Freistetter: Entwicklungsarbeit ist Friedensarbeit
Nachdem sich die katholische Kirche früher mit der Lehre vom "gerechten Krieg" um die Eindämmung von Kriege bemühte, ist mittlerweile der "gerechte Friede" in den Mittelpunkt gerückt: Da hat der österreichische Militärbischof Werner Freistetter im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" (Freitag) zum "Friedensfest" Weihnachten dargelegt. Obwohl beide Ansätze nicht im absoluten Gegensatz zueinander stünden, sei damit dennoch eine "bedeutende Akzentverschiebung" geschehen, sagte der promovierte Sozialethiker und Vorsitzende der Bischöflichen Kommission für Weltmission, Weltkirche und Weltreligionen.
Jeder Krieg sei ein Übel, stellte Freistetter klar. Die Lehre vom "gerechten Krieg" habe einst einen Katalog von Kriterien umfasst, welche möglichst eng umschrieben, wann ein Krieg gerechtfertigt sein konnte - sofern dies überhaupt möglich war. Problematisch sei dabei jedoch, "dass der gerechte Krieg oft schlichtweg zur Rechtfertigung von Kriegen missbraucht wurde", erklärte der Militärbischof. Daher spreche die kirchliche Lehre bereits seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht mehr vom gerechten Krieg, sondern von einer "sittlich erlaubten Verteidigung". Einer Regierung könne man demnach das "Recht zur sittlich erlaubten Verteidigung nicht absprechen, wenn alle Möglichkeiten einer friedlichen Regelung erschöpft sind".
Den Ausdruck "gerechter Krieg" vermeide er, "weil er zu sehr nach Rechtfertigung des Krieges klingt", sagte der Militärbischof. Um eine Rechtfertigung von Kriegen sei es bei Jesus in der Bergpredigt nie gegangen, sondern vielmehr um Gewaltlosigkeit und Haltungen. Freistetter: "Meine Haltung ist, dass ich für mich selbst entscheiden kann, die andere Backe hinzuhalten. Aber ich kann nicht für schutzlose, in ihrem Leben bedrohte Menschen entscheiden, dass sie das ebenfalls tun müssen. Denn das würde heißen, dass ich bei einem Völkermord zuschaue, wie Menschen massakriert werden, weil ich der absoluten Gewaltlosigkeit verpflichtet bin und nicht eingreifen darf."
In erster Linie bestehe Friedensarbeit laut dem Militärbischof in Prävention, was auch durch Entwicklungsarbeit geschehe. Bei dieser gehe es "genau darum, was wir heute unter gerechtem Frieden verstehen", nämlich: "Unrecht als größte Ursache von Kriegen zu bekämpfen und den Menschen Entwicklungs- und Lebenschancen zu geben." Die katholische Kirche, auch in Österreich, sei dabei "sehr stark" engagiert, unterstrich der Bischof.
Quelle: kathpress