Barmherzige Brüder Linz: Pandemie für Gehörlose doppelt schwierig
Auf eine doppelt schwierige Situation der Corona-Pandemie für gehörlose Menschen hat die Gehörlosenambulanz der Barmherzigen Brüder Linz hingewiesen. Neben dem Fehlen fundierter Informationen, Ausfall von Aktivitäten und der Isolation sei der fehlende Zugang zur Hotline 1450 und infolge der verordneten FFP2-Maske auch der Wegfall der für die Gebärdensprache wichtigen Lippenbewegungen herausfordernd, hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag. Darin wurde jedoch auch ein "durchwegs positives Fazit" über die eigenen Tätigkeiten in der Pandemie gezogen: Die Anbindung der Ambulanz an das Ordenskrankenhaus habe zahlreiche Vorteile aufgezeigt und für die Patientinnen und Patienten "kurze Wege" ermöglicht.
Trotz des Mehraufwandes und technischer Hürden seien für Gehörlose "rasche Aufnahme, die Möglichkeit regelmäßiger Besuche sowie Betreuung und Dolmetscherkontakte" ermöglicht worden, ziehen in der Aussendung die beiden Spitzen der Gehörlosenambulanz, der Allgemeinmediziner Wolfgang Schatzlmayr und Sozialarbeiterin Stefanie Breiteneder, Zwischenbilanz. Spezielles Augenmerk sei darauf gerichtet worden, Depressionen, der Verschlimmerung psychiatrischer Erkrankungen und psychosozialen Krisen in Familien entgegenzuwirken. Geschehen sei dies etwa durch sozialpädagogische Familienbegleitung, Beratungsgespräche bei der Arbeitsassistenz sowie Fernunterricht.
Auch der Bereich Telemedizin wurde rasch ausgebaut, etwa durch Videochats, bei denen es vor allem um Symptomabfrage ging, sowie durch eine eigene Corona-Testing Hotline, durch Unterstützung bei der Handhabung von Quarantänevorschriften, Aufklärungen rund um das Covid19-Erkrankungsbild sowie den Krankheitsverlauf. Therapiemöglichkeiten inklusive Medikamentenversorgung mittels Kooperation mit der Apotheke der Barmherzigen Brüder Linz seien aufgezeigt und umgesetzt worden. 2020 führte die Gehörlosenambulanz insgesamt 1.007 Videochats mit 227 Personen durch, 2021 bis Mitte Oktober 778 Chats mit 204 Personen.
Für die Impfaufklärung startete die Ambulanz ein umfassendes Informations- und Maßnahmenprogramm und konnte mittlerweile fast 200 Impfungen organisieren und betreuen. Zudem wurde in Zusammenarbeit mit den Gehörlosenambulanzen Wien, Salzburg und Graz ein umfassendes Aufklärungsvideo rund um das Coronavirus, die Wirkung der Impfung und mögliche Impfreaktionen erstellt.
Das Gesundheitszentrum für Gehörlose und Menschen mit Hörbeeinträchtigung der Barmherzigen Brüder Linz führt jährlich rund 17.000 Behandlungen bei Patienten dieser Gruppe durch und hat sich österreichweit als Anlaufstelle für gehörlose Menschen mit oder ohne zusätzliche Beeinträchtigung, jedoch auch für Taubblinde sowie Menschen mit angeborener oder erworbener Schwerhörigkeit etabliert. Neben medizinischen Leistungen wird eine umfassende Unterstützung für sie und ihre Angehörige im Alltag und Beruf geboten. Das Spektrum reicht von der Frühintervention ab Säuglingsalter bis zum Kommunikationstreffpunkt für Senioren. (Infos: www.barmherzige-brueder.at/unit/issn/gehoerlosigkeit)
Quelle: kathpress