Schwarz: Fernstehende im Synodalen Prozess "wieder ins Boot holen"
Eine vermehrte Teilhabe aller Gläubigen am kirchlichen Geschehen erhofft sich der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz von der zweiten Phase des von Papst Franziskus gestarteten Synodalen Prozesses der Weltkirche. Alle einzelnen Getauften seien von hoher Bedeutung für die christliche Gemeinschaft, die nicht darin bestehen könne, dass sich "nur einige wenige abmühen, die anderen sich aber entweder ganz zurückziehen oder nur konsumieren", betonte der Bischof in einem "Ermutigungsschreiben", das in der Kirchenzeitung "Kirche bunt" (aktuelle Ausgabe) veröffentlicht wurde. "Ohne Teilhabe fehlt etwas Wesentliches." Das Zuhören und das Hereinholen von Menschen, die sich der Kirche abgewandt haben, seien dabei besonders wichtig.
Ein rechtes Verständnis von Teilhabe könne sich nicht nur auf jene Menschen beschränken, die ohnehin integriert, akzeptiert oder in einer Pfarre das Sagen haben, mahnte der Bischof. "Teilhabe, wie der Papst es meint, bedeutet über den eigenen pfarrlichen Bereich hinaus zu jenen Menschen zu gehen, die der Kirche aus den unterschiedlichsten Gründen den Rücken zugekehrt haben." Das Teilen und Anhören der Sorgen und auch von "Wut, Ängsten und Nöten" sei wichtig.
Nötig seien auch Konzepte, um davon betroffene Menschen "wieder ins Boot" zu holen, wie etwa durch "Versöhnungsgespräche" oder einfach durch Vermittlung allgemeiner Informationen und Abläufe innerhalb der Pfarre. Fragen wie "Was kann ich für Sie tun? Womit könnte die Pfarre Sie unterstützen? Was müsste geschehen, dass Sie sich von der Kirche oder von unserer Pfarre so sehr angesprochen fühlen, dass Sie regelmäßig zum Gottesdienst kommen würden? Was ist der Grund, warum Sie der Pfarre ferne bleiben?" könnten dabei eine Hilfe sein.
"Kein Verein, der nur von Funktionären lebt"
An die Gläubigen appellierte der Bischof, "jenen Menschen intensiv und respektvoll zuzuhören, die Ihnen in der Pfarre noch unbekannt sind" und sich auf "Menschen am Rande der Gesellschaft" einzulassen - und zwar durch "Zuhören, nicht Bewerten oder Beurteilen". Statt nur auf jene zu achten, die in den Pfarren schon ihren Platz oder Ämter besetzen würden, gelte es "die verstummten Stimmen zu reaktivieren", denn: "Die Kirche ist kein Verein, der nur von Funktionären lebt. Die Kirche lebt davon, dass alle, die zu ihr gehören wollen, teilhaben können."
Besonders jenen mit schlechten Erfahrungen mit Kirche gelte es anzuhören, "denn sie haben etwas zu sagen, das man sonst vermutlich nie mehr hören wird". Wo jemand in der Vergangenheit ausgegrenzt oder ungerecht behandelt worden sei, gelte es, "diesen Menschen nachzugehen, sie wieder hereinzuholen und ihnen einen guten Platz einzuräumen". Das erfordere "Ideen und liebevolle Kreativität", schrieb Schwarz, der die Gläubigen, Pfarren und Gemeinschaften in seiner Diözese zugleich zu Rückmeldungen aufrief.
Möglichkeiten zur Teilhabe am Synodalen Prozess werde es in den kommenden Monaten mehrere geben, betonte der St. Pöltner Diözesanbischof. Konkret seien dies unter anderem die Pfarrgemeinderatswahl am 19. und 20. März, die Vorbereitung der Tauferneuerung in der Osternacht, präsynodale Versammlungen in den Dekanaten sowie verschiedene Gesprächsformate mit anschließendem Fragebogen und Videoimpulse. Einen Überblick über Aktivitäten in der Diözese St. Pölten gibt dabei die Website www.aufsendung.at.
Quelle: kathpress