muss irgendwie abgebaut werden, der Kirchenaustritt ist hier offensichtlich für manche ein Ventil." Das zeigen laut Orieschnig etwa Rückmeldungen von Ausgetretenen.
Für die Kirche - Angestellte sowie Ehrenamtliche, Laien und Kleriker - gelte es, im Bereich der Seelsorge und darüber hinaus, für die Menschen da zu sein und den Bedürfnissen entsprechend das Angebot auszubauen. "Wir wachsen gemeinsam an den Herausforderungen und das ist schön", so Orieschnig.
Mit Stichtag 1. Jänner 2022 gehörten 184.458 Katholiken der Katholischen Kirche im Burgenland an (2020: 186.800).
Quelle: kathpress